Digital 1 DJ PCDJ DEX 3.2 Test

Während man sich vor einigen Jahren noch bei DJ-Applikationen über integrierte Mixersektionen nebst EQs und Filtern freute, sind die kreativen Möglichkeiten heutzutage schier unerschöpflich. FX-Panels, Loops, Cuepoints, Sampling, all das und noch mehr sind mittlerweile längst zum Industriestandard geworden. Für die Software-Häuser entsteht somit nicht nur die Herausforderung, sich am Markt zu halten, sondern vor allem, sich deutlich von der Konkurrenz abzuheben. PCDJ DEX von Digital 1 DJ setzt dabei neben den klassischen Mix-Basics auf die Integration von Video-Mixing und Karaoke. Eine Mixtur, die vor allem für Barbetreiber und Hochzeits-DJs von Interesse sein dürfte.

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Im letzten Jahr wählten die User des Online Magazins „Music Radar“ die 10 beliebtesten DJ-Applikationender Welt und dort belegte PCDJ DEX immerhin den zehnten Platz. Das Update DEX 3.2 liefert in erster Linie eine robuste Kernplattform, die einen neu gestalteten Medien-Browser, neue Videomix-Features und eine stabile Grafik-Engine beinhaltet. Wie sich das auf die Performance auswirkt und was DEX sonst noch alles kann, schauen wir uns im folgenden Software-Test an.

Details

PCDJ DEX 3.2 kann zunächst einmal als klassische Software für das digitale DJing bezeichnet werden und eignet sich grundsätzlich für Anfänger und fortgeschrittene DJs gleichermaßen. Wer mit Visuals arbeiten möchte, kann den integrierten Videomixer nutzen. Die Kombination von Audio und Video gibt es zwar auch bei anderen Herstellern, aber zusammen mit dem Karaoke-Support ist PCDJ DEX eine sehr flexible DJ-Umgebung mit der gesamten Bandbreite. DEX unterstützt zudem eine umfangreiche Palette an MIDI-Controllern und kann auch mit einem DVS (Digital Vinyl System) gesteuert werden. Die Testversion kann zum Beschnuppern kostenlos von der Website heruntergeladen und ausprobiert werden.  

Installation und Einstellungen

Nach der Installation, die bei mir problemlos vonstattenging, werden die Einstellungen vorgenommen. Dazu klickt man links oben auf „Options“, woraufhin sich ein Dialog-Screen mit den drei Reitern „General“, „Audio“ und „Control“ öffnet.  

General

In den allgemeinen Voreinstellungen wählst du oben rechts deine GUI aus. Je nach Bedarf stehen dir zwei DJ-Decks, zwei DJ-Decks und zwei Video-Player oder vier DJ-Decks zur Verfügung, entweder mit hellgrauem Hintergrund, genannt „Daytime“, oder mit einem rabenschwarzen Skin namens “Nighttime“. Darunter findest du eine ganze Reihe von Optionen, wo du deine Häkchen setzen kannst, um die entsprechenden Funktionen zu (de)aktivieren. Für Anfänger empfiehlt es sich zum Beispiel, mit „Show Hints“ (Tooltips) zu arbeiten. Wenn du dann mit der Maus über die Benutzeroberfläche deiner Software fährst, erhältst du temporär kurze Anmerkungen zu den jeweiligen Features. Darüber hinaus kannst du hier auch festlegen, wie lange der Fader beim Auto Mix braucht, um Songs ineinander zu mischen. Das Spektrum reicht von einer bis zu zwanzig Sekunden und ist reine Geschmackssache. Hier sind auch die Grundeinstellungen vom „Key Stepper“ zu finden, was interessant sein kann, wenn du deine Songs nach Tonarten mixt. Hier kannst du auswählen, ob die Schritte in Halbtönen, halben Halbtönen oder in 1/4 Halbtönen vorgenommen werden. Dieser Ansatz ist durchaus löblich, aber auch nur dann brauchbar, wenn der DJ sich konkret mit der Harmonielehre auseinandergesetzt hat. Die Tonarten lassen sich in PCDJ DEX nämlich nicht ermitteln. Stattdessen sind fundierte Fachkenntnisse gefragt. Im Vergleich zu Applikationen, wie z.B. „Mixed In Key“, die genau diesen Ansatz, also das Mixen nach Tonhöhen, verfolgen, wirkt der Key Stepper dann doch eher ein wenig rudimentär und nicht wirklich praxisgerecht.

PCDJ DEX 3.2 Konfiguration und Voreinstellungen
PCDJ DEX 3.2 Konfiguration und Voreinstellungen

Audio

Bei den Audiovoreinstellungen wählst du dein Audiointerface und deinen Controller aus. Anschließend muss nur noch das Routing vorgenommen werden. Falls du mit einem externen Mixer arbeitest, kannst du die virtuellen Crossfader und Channel Fader deaktivieren, nachdem du das für dich passende Routing erstellt hast. Auch ein zusätzliches Gerät zum Vorhören bzw. ein Monitor lässt sich hier bestimmen. Darüber hinaus bietet der Audiodialog einen Slider für die Buffersize, sprich die Latenz. Natürlich wird hier auch das Input Routing erstellt, was für die Nutzung eines Mikrofons bei Karaoke-Anwendungen gefragt wäre. Wenn du externe Effekte benötigst, die auf den Master geroutet werden sollen, wäre das ebenfalls hier im Audiodialog zu konfigurieren. Ich finde, dass das alles sehr übersichtlich gestaltet worden und auch vom DJ-Einsteiger durchaus zu meistern ist.  

