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Dreadbox Nymphes Test

Dreadbox Nymphes entstand laut Hersteller in einer Melange aus Corona-Isolation, Wut auf die Obrigkeit und Kapitalismus-Kritik – und der Tatsache, dass man trotzdem an einfachen Dingen Freude haben kann; so wie der simplen Kombination aus analogem Synthesizer und Reverb. 

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In seiner Struktur dem Roland Juno-6 durchaus ähnlich, aber mit mehr Modulations-Möglichkeiten und in ein äußerst kompaktes Gehäuse verfrachtet, verspricht Dreadbox mit dem Nymphes genau das!

Details

Offensichtlich: klein und mächtig

Dreadbox Nymphes ist ein sechs-stimmiger analoger Synthesizer mit eingebauten Digital-Reverb. Das Desktop-Gehäuse ist aus solidem Blech gefertigt und misst kompakte 240 x 124 x 37 mm. Der Synth wiegt komplett nur 750 g und wurde im 80s-Miami-Style blau/rosa gelackt.

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Rückseitig finden sich alle Anschlüsse, darunter Miniklinke für den Kopfhörer sowie eine große Monoklinke für den Hauptausgang, die Lautstärke wird gemeinsam geregelt. Die USB-Buchse Typ-B sorgt für Strom und MIDI, eine weitere Miniklinke ebenfalls für MIDI. Der passende Adapter auf DIN-Buchse liegt bei, zusätzlich zum gedruckten Quick-Start und ein paar Aufklebern.

Doppelt und dreifach belegt

Die Bedienoberfläche der Nymphe zeichnet sich durch 14 Schieberegler aus, die allesamt doppelt oder sogar dreifach belegt sind. Unten findet sich die Beschriftung der Standard-Belegung, oberhalb der Regler entsprechend die der Shift-Befehle. Beim Envelope findet sich eine dritte Ebene, die sich dem Reverb widmet.

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Solide Klangarchitektur mit vielen Modulations-Möglichkeiten

Die Struktur des Synths ist simpel und mit einem Roland Juno-6 vergleichbar. Die sechs Stimmen schöpfen aus nur einem Oszillator, der allerdings einen zumischbaren Sub-Oszillator und Rauschen bietet. Die Wellenform ist zwischen Dreieck, Pulse und Sägezahn morphbar, variable Pulsweite kommt hinzu.  

Des Nymphes Filter ist ein 24 dB/Okt. Lowpass und resonanzfähig. Cutoff, Resonanz, Envelope-Amount (EG) und Filter-Tracking tun das übliche, hinzukommt ein High-Pass-Filter in Reihe. Amp und Filter kennen eigene ADSR-Hüllkurven, die Bedienung erfolgt mit den Envelope-Fadern, umschaltbar mit Shift. Der Shift-Befehl kann momentan als auch festgestellt genutzt werden. Auf diesem Wege erreicht man auch Glide, Detune und Envelope-Amount (EG) sowie die Chord-Funktion mit den Fadern des Oszillators.

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OSC-Pitch und Filter-Cutoff können fest über den LFO1-Amount moduliert werden, ein zweiter LFO ohne feste Verknüpfung kommt global hinzu. Beide LFOs haben umfangreiche Wellenformen und regelbare Rate- sowie Delay- und Fade-Parameter zu bieten. Die Modulations-Möglichkeiten sind hier ohnehin üppig: LFO 2, Modwheel, Velocity und Aftertouch dienen als Quellen und faktisch alle anderen Parameter als Ziele, auch gern mehrfach und anteilig. Der LFO2 kann außerdem den LFO1 modulieren – umgedreht geht es nicht, was aber keinen Verlust darstellt. 

Extras

Die Polyphonie des Synths kann in sechs Varianten genutzt werden, darunter der obligatorische Mono-Mode sowie ein sechs- oder vier-stimmiger Unison. Tri- und Duo-Mode gibt es auch, sie spielen mit 2x 3 bzw. 3x 2 Stimmen. Lässig ist außerdem der Chord-Mode, der bis zu sieben Akkorde speichern kann. Mit dem entsprechenden Schieber in der OSC-Sektion können diese on-the-fly abgerufen werden – die Programmierung fällt indes etwas umständlicher aus.

