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Eventide Omnipressor 2830Au Test

Wer den Gegenstand dieses Testberichts, den Dynamikprozessor Eventide Omnipressor 2830Au, als eine Art Ausflug Eventides in die Analogwelt versteht, der liegt nicht ganz richtig. Eventide gibt es seit einem halben Jahrhundert, und natürlich hat man als Audiofirma zu dieser Zeit Analogtechnik hergestellt. Die klassischen Harmonizer kamen erst deutlich später. Der Eventide Omnipressor ist auch heute noch als Vintage-Gerät beliebt und wechselt zwar für saftige Beträge den Besitzer – falls überhaupt, denn die eingeschworene Fangemeinde benutzt die Prozessoren lieber, als damit zu handeln. Und es wurden nur gut 200 gebaut. Nun ist dies ein Review des Eventide Omnipressor 2830Au, einer Neuauflage. Was kann das Gerät?

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Review Reissue

Quick Facts zum Eventide Omnipressor 2830Au

  • einkanaliger Dynamikprozessor
  • Re-Issue des originalen Omnipressors
  • Kompressor mit Limiting und Overcompression
  • Expanderfunktion alternativ zur Kompression

Eventide Omnipressor 2830Au: Was ist das überhaupt?

Bevor es darum gehet, was der Eventide Omnipressor 2830Au kann, sollte einmal klargestellt werden, was er überhaupt ist. Gut, es ist ein einkanaliger Dynamikprozessor. Und ja, es ist ein Kompressor. Aber eben nicht nur: Der Omnipressor kann alternativ nämlich auch expandieren. Und das Gerät beherrscht echtes Limiting mit ∞:1, darüber hinaus auch Overcompressing, wodurch das Signal oberhalb des Thresholds einen geringeren Pegel hat als darunter. Eine konzeptionelle Eigenschaft ist, dass man sich hier entscheiden muss: Kompression und Expansion sind nicht gleichzeitig möglich, wenngleich das ja eine Anwendung ist, die man in der Praxis häufig nutzt: Expansion verringert in Spielpausen Geräusche, Spill, Atmer, gleichzeitig wird der Nutzanteil des Signals komprimiert.

Bekannte Bedienelemente

Auf der Linken Seite der Frontplatte des Omnipressor 2830Au sind typische Bedienelemente zu finden, also Threshold, Attack (ab 100 Mikrosekunden) und Release (bis 1 Sekunde). „Line“ fungiert als Bypass/Operation-Schalter. Bass Cut liegt im Sidechain, der auch extern beigesteuert oder prozessiert werden kann, wenn man extern keyen möchte oder den Eventide als De-Esser nutzen will. Der 2830Au ist um einen Blend-Regler erweitert worden.

Bedienelemente
Kennt man: Threshold, Attack, Release, Sidechainaktivierung, Hochpassfilter für den SC, Blend und Eingangsdämpfung. “Line” ist der Bypass.

Function: Ratio in beide Richtungen

Das Eingangs-/Ausgangsverhältnis (Ratio) bestimmt der große Function-Regler. Mittig sind es 1:1, rechts davon steigt das Kompressionsverhältnis, um dann nach dem Limiting in Überkompression zu kippen. Links der Mittenposition steigt das Expansionsverhältnis bis 1:10. Das ist je nach Settings quasi ein Gate (ohne Hold und ohne Hysterese). Attenuation Limit und Gain Limit wirken zwar zunächst etwas kryptisch, doch arbeiten sie genau gemäß ihrer Bezeichnung. Wenn der Omnipressor das Eingangssignal verringert, kann er das um maximal 30 dB tun. Dieser Wert kann eingeschränkt werden. Das gilt auch für das Anheben: Das Gain kann von seinen maximalen 30 dB bis auf 0 zurückgefahren werden (oder 1 dB, um ganz genau zu sein).

Expansion, Compression, Overcompression
Ratio-Regler und Limits. Link verlinkt bei Bedarf mehr als zwei Omnipressor-Einheiten!
Back Panel
Sehr praktisch: In, Out und sogar beide Sidechain-Anschlüsse sind sowohl als XLR als auch als TRS ausgeführt. Und Link hat einen Out und einen In!

