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Elektron Digitone Test

Elektron drückt ordentlich aufs Gas und bringt konstant neue Kisten heraus. Der Trend scheint zu “kompakter und günstiger” zu gehen, wenn man sich Digitakt und Analog Heat anschaut. Und unser heutiger Kandidat, der Digitone, bildet da keine Ausnahme. Allerdings bedeutet kompakter nicht unbedingt weniger Funktionen – und so ist Elektrons Alleinstellungsmerkmal, der beste Sequenzer der Welt, auch hier en vogue. 

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Bei Elektron-Fans der ersten Stunden werden sowieso Revival-Gefühle aufflammen, denn FM-Algorithmen gab es bereits im ersten Synth der Schweden, der Monomachine.

Details

Der Kreis schließt sich

Der Elektron Digiton ist ein achtstimmiger, digitaler Synthesizer mit integriertem Sequenzer. Und wer Elektron kennt, weiß, dass dieser Sequenzer nicht nur Gimmick, sondern Hauptfeature ist! 

Das Ganze steckt in der gewohnt soliden Stahlblech-Kiste, die ca. 1,5 kg wiegt und 215 x 176 x 63 mm groß ist. Das entspricht demselben Formfaktor wie Analog Heath und Digitakt, hinzu kommen 100 mm VESA Mounting Holes auf der Rückseite.

Bekannte Optik, ungewöhnliche Klangarchitektur: FM-Synth Elektron Digitone
Bekannte Optik, ungewöhnliche Klangarchitektur: FM-Synth Elektron Digitone

Achtspur Sequenzer

Der Digitone bietet insgesamt vier Synth-Spuren – alle mit einem variablen FM-Algorithmus ausgestattet – sowie vier zusätzliche MIDI-Tracks. Die MIDI-Tracks können jeweils bis zu acht Noten pro Akkord sowie Velocity, Length, Pitch Bend, Aftertouch und CC senden – ähnlich wie bei dem Elektron Digitakt, wobei dieser acht Tracks mit maximal vier Noten pro Akkord anbot.

Ganz simpel gesprochen kann der Digitone selbst also gleichzeitig vier verschiedene Sounds abspielen und vier weitere externe Geräte steuern. Die Polyphonie ist variabel und nicht den einzelnen Stimmen fix zugeordnet. Und das kann man pro Step variieren! Soll heißen: Im ersten Step mag Sound A vierstimmig sein und Sound B zweistimmig, im nächsten Step kann es aber schon wieder anders sein. Das ist flexibel und reizt die DSP-Power clever aus.

Mit den Steptastern kann man sogar chromatisch spielen!
Mit den Steptastern kann man sogar chromatisch spielen!

Es war einmal: Die Frequenzmodulation

Grundsätzlich gibt es zwei Hauptarten der Klangsynthese: Subtraktiv und Additiv. Bei ersterer nimmt man einer Klangquelle mit vielen Informationen im Klangspektrum über Filter nicht benötigte Informationen weg (Subtraktion). Bei der additiven Synthese hingegen läuft es genau andersherum: Man fügt also so lange etwas hinzu, bis man eine Oberton-Struktur erhält, die gefällt. 

Und die FM-Synthese ist die klassische additive Synthese. Hier bedient man sich im einfachsten Fall bei einem simplen Sinus und moduliert dessen Frequenz mit einem weiteren Sinus. Dabei dürfen diese nicht nur statisch verheiratet werden, sondern können über Amp-Envelopes auch weitergehend modifiziert werden. Den „Grundton“ nennt man dabei Träger bzw. Carrier, die modulierenden Frequenzen hingegen Moderatoren – und beide zusammen werden wiederum als Operatoren bezeichnet. So viel Theorie muss sein!

Digitone FM-Synthese: Altes mit neuem Alten kombiniert 

Es dürfen sich natürlich auch mehr als zwei Operatoren modulieren. Die verschiedensten Verschaltungen dieser wiederum nennt man dann FM-Algorithmus. So weit so gut – und bei anderen Synths auch nicht grundsätzlich anders gelöst. Was der Digitone allerdings ganz anders macht, ist die Nachschaltung klassischer, subtraktiver Methoden, um dem Signal auch wieder “ganz klassisch” Informationen entziehen zu können – Stichwort Filter. Der Signalfluss sieht damit wie folgt aus:

Fotostrecke: 9 Bilder Der Flow Chart.