Zu guter Letzt sei noch der Reverb erwähnt, der die Parameter Space Size, Reverb Decay, Low-Pass-Filter sowie Mix kennt. Sein maximaler Wet-Anteil liegt bei schätzungsweise 50%.

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Praxis

RTFM

Ausgepackt und direkt losgelegt – so einfach ist es hier leider nicht. Das hat Dreadbox gemerkt und dem Nymphes Synth einen großen Quickstart sowie ein zusätzliches Cheat-Sheet mitgegeben, was die Navigation und Menü-Struktur des Synths entschlüsselt. Macht man den Fehler wie ich, und liest das alles nicht, ist Frust vorprogrammiert.

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Unbeabsichtigt habe ich beispielsweise mehrfach den MIDI-Channel verstellt und dann ging gar nichts. Auch den Auto-Tune bzw. Calibration-Mode kann man schnell übersehen. Der Email-Support ist allerdings äußerst fix und et voila: Menü + Load für 1 Sekunde halten und das kleine Kerlchen rückt all seine Stimmchen gerade. Das Pitch Tracking ist dann mit +/-5 Cent Abweichung innerhalb von C1 und C4 für einen analogen Synth okay.

Audio Samples
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Dreadbox Nymphes – Sharpy Dreadbox Nymphes – Drowning Dreadbox Nymphes – Drunken Dreadbox Nymphes – Detuned Dreadbox Nymphes – Bratze

Firmware-Update coming

Noch muss man sich mit leichten Nebengeräuschen anfreunden, die besonders in den Attack-Phasen hochkommen – mit dem nächsten Firmware Update sollte das behoben sein. Clean wie ein VST ist das hier dennoch nie: Insgesamt klingt der Nymphes schön rund, analog mit zarten Schwebungen. Aggressiv und brachial kann er auch, besonders im Unison. Mono ist er indes nicht so kräftig. Das Filter packt gut zu, wird auch bei viel Resonanz nicht sonderlich dünn. Alles in allem kann der kleine Synth eine ganze Menge.

Hat man sich mit der Menü-Führung angefreundet, gelingen Modulations-Verknüpfungen sowie Poly-Mode Auswahl durchaus flink. Nur die Auswahl der Presets, Factory und User, empfinde ich nach wie vor zu zickig. Einen dedizierten Regler oder einfache Taster für ein vor und zurück hätte ich lieber gesehen. Zum Abrufen auf der Bühne ist gebotenes ausreichend, im Studio mal schnell alle Presets durchballern macht aber keinen Spaß.

Schade finde ich ferner, dass im Reverb-Mode, wo der Envelope die Steuerung der Reverb-Parameter übernimmt, alle anderen Regler keine Funktion mehr haben. Ursprünglich war das wohl anders gedacht, soll aber mehr Leute verwirrt haben. Wie dem auch sei: Der Reverb hat Charakter, Ekstase blieb mir als Reverb-Connaisseur jedoch aus.

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Fazit

Der Dreadbox Nymphes ist ein kompakter und gut klingender Synth mit rund-analogen Sound. Man kann mit ihm jede Menge Spaß haben, wenn man sich auf seine spartanisch navigierbare Submenü-Struktur einlässt und generell auf solch kompakte Synths steht, wobei der hier mit seinen kleinen Fadern durchaus gut zu bedienen ist. Klanglich ist er eigenständig, was im digitalen Einheitsbrei erfrischend ist. Ferner bietet er jede Menge Details, die man schnell übersieht, beispielsweise die flexible Modulations-Matrix und die verschiedenen praktikablen Unison-Modes. Ein Schnäppchen ist er zwar nicht, mit Hinblick auf die kleine Firmenstruktur ist der geforderte Preis aber durchaus zu verschmerzen – zumal er eben auch sechsstimmig ist.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Sechsstimmig analoge Klangerzeugung
  • Kompakt, aber nicht fummelig
  • Pragmatischer Digital-Reverb
  • Flexible Modulations-Matrix
Contra
  • Preset-Navigation umständlich
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Dreadbox Nymphes Test
Für 458,00€ bei
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