Dass Computer eines Tages sprechen können, ist eines der großen und immer wieder gerne gesehenen Klischees des Science-Fiction Kinos. Auch im musikalisch mächtigen Meisterwerk „2001: Odyssee Im Weltraum“ wendet sich der Bordcomputer mit seinem roten Kamera-Auge an die Crew des Raumschiffs, wünscht mit sanfter Stimme einen guten Morgen, oder fragt besorgt nach dem Stand der Mission. Das Jahr 2001 ist inzwischen längst kein Science-Fiction mehr. Wir befinden uns bereits im Jahr 2010, in dem die Fortsetzung des Films spielt – wirklich selbständig sprechen, können Computer bis heute nicht!
Seit 2005 die erste Version der East West/Quantum Leap Symphonic Choirs (EWQLSC) veröffentlicht wurde, können sie aber zumindest eines: Singen – und zwar in voll besetztem Sinfonie-Chor! Dabei dürfen wir aber wohl dankbar sein, dass dies nicht selbstständig passiert. Man stelle sich nur vor der Studiorechner würde in den Kaffeepausen unaufgefordert anfangen, aus voller Prozessorbrust Arien zu schmettern und in kräftigem Sopran das Regiefenster zum Beben zu bringen. Keine Sorge: Von alleine passiert da gar nichts. Dazu ist schon einige Vorarbeit nötig. Vor allem, wenn ein getippter Text sozusagen vom Bildschirm weg gesungen werden soll.
Wie viel Programming nötig ist, um ein möglichst realistisches Ergebnis zu erreichen, wo die Grenzen dieses Ergebnisses liegen und ob die Symphonic Choirs in den fünf Jahren nach ihrer Markteinführung bei der rasanten technischen Entwicklung vielleicht sogar einen Genrewechsel von Science-Fiction zu Mantel-und-Degen vollzogen haben könnten, erfahrt ihr in diesem bonedo Test.
Anzeige
Details:
Von Kontakt bis PLAY 2
Bevor wir uns dem großen Kino zuwenden, starten wir mit einer kleinen Historien-Dokumentation zu den Symphonic Choirs, denn seit 2005 hat sich manches geändert. East West beschränkte sich in der Erstversion auf das Bereitstellen der Samples und griff zur Organisation und zum Abspielen auf die Software eines Drittanbieters zurück. Zum Einsatz kam der gerne für solche Zwecke verwendete Kontakt Player von Native Instruments. Bereits in dieser Form stieß die Software auf euphorischen Zuspruch in den Anwenderreihen und wurde mit Auszeichnungen nur so überschüttet. Zwei Jahre später entschied man sich, den noch verhältnismäßig jungen Wein in eigene Schläuche zu füllen und veröffentlichte mit der PLAY Engine einen Sampleplayer, der vor allem mit 64-Bit Kompatibilität und einem integrierten Faltungshall glänzte.
Es folgte eine Updatewelle, die eine ganze Reihe von East West Libraries vom Kontakt Player auf die neue Plattform hob – unter anderem auch das nah verwandte Symphonic Orchestra. Danach kehrte abgesehen von sporadischen kleinen Updates Stille ein, bis nun endlich im Mai 2010 fast zeitgleich mit dem Release der neuen Hollywood Strings das lang ersehnte PLAY 2 zum kostenlosen Download für die Anwendergemeinde bereitgestellt wurde. Die Erwartungen sind hoch, denn in den letzten Jahren hat sich auf den Benutzeroberflächen von virtuellen Samplern einiges getan. Ob diese Erwartungen erfüllt werden, wird sich im weiteren Verlauf des Tests zeigen. Da PLAY 2 sich hauptsächlich mit einem verbesserten Streaming-System brüstet, lässt sich aber jetzt schon absehen, dass die Veränderungen wohl vor allem unter der Haube der Software stattgefunden haben.
Lieferumfang, Installation und Autorisierung
Die Symphonic Choirs laufen als Standalone-Applikation oder als Plug-in in den Formaten VST und AU. In der Box befinden sich sechs DVDs, auf denen die knapp 39 GB große Library untergebracht ist. Alles Wissenswerte entnimmt man dem englischen Benutzerhandbuch, das in digitaler Form als PDF-Datei vorliegt. Nachdem die Daten ihren Platz auf einer Festplatte gefunden haben, folgt als nächster Schritt die Online-Übertragung der Lizenzrechte auf einen iLok Key. Dieser USB-Kopierschutzstecker ist, wie üblich, nicht im Lieferumfang enthalten, und muss extra erworben werden. Mit dem Authorization Wizard, der als eigenständiges Programm – auch auf einem anderen Rechner – installiert werden kann, ist die Aktivierung relativ unkompliziert: Account erstellen, Seriennummer eingeben, kurz warten, fertig.