Zu den acht verschiedenen FM-Algorithmen mit jeweils vier Operatoren gesellt sich pro Track noch ein Multimode Filter, ein Base/Width-Filter, ein Overdrive, eine Amp/Mixer-Sektion sowie zwei LFOs. Hinzu kommt ein Chorus, ein Saturator-Delay und ein Reverb im Send/Return-Verbund für alle Voices sowie ein Master-Saturate-Effekt. Das ist mittlerweile der Elektron-Standard.

Ausgewachsener Sequenzer

Ebenfalls Elektron-Standard – aber bei weitem kein allgemeiner Standard – ist der ausgefuchste Sequenzer. Nochmal: Es gibt vier Spuren für die vier Synth Voices sowie vier Tracks für die zusätzlichen MIDI-Tracks. Jeder dieser acht Tracks bietet einen Arpeggiator, individuelle Track-Längen sowie polyphones Sequenzieren, Micro-Timing, Trigger-Conditions und natürlich Parameter Locks. Letzteres bedeutet, dass jeder Parameter automatisiert und pro Step geändert werden kann. Das wiederum bedeutet, dass man pro Step grundsätzlich einen gänzlich anderen Sound abfeuern kann!

Fotostrecke: 13 Bilder Trigger Parameter inklusive Root und Conditions

Hardware-Fakten

Eingangs habe ich es bereits erwähnt, der Digitone teilt sich den Formfaktor mit Digitakt und Analog Heath. Mit ersteren teilt er sich auch das DSP-Environment, soll heißen: 48 kHz und 24 Bit Auflösung in den A/Ds und D/As sowie ein 128 x 64 Pixel OLED-Screen. Wer aufmerksam ist, wird schlussfolgern können, dass es neben den symmetrischen Stereo 6,35-mm-TRS-Outs auch noch einen Eingang auf großer Klinke gibt.
Für die Lauscher gibt es obendrauf einen 6,35-mm-Kopfhörer-Ausgang. Overbridge-Support gibt es zwar auch, allerdings ist dieser noch nicht verfügbar– eine zugegebenermaßen echt merkwürdige Praxis von Elektron.
Die Computer-Anbindung wird via USB-2 etabliert. MIDI gibt es via I/O/Thru, Din-Sync kann der Digitone aber auch, was Roland-Vintage-Liebhaber freuen solle. Das Netzteil ist universal und gehört zum Lieferumfang, genau wie ein USB-Kabel, 3 Jahre Garantie und ein paar schicke Aufkleber.

Die Anschlüsse des Digitone: Strom, USB, MIDI, Stereo-Input, Stereo-Output und Kopfhörer
Die Anschlüsse des Digitone: Strom, USB, MIDI, Stereo-Input, Stereo-Output und Kopfhörer
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Praxis

Old new user interface

Die grundsätzliche Bedienung des Digitone ist wie bei allen Elektron-Maschinen gelöst: Es gibt acht Push-Encoder, deren Funktionen sich mit dem Display-Inhalt kontinuierlich ändern. Hinzu kommen 16 beleuchtete Step-Taster, mit denen sich sowohl der Sequenzer programmieren lässt als auch live mit Keyboard-Ansicht bespielen lässt (Chromatic-Mode). 
Ungewöhnliche, kühle Klänge

Die FM-Algorithmen liefern eine andere Herangehensweise an das Soundschrauben und etwas theoretische Auseinandersetzung damit ist schon nötig – wenn auch das Handling bei weitem nicht so kompliziert ist wie bei den klassischen FM-Vertretern. Trotzdem: Wildes herumschrauben führt hier meist nur zu typischen FM-Noises. Das muss nicht schlecht sein, macht aber schnell müde. Wenn man etwas frickelt, kommt man aber schnell zu fetten Basslines und auch Kickdrums. Schöne Pads bedürfen hingegen etwas mehr Arbeit – was aber nicht heißt, dass es nicht geht!