Das Output Level des Aufholverstärkers ist ebenfalls regelbar, zudem gibt es ein Link. Da steht bewusst nicht „Stereo Link“, denn Link ist als Daisy Chain beziehungsweise als Bus ausgelegt. Somit können viele Omnipressor zu Mehrkanalanwendungen zusammengefasst werden. Das Meter ist übrigens interessant, da es in der Mitte nullt, wenn Gain als Anzeigemodus ausgewählt ist. Die Nadel schwingt dann je nach Absenkung oder Anhebung nach links oder rechts. Ob der Prozessor nun anhebt oder absenkt, zeigen zudem zwei LEDs, die wie eine kleine Ampel grün oder rot leuchten.

VU Meter
Das umschaltbare Meter wird flankiert von zwei Indikationsleuchten.

Drei Platinen und zwei Übertrager im Omnipressor 2830Au

Der Eventide Omnipressor 2830Au ist wie das Original in einem schwarzen 19“/2HE-Gehäuse untergebracht. Statt Druckschalter gibt es kleine Knebel-Kippschalter. Ein Blick in das angesichts des Funktionsumfangs recht aufgeräumte Innere zeigt drei Platinen. Eine ist das Netzteil, eine steht vertikal hinter der Frontwand, die dritte trägt die XLR- und die parallelen TRS-Anschlüsse für die Audioverbindungen samt Sidechain-Send/Return und die beiden Übertrager, die Lundahl hergestellt hat.

Fotostrecke: 5 Bilder Hier zu sehen: Zwei der drei Platinen des Eventide Omnipressor 2830Au
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Sieht gut aus, ist gut zu bedienen

Zunächst muss ich loswerden, dass ein Omnipressor einfach spitze aussieht. Das Design ist absolut zeitlos, es ist Eventide auch gut gelungen, das Design des Originals für den Omnipressor 2830Au zu adaptieren. Schalten und Regeln funktioniert ohne besondere Vorkommnisse, mit gutem Lauf der Drehelemente und durch die Kippschalter mit klarem Feedback. Meter und Attenuation/Gain-Ampel sind keine historisierenden Spielereien, sondern sinnvolle Rückmeldung des Prozessors (und sicher durchaus eine Hilfe beim Verstehen des Geräts).

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Schrägansicht
Eventide Omnipressor in der Schrägansicht

Der Eventide Omnipressor 2830Au kann auch brav

Meter und vor allem grüne oder rote Leuchten sind vor allem dort ein Gewinn, wo der Omnipressor sanft und noch unhörbar arbeitet. Denn das kann er, auch wenn er oft dafür genutzt wird, Signale auf den Kopf zu stellen. Technische Kompression auch von wichtigsten Mix-Bestandteilen wie den Vocals, aber auch Sprache, Drums, Piano: All das gelingt hervorragend. Geht es in Richtung Limiting, ist der 2830Au zwar nicht so blitzschnell wie ein 1176 oder gar ein Spectra, aber für fast alle Anwendungen flott genug. Dennoch fühlt sich der Eventide Omnipressor dann wohl, wenn er seinen Regelvorgang plakativ macht und auffällige Bewegung in die Mischung bringt. Tritt man den Eventide so richtig, kann man den Lundahl-Ausgangsübertrager schön in die Sättigung fahren – falls noch jemand der Ansicht ist, Lundahls seien „eher brav“.

Audio Samples
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Vocals, unbearbeitet Vocals, leichte Kompression Drums, unbearbeitet Drums, mittlere bis kräftige Kompression

Ähnlichkeiten zu dbx

Mit der Overcompression lassen sich feine Effekte erzielen. Eine typische Anwendung wäre, ein Dirt Mike oder FOK am Drumset mit negativem Kompressionsverhältnis zum Pumpen zu bringen. Dadurch „verschwindet“ der Attackbereich und interferiert nicht mit den Direktsignalen von Bassdrum, Snare und anderen Bestandteilen. Der Omnipressor klingt dabei ganz ähnlich wie der dbx 160a oder dbx 560a. Schon bei der einfachen Kompression, aber hier ganz besonders, zeigt sich der Nutzen des neu hinzugekommenen Blend-Reglers.