PLAY-Engine, Wordbuilder und Host-Kompatibilität
Ich habe es schon angedeutet: Es ist möglich, den Symphonic Choirs durch Texteingabe vollständig artikulierten Gesang zu entlocken, und das ist natürlich schon rein prinzipiell eine großartige Sache. Wie das in der Praxis gemacht wird und vor allem wie es klingt, wird später noch ein Thema sein. Momentan liegt der Fokus auf der technischen Seite.
Stellen wir uns Sprache in Slow Motion vor. Alle relevanten Konsonanten und Vokale, die das menschliche Mundwerk erzeugen kann, sollen so aneinandergereiht und ineinander überblendet werden, dass am Ende ein natürliches Ergebnis herauskommt. Ein Ergebnis, das klingt als wäre es von echten Lippen geformt worden und gleichermaßen Information und eine emotionale Stimmung vermitteln kann. Das ist, wie man sich vorstellen kann, keine einfache Aufgabe, für deren Erfüllung manches Kleinkind bis zu zwei Jahre braucht, und mit der selbst mancher Erwachsener immer wieder im Clinch liegt. East West ermöglicht den Spracherwerb der Software durch eine Kombination von zwei separaten Anwendungen. Die besagte PLAY Engine selbst gewährt Zugriff auf alle Samples. Der Wordbuilder liest die Melodie einer MIDI-Spur, übersetzt getippten Text in MIDI-Informationen, fügt beides zusammen und sendet dieses Datenbündel an die Engine, sodass die eingegebenen Worte letztendlich im vollständigen Chorsatz durch die Abhörlautsprecher tönen. Beide Programme müssen also auf komplexe Weise miteinander kommunizieren, um dieses hohe Ziel zu erreichen. Leider ist das nicht in allen Hosts ohne Weiteres möglich.
Cubase- und Sonar-User dürfen sich freuen, denn hier lässt sich der Wordbuilder ganz einfach als VST-Effekt auf einem MIDI-Kanalzug einbinden. Bei den meisten anderen Sequencern wie Logic oder Pro Tools wird es komplizierter. Um die virtuellen Kabelstrippen zwischen MIDI-Spur (Melodie), Wordbuilder (Worte) und der Engine (Samples) korrekt zu ziehen, muss man sich in die Eingeweide seines Hosts vorarbeiten. Bei Problemen hilft glücklicherweise das ausgedehnte Video-Tutorial. Trauriger Gewinner der Trophäe für den kompliziertesten Einrichtungsvorgang ist Pro Tools: Laut Handbuch sind 18 Schritte notwendig, um beide Plug-ins mit dem Sequencer in Einklang zu bringen. Hier erstellt man sich am besten ein Template, in dem die benötigten Verbindungen für zukünftigen Gebrauch bereits eingerichtet sind. Benutzer von Ableton Live oder FL Studio werden herb enttäuscht, denn unter diesen Hosts läuft der Wordbuilder gar nicht. Das Problem: Beide Sequencer bieten keine Unterstützung von polyphonen Aftertouch-Daten, und leider setzen die beiden Plug-ins auch auf diesen Datenkanal, um sich untereinander auszutauschen. Die PLAY Engine verrichtet zwar trotzdem brav ihren Dienst, aber auf artikulierten Gesang muss man in diesem Fall leider verzichten. Die Ergebnisse sind dabei glücklicherweise noch immer deutlich feingeistiger als bei Fangesängen im Fußballstadion. Wie man hören wird, entstammt die Besetzung der Symphonic Choirs gemessen an ihrem Timbre vielmehr himmlischen Gefilden.
Bei der Integrationsfrage handelt es sich übrigens um einen der Punkte, in dem die Anwendergemeinde Besserung durch PLAY 2 erwartet hätte. Kann ein Hersteller es sich erlauben, den Usern nach einem Major-Update eine derart komplizierte Einrichtungsprozedur zuzumuten, gerade wenn manches aktuelle Plug-in mit der Komplexität einer kleinen DAW daherkommt? Einem Einbinden des Wordbuilders in die PLAY Engine dürfte von der technischen Seite aus nicht allzu viel im Wege stehen, und damit wäre sicher vielen geholfen.