Audio Samples
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Überwiegend erhält man trotzdem eher kühle, glasige Sounds – nordische Melancholie at it’s finst. Ich sage bewusst kühl, weil „kalt“ für mich eher eine Assoziation zu billigen virtuell-analogen Synths ist. Kühl ist hier also positiv zu werten!
Es ist zwar durchaus auch möglich, komplette Tracks zu produzieren, dafür muss man aber echt ein Händchen haben und Geduld mitbringen! Zum Glück stehen 512 Presets zur Verfügung, um einen schnellen Einstieg zu finden. Mir gefällt der eigenständige Charakter jedenfalls sehr gut und macht den Digitone daher zu einem der interessantesten Releases von Elektron der letzten Jahre!

Dank +Drive gibt es genügend Speicher!
Dank +Drive gibt es genügend Speicher!
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Fazit

Der Digitone ermöglicht es, die doch als durchaus kompliziert zu bezeichnende FM-Synths beherrschbar zu machen und packt sie in die gewohnte Elektron-Groovebox, welche vor allem dank des ausgeklügelten Sequenzers mehr als Freunde macht. Der kühle Sound bringt neue Farben in die übersättigte Welt der subtraktiven Massensynths und sollte für Elektron-Fans zum Pflichtkauf werden. Da das Overbridge Feature kostenpflichtig sein wird und auch noch nicht verfügbar ist, gibt es “nur” 4,5 Sterne!

Pro

  • acht FM-Algorithmen

  • umfangreiche Effekte

  • zusätzliche subtraktive Bearbeitung
  • 
toller Sequenzer mit vielen Zusatzfunktionen

  • zusätzlicher MIDI-Sequenzer mit bis zu acht Noten pro Track
Contra
  • 
“nur” vier Operatoren
  • Overbridge-Feature noch nicht verfügbar
Elektron_Digitone_Displays_01_Aufmacher
Features 

  • achtstimmig polyphon (multitimbral)

  • acht FM-Algorithmen
  • 
1 Multimode-Filter, 1 Base/Width-Filter, 1 Overdrive, 2 LFOs pro Stimme!
  • Vier Synth-Tracks, vier MIDI-Tracks

  • 1 Arpeggiator pro Track, Polyphonic sequencing, Individual track lengths, Parameter locks, Micro timing, Trig conditions, Sound per step change
  • Send & Master effects: Panoramic Chorus send effect, Saturator Delay send effect, Supervoid Reverb send effect, Overdrive master effect
  • 128 x 64 Pixel OLED Screen
  • 2x 6,35 mm symmetrische Audio-Outs

  • 2x 6,35 mm unsymmetrische Audio-Ins
  • 5,35 mm Kopfhörerausgang

  • 48 kHz, 24 Bit AD/DA

  • MIDI In/Out/Thru mit DIN Sync out

  • 100 x 100 mm VESA Montagelöcher

  • Overbridge enabled, USB 2.0

  • Abmaße: 215 x D 176 x H 63 mm

  • Gewicht: 1,49 kg
Preis

  • EUR 749,- ( Straßenpreis am 21.6.2018)
Kommentieren
Profilbild von flocked

flocked sagt:

#1 - 09.07.2018 um 12:09 Uhr

0

Overbridge wird nicht mehr kostenpflichtig sein. Wegen der unglaublich langen Wartezeit auf die Software hat Elektron vor einem halben Jahr angekündigt, dass es kein Overbridge Premium mehr gibt und alles kostenfrei sein wird.

Profilbild von Felix Klostermann

Felix Klostermann sagt:

#2 - 11.07.2018 um 14:36 Uhr

0

Hi flocked,
da hast du natürlich vollkommen recht! Ich werde es ändern. Danke dir und LG, felix

Profilbild von dinraum

dinraum sagt:

#3 - 04.01.2019 um 12:41 Uhr

0

Der Usb Anschluss kann aber vermutlich kein Midi ausgeben oder?

    Profilbild von Felix Klostermann

    Felix Klostermann sagt:

    #3.1 - 05.01.2019 um 14:08 Uhr

    0

    Hi Dinraum, ich bin mir ziemlich das er das kann. LG; Felix

    +1
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