Expandieren statt komprimieren

Nur einmal kurz am größten Bedienelement gedreht, schon expandiert der Omnipressor statt zu komprimieren. Das ist für den kreativen Prozess gar nicht verkehrt. Wie klingt es, wenn ich die Snare nicht breittrete, sondern vielleicht abwürge und mehr Platz für Reverb lasse? Klingt dieses bröselige Wegbrechen beim de-facto-Gaten nicht spitze? Kann ich mir nicht das ganze Editieren sparen, wenn ich die Vocals expandiere, um Atmer zu verringern? Der Omnipressor 2830Au ist nah am Original gebaut, insofern kann ich es Eventide natürlich nicht ankreiden, dass sie ein 50 Jahre altes Konzept nicht komplett umkrempeln. Allerdings fällt mir immer wieder auf, dass ich doch ganz gerne expandieren und komprimieren möchte.

Audio Samples
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Vocals, Expansion Drums, Expansion Drums, kräftige, schnelle Expansion
Expander
Der Eventide Omnipressor 2830Au kann kräftig und mit kurzen Zeiten expandieren, wodurch er sich wie ein Gate verhält.

Alternativen zum Eventide Omnipressor 2830Au

Es gibt kein Gerät, das das Konzept des hier getesteten Omnipressor 2830Au bietet. Zumindest ist mir keines bekannt. Natürlich ist die Kombination unterschiedlicher Geräte denkbar, wenngleich es doch recht weniger Expander/Gates auf dem Markt gibt. Und um ehrlich zu sein: Das verwundert mich doch sehr. Wen die Overcompression reizt, der findet mit dbx-Gear, beispielsweise dem außerordentlich preiswerten dbx 560a ein interessantes Produkt. Vielleicht liefert auch der All-Buttons-Mode des 1176 oder seiner Clones das, was man braucht. Im Ergebnis ähnlich der Expansion oder der Overcompression und dann doch wieder ganz anders sind Transient-Designer wie der SPL Transient Designer 4 mk2 oder der Elysia nvelope.

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Test des Eventide Omnipressor 2830Au: Fazit

Der Eventide Omnipressor 2830Au ist eine Re-Issue. Zweifelsohne ist das Konzept des Omnipressors sehr interessant. Es macht Spaß, mit ihm zu arbeiten, er kann eine Vielzahl unterschiedlichster Aufgaben erledigen. Die Änderungen und Erweiterungen auf der Frontplatte im Vergleich zum Original erscheinen sinnvoll. Wenn man aber bedenkt, dass für das in China hergestellte Gerät ein Preis von deutlich über 2000 Euro fällig werden, wird sich jeder Interessent die Frage nach dem Verhältnis von Kosten zu Nutzen stellen. Wer aber ein wirklich sehr flexibles Dynamiktool sucht, das abseits der allgegenwärtigen Studiostandards positioniert ist, der sollte sich den Eventide Omnipressor 2830Au in jedem Fall ansehen!

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Fazit Testbericht
  • einkanaliger Dynamikprozessor
  • Kompression, Limiting, Overcompression, Expansion
  • Attack: 0,1 ms – 100 ms
  • Release: 1 ms – 1 s
  • Pegelanhebung und -absenkung limiterbar
  • mehrere Einheiten linkbar
  • Lundahl-Übertrager
  • Sidechain-Filter und -Einschleifweg
  • 19“/2HE, eingebautes Netzteil
  • Anschlüsse als XLR und TRS
  • hergestellt in: China
  • Webseite: eventideaudio.com
  • Preis: € 2299,– (Straßenpreis am 10.5.2024)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • sehr flexibles Dynamik-Tool
  • einige Zusatzfunktionen gegenüber dem Original (Mix, Link)
  • XLR und parallel TRS, Link für viele Einheiten
Contra
  • selbstbewusster Preis
Artikelbild
Eventide Omnipressor 2830Au Test
Für 1.849,00€ bei
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