Anzeige
Praxis
PLAY 2 in der Hauptansicht
Die grafische Benutzeroberfläche der PLAY Engine gliedert sich hauptsächlich in die Player- und die Browser-Ansicht. Neben der Möglichkeit, die Sounds zu (ver)stimmen und den Klangverlauf über eine AHDSR-Hüllkurve zu beeinflussen, bietet die Player-Ansicht Kontrolle über die Lautstärken der drei Mikrofonpositionen, in denen die Samples aufgenommen wurden. Auch auf das Menü des internen Faltungshalls und die Performance-Scripts zum Vermenschlichen der MIDI-Darbietung kann hier zugegriffen werden. Um die ersten Sounds zu laden, wechseln wir in die Browser-Ansicht.
Die Browser-Ansicht und die Struktur der Library
Im oberen Bereich des Fensters kann man sich durch die Sample-Hierarchie der Library klicken. Vor allem alteingesessenen Benutzern von Plug-ins, die mit der PLAY Engine arbeiten, wird in der neuen Browser-Ansicht von PLAY 2 eine besondere Neuerung ins Auge springen: der Delete-Button! Tatsächlich hat East West es geschafft, nach drei Jahren eine Möglichkeit zum Löschen bzw. Entladen eines Patches in die Engine einzubinden. Wer sich nun völlig zu Recht irritiert am Kopf kratzt, dem sei versichert, dass dies bisher wirklich nicht ging. Ein geladenes Instrument konnte bis PLAY 2 nur durch ein anderes ersetzt werden. Gut, dass dem jetzt nicht mehr so ist.
Für eine flächendeckende Live-Anwendung gibt es Kombi-Programme, in denen Stimmen aus allen männlichen und weiblichen Tonlagen auf dem gesamten Masterkeyboard verteilt werden. So liegt also der komplette Chor unter den Fingerspitzen des Maestros. Ein Kompromiss, der natürlich ein wenig auf Kosten der Detailtreue geht, aber eben den Zugriff vereinfacht. Gesungen werden hier je nach Patch die Silben „Aaa“, „Mmm“, „Nnn“ oder „Ooo“. Beim Einlesen der Samples fällt auf, dass sich die Ladezeiten in PLAY 2 tatsächlich drastisch verkürzt haben. Darüber darf man sich natürlich freuen!
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Full Chorus
Wer ein möglichst realistisches Ergebnis anstrebt, der wird die einzelnen Programme der verschiedenen Chor-Sektionen verwenden und jeder einen eigenen MIDI-Kanal zuweisen. Neben den großen Multis, die speziell zur Arbeit mit dem Wordbuilder bestimmt sind und sich ohne ihn gar nicht richtig spielen lassen, gibt es für Sopran, Alt, Tenor, Bass und tatsächlich auch für Knabenchor verschiedene Programme, die jeweils einen Laut aus dem phonetischen Alphabet in den Speicher des Rechners laden. Die Patches für die Vokale beinhalten von vornherein dynamische Crossfades, zwischen denen man mit dem Mod-Wheel überblenden kann. Neben der Lautstärke verändern sich dabei vor allem die Klangfarbe und die Intensität des Vibratos. So lassen sich beim Spiel mit Laut und Leise wunderbar epische Effekte erzeugen. Außerdem gibt es für jedes der Programme Keyswitches, mit denen man bei Bedarf zwischen liegenden Tönen, gebundenen Tönen, Legato und Staccato hin und her schaltet.
Zum Thema „Konsistenz einer Library“: Bei den Konsonanten fehlen diese dynamischen Crossfades. Was bei Lauten wie „P“ oder „R“ verständlich ist, wirkt für „Mmm“ und „Nnn“ etwas enttäuschend, denn auch diese können von einem echten Chor gehalten und auch in ihrer Klangfarbe variiert werden. Im Player hört ihr das obige Beispiel mit einzelnen Patches für jede Sektion und mit zusätzlicher Dynamik-Bearbeitung.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Sections & Dyn.
Dieser Sound dürfte das Herz des Cineasten höher schlagen lassen. Die EWQLSC klingen wirklich mächtig, und wenn ein Chor dauerhaft nur gehaltene Vokale singen soll, funktioniert alles wunderbar. Wenn häufig zwischen verschiedenen Sounds gewechselt werden soll und man deshalb nicht gleich zum dafür zu komplizierten Wordbuilder greifen will, muss man das aber über verschiedene MIDI-Channels machen. So legt man also für jede Stimme des Chors mehrere MIDI-Spuren an. Die entsprechenden Kanäle lassen sich ebenfalls in der Browser-Ansicht festlegen. Komplexe Keyswitches gibt es nur bei den Solo-Sängern. Custom-Keyswitches, mit denen man die benötigten Sounds in einen Kanal laden kann, oder die Möglichkeit, eigene Crossfades zu erstellen, gibt es leider nicht.
TIPP: In Cubase 5 kann man sich mit VST Expression eigene Keyswitches programmieren, die auch in der Lage sind, innerhalb von einer MIDI-Spur den Kanal zu wechseln.
Abseits der typischen Chorsamples aus den einzelnen Sektionen finden sich in der Library auch drei Solisten aus den Bereichen Sopran, Alt und Knaben. Mit einer Portion Faltungshall wecken diese „menschlichen Instrumente“ ganz eindeutige Assoziationen mit in der Filmwelt weitläufig bekannten Fantasy-Trilogien. Bei den Knaben kommt ein Programm zum Einsatz, das zufällige Silben würfelt und eine Art Elfensprache erzeugt. Außerdem gibt es einen Track, der einige Effekte verwendet, die ebenfalls Teil der Library sind, und mit denen sich wunderbar gruselige Atmosphären erzeugen lassen.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Solo SopranSolo Boy RandomGrusel Stimmung
Habe ich vorher etwas von himmlischen Gefilden erwähnt? Das relativiert sich mit dem Gruseltrack wohl ein wenig. Anzumerken ist, dass es sich bei den geflüsterten Bässen um fertige Samples handelt und nicht etwa um ein Ergebnis der Arbeit mit dem Wordbuilder.
Mikrofonpositionen und Hallfahnen
Wechseln wir zurück in die Player-Ansicht. Hier kann man sich zwischen den drei Mikrofonpositionen entscheiden, sie kombinieren, und jeder Einzelnen einen der neun Stereo-Ausgänge des Plug-ins zuweisen. Zur Auswahl stehen Close-Mics, Stage-Mics in mittlerer Entfernung und Surround-Mics. Letztere sind nicht nur für den Einsatz in 5.1- oder 7.1-Produktionen verwendbar, sondern bieten auch im Stereo-Panorama eine raumbetonte Variante der Samples an, die entfernt und groß klingt.
Die gesamte Library wurde übrigens im gleichen Raum und mit dem gleichen Mikrofon-Setup aufgenommen wie das East West/Quantum Leap Symphonic Orchestra. Im Player hört ihr den bereits bekannten Chorsatz (diesmal mit Wechsel des gesungenen Vokals) jeweils mit Close-, Stage- und Surround-Mics und abschließend mit einer Mischung aus allen Dreien.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Close MicStage MicSurround MicMix
Wenn für einen voll besetzten Chor arrangiert wird und alle drei Mikrofonpositionen gleichzeitig verwendet werden sollen, können die älteren Semester unter den Studio-Rechnern schon einmal ins Schwitzen kommen. Vor allem eine langsame Festplatte kann zum Flaschenhals des Systems werden. Falls dem so sein sollte, lassen sich die einzelnen Programme von 24 Bit auf 16 Bit reduzieren. Weitere Speichersparmaßnahmen, wie beispielsweise ein automatisches Entladen nicht verwendeter Samples gibt es nicht.
Als Alternative oder Zusatz zu den echt aufgenommenen Release-Samples bietet sich der integrierte Faltungshall an, und an dieser Stelle dürfen wir uns über eine weitere Neuerung in PLAY 2 freuen. Die Anzahl der Faltungen wurde deutlich erhöht, und inzwischen stehen 83 verschiedene Räume bzw. Raumvariationen im Angebot. Diese können mit einem zusätzlichen Pre-Delay versehen werden, und bei Bedarf lässt sich eine Hall-Einstellung als Master-Reverb innerhalb der aktuellen Instanz des Plug-ins verwenden. Das spart Prozessorpower, und im Regelfall wird ein echter Dirigent kaum auf die Idee kommen, die verschiedenen Stimmgruppen seines Chors in unterschiedliche Räume stellen zu wollen. Eine kleine Auswahl aus den insgesamt sehr ordentlich klingenden Hallfahnen gibt es in weiteren Audios. Hier wurden ausschließlich die Close-Mics verwendet und mit künstlichem Reverb versehen.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Dark AbbeySinatra ChamberHollywood HallPsychedelic Reverb
TIPP: Wenn mehrere Ausgänge der PLAY Engine beschickt werden und der Faltungshall eines Instruments als Master-Reverb verwendet wird, dann mischt sich die Hallfahne aller abgespielten Sounds in den Ausgangskanal des Instruments, in dem dieser Hall liegt. In einer Zusammenstellung aus Sopran, Alt, Tenor und Bass mit Master-Reverb im Sopran-Patch kommt der Hall aller Instrumente also aus dem gleichen Ausgang wie der Sopran. Um dies zu umgehen, empfiehlt es sich, einen neuen Patch zu laden, alle Samples von Hand wieder zu entladen, diesem Patch seinen eigenen Output zuzuweisen und den Hall als Master zu deklarieren. So erhält man einen separaten Mixer-Channel für die Hallfahne.
Portamento, Repetition, Legato – Die Performance-Scripts
Um die Darbietung der Symphonic Choirs zu vermenschlichen, bietet das Plug-in drei intelligente Performance-Scripts an, die vor allem auf die Pitch-Einstellungen und Hüllkurve der Samples zugreifen. Im Gegensatz zu meinen persönlichen Erfahrungen mit dem Symphonic Orchestra funktionieren vor allem das Portamento- und das Legato-Script mit den Chören sehr gut.
Mit dem Portamento-Script lassen sich fließende Übergänge von einem Ton in den nächsten realisieren. Sehr bereichernd für mittlere bis schnelle Passagen ist das Legato-Script. Die Veränderungen sind subtil, machen im Gesamtbild aber einen deutlichen Unterschied zur technischer klingenden Variante ohne Script. Das Repetition-Script ruft bei der Wiederholung eines Tons alternative Samples auf, um einen Machinegun-Effekt zu vermeiden.
Für die Performance-Scripts gibt es MIDI-Controller, mit denen sie sich aktivieren und auch wieder abschalten lassen. Über Host-Automatisierung ist dies leider nicht möglich. Generell lässt sich auch in PLAY 2 noch kein einziger Parameter auf dieser globalen Kommunikationsebene ansprechen.
Da die Samples selbst durch die Legato- und Portamento-Scripts verfremdet werden, passen sie oftmals nicht mehr mit den echt aufgenommenen Release-Trails zusammen. Dementsprechend schaltet das Plugin bei Aktivierung automatisch die echten Hallfahnen ab und ersetzt diese durch den integrierten Faltungshall. Ein Problem dabei ist, dass sich das Reverb-Modul, wenn es abgeschaltet wird, die alte Hallfahne merkt und auch nicht davor zurückschreckt, diese bei Reaktivierung wieder abzuspielen, obwohl das ursprüngliche Sample längst Geschichte ist. Es empfiehlt sich also, einen Ton vollständig abklingen zu lassen, bevor eines der beiden Scripts abgeschaltet wird. Ganz genau seht und hört ihr all das im folgenden Video.
Votox-Party – Der Wordbuilder und das phonetische Alphabet
Jetzt geht es ans Eingemachte! Wir wollen die Symphonic Choirs dazu bringen, einen eigenen Text zu singen. Da ich selbst Cubase-Nutzer bin, kann ich mich glücklicherweise um die ausgedehnte Konfigurations-Arie drücken und direkt loslegen. Der Wordbuilder befindet sich in der Liste der MIDI-Plug-ins und schaltet sich so automatisch zwischen die MIDI-Daten und die PLAY Engine. Wie ihr im folgenden Video sehen werdet, reicht es meistens nicht, einen Text einfach so einzugeben. Um sich an das gewünschte Ergebnis anzunähern, muss man in der Regel das phonetische Alphabet bzw. die hauseigene Votox-Sprache bemühen.
Full Score – Chor und Orchester
In den seltensten Fällen wird ein kompletter Track aus Chormusik a capella bestehen. Vor allem, da die East West Chöre im gleichen Aufnahmeraum wie das Orchester gesampelt wurden, interessiert es mich an dieser Stelle natürlich, wie gut die beiden sich miteinander vertragen. Dafür habe ich mich für eine Weile ins Komponisten-Bootcamp zurückgezogen, um einen Teil der Filmmusik aus „Der Soldat James Ryan“ nachzuprogrammieren, die aus der Feder des Großmeisters John Williams (Star Wars, Indiana Jones, ET, etc.) stammt. Bezogen auf den Chor hört ihr eine Tutti-Besetzung aus Sopran, Alt, Tenor und Bass, die ohne Wordbuilder ausgeführt wurde. Zum Einsatz kommt in jeder Stimmlage ausschließlich ein Patch mit einem gehaltenen „Ooo“. Die Dynamik wurde über einen Mix aus MIDI-Bearbeitung in PLAY und Mixer-Automation im Host umgesetzt. In dieser großen Orchesterbesetzung klang das Ergebnis nach ein wenig Equalizer-Bearbeitung noch deutlich schöner.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Hymn To The Fallen
Anzeige
Fazit:
Mein lieber Herr Gesangsverein! Wie bewertet man eine Library die großartig klingt und gleichzeitig trotz jüngstem Update in ihrer Benutzerfreundlichkeit so viele Wünsche offen lässt? Da wäre die komplizierte Einrichtung des Wordbuilders in den meisten Hosts, die Tatsache, dass er unter Ableton Live und FL Studio gar nicht laufen will und dann natürlich noch die unflexible PLAY Engine selbst – keine Host-Automatisierung, keine Custom-Keyswitches und ein etwas fragwürdiges Verhalten bei den Performance-Scripts. All das sind Kompromisse, auf die man sich zumindest momentan noch einlassen muss, wenn man bestmögliche Ergebnisse erreichen will.
Fakt ist, dass es bis dato nicht viele vergleichbare Sample-Sammlungen gibt und die EWQLSC sich diese Umstände offenbar noch erlauben können. Zwar haben die Hersteller der Vienna Symphonic Library vor kurzem die Vienna Choirs veröffentlicht, einen Wordbuilder oder ein ähnliches Tool gibt es dort aber nicht. East West hält also, zumindest was synthetische Artikulation angeht, nach wie vor das Monopol. Ein Silberstreifen am Horizont ist das seit Langem angekündigte PLAY Pro, das ein eigener richtiger Sampler mit erweiterter Funktionalität sein wird. So hoffen wir also weiter, dass East West sich der noch offenen Mängel annimmt und seinen großartigen Sounds in nicht allzu ferner Zukunft eine weniger enttäuschende Verpackung spendieren wird. In diesem Fall wird die Anwendergemeinde sicher nicht zögern, statt der „Hymn To The Fallen“ eine freudenreichere Lobeshymne anzustimmen.
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
Großes Klangkino
Drei frei mischbare Mikrofonpositionen
Konzept des Wordbuilders
Contra
PLAY Engine trotz jüngstem Update nicht „Up To Date“
Wordbuilder nicht in die Engine integriert
Wordbuilder läuft nicht unter Ableton Live und FL Studio
Wie immer professional analysiert. Besser geht es eigentlich nicht. Zumal ich das Gefühl habe, hier wird nicht Marketing für ein Produkt gemacht. Ich als Leser bin dankbar, dass ich vor dem Kauf weiß, was mich erwartet. Wenn in diesem Fall allerdings die Bewertung in der Art lese: Gut, aber da sollten bestimmte Sachen in einem Update besser werden, dann würde ich mir wünschen, dass immer ein Datum und die Version angegeben wird. Das habe ich auf den ersten Blick nicht gefunden. Burkhard
Eigentlich ist dieses Produkt genau das, was ich suche. Allerdings arbeite ich mit Ableton Live Suite11, und da möchte ich besonders den Wordbuilder verwenden. Der beschreibende Artikel scheint älter zu sein, gibt es mittlerweile neue Versionen, die meinen Vorstellungen entspächen? MfG
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Burkhard sagt:
#1 - 08.12.2012 um 18:36 Uhr
Wie immer professional analysiert. Besser geht es eigentlich nicht. Zumal ich das Gefühl habe, hier wird nicht Marketing für ein Produkt gemacht. Ich als Leser bin dankbar, dass ich vor dem Kauf weiß, was mich erwartet.
Wenn in diesem Fall allerdings die Bewertung in der Art lese: Gut, aber da sollten bestimmte Sachen in einem Update besser werden, dann würde ich mir wünschen, dass immer ein Datum und die Version angegeben wird. Das habe ich auf den ersten Blick nicht gefunden.
Burkhard
Marcus Biermann sagt:
#2 - 12.11.2022 um 14:12 Uhr
Eigentlich ist dieses Produkt genau das, was ich suche. Allerdings arbeite ich mit Ableton Live Suite11, und da möchte ich besonders den Wordbuilder verwenden. Der beschreibende Artikel scheint älter zu sein, gibt es mittlerweile neue Versionen, die meinen Vorstellungen entspächen? MfG