Control

Hier werden sämtliche von dir genutzte externe Hardware und MIDI-Controller angezeigt. Wenn du DEX via Timecode-CD oder -Vinyl steuern willst, wählst du hier deine Emulations-Software aus. Bereits gelistet sind Future Decks sowie sämtliche Varianten vonMs Pinky. Leider lässt sich in Deutschland kein Timecode-Vinyl von Ms Pinky mehr auftreiben. Du kannst aber online im Ausland bestellen. Zwei Vinyl-Scheiben gibt es umgerechnet ab € 24 zuzüglich Porto. Die Lieferzeit beträgt zwischen 7 und 10 Tagen. Die gängigen Modelle von Serato, Mixvibes und Native Instruments werden bislang aber nicht unterstützt. Sie sind auch wegen anderer Trägerfrequenzen nicht kompatibel und zudem gibt es auch keinen „Timecode Learn Modus“.  

Player / Decks / DJ-Mixer

Das Layout der Decks ist klassisch gestaltet. Je nach Bedarf stehen dir zwei oder vier Audioplayer oder zwei Videoplayer und zwei Audioplayer mit jeweils einem Crossfader zur Verfügung. Was die Tools anbelangt, ist nahezu alles vorhanden. Sämtliche Funktionen orientieren sich am allgemeinen Standard: Mit dem Pitch Fader neben dem Player kannst du die Geschwindigkeit manipulieren, mit „Key“ die Tonhöhe variieren und mit „Keylock“ lassen sich die Harmonien „einfrieren“, während du das Tempo eines Songs verändern kannst. Hierzu sollte vorab in den Preferences „High quality Time Stretching“ aktiviert werden, was dann gleich deutlich besser klingt, wie du dir nachstehend anhören kannst.

Audio Samples
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Pitch mit Keylock Pitch mit Keylock und High Quality Time Stretching

Deine Files lädst du über den Browser oder per Drag and Drop in die Player. Dank der automatischen Grid-basierten BPM-Erkennung weißt du immer, wie schnell dein aktueller Track ist und das Angleichen der Geschwindigkeiten läuft automatisch per „Sync“-Button. Mit „BPM Tap“ lassen sich zudem die BPM-Werte manuell ermitteln. Der Sync ist für das Beatmatching zuständig und mit „Match“ gleichst du das Tempo eines Tracks der Geschwindigkeit deines Masterdecks an – also eine reine Tempoanpassung. Diese Funktion ist brauchbar, wenn du ein Video von der Geschwindigkeit an ein laufendes Musikstück anpassen willst. Ansonsten kannst du Cuepoints setzen und dich per Knopfdruck zwischen diesen hin und her bewegen. Je nachdem wie genau die Cuepoints gesetzt sind, passt das dann in den Takt oder nicht, weil weder die Eingabe der Marker noch das Anfahren quantisiert wird. Zudem fehlt hier eine Zoom In-Funktion für exaktes Arbeiten mit visueller Orientierungshilfe. So ist das Ganze ein bisschen fitzelig und du brauchst Fingerspitzengefühl, Zeit und Geduld. Was geht sonst noch? Nun, du kannst Loops erstellen, diese mit „Rev“ Parts rückwärts abspielen oder mit „BRK“ dein Deck auch mal kurz stoppen. Außerdem gibt es noch den „Auto DJ“ mit einer automatischen Beatmatch-Funktion und nicht zu vergessen: eine Recording-Funktion. Das Beatmatching im Automix klingt übrigens ganz passabel. Die Länge der Übergänge bestimmst du in den Voreinstellungen. Mir persönlich gefällt bei House und Minimal eine Länge zwischen 8 und 16 Sekunden.

PCDJ DEX 3.2 läuft sowohl mit zwei als auch mit vier Playern
PCDJ DEX 3.2 läuft sowohl mit zwei als auch mit vier Playern

Musikdatenverwaltung & Browser

Das Verwalten der Tracks und Erstellen der Playlisten funktioniert ziemlich gut. Hier haben die Entwickler besonderes viel Gehirnschmalz hineingesteckt. Du kannst zum Beispiel aus vorher gepackten virtuellen Plattentaschen bzw. „Crates“ mit nur einem Klick Playlisten erstellen, die dann anschließend im Playlistmenue auftauchen. Der Browser in DEX 3 wirkt übersichtlich und ist sehr einfach zu bedienen und mit der Filteroption kannst du diverse Dateitypen wie WAV oder MOV auch separat und schnell listen. Die Integration von iTunes funktioniert übrigens tadellos. Allerdings müssen sämtliche Playlisten im Standardverzeichnis (default) abgelegt sein, damit sie automatisch beim ersten Start der Software  importiert und links unten im Browser angezeigt werden. Ansonsten kannst du direkt über die Suchfunktion auf Musik aus einem Ordner deiner Festplatte zugreifen. Willst du diesen Vorgang abkürzen, musst du bloß einmal die jeweiligen Ordner als Favoriten kennzeichnen. Mit einem Klick auf deiner rechten Maustaste kannst du eine neue Playlist erzeugen und betiteln. Diese erscheint anschließend in der Rubrik „User Lists“. Ebenfalls über Rechts-Mausklick werden Playlisten umbenannt, gelöscht oder exportiert. Im Verzeichnis „History“ wird ersichtlich, welche Tracks du zuletzt gespielt hast. Zentral neben dem Browser können Playlisten im Shuffle Modus über einen Zufallsgenerator automatisch  gespielt werden. Etwas gewöhnungsbedürftig ist zunächst hierbei das Arbeiten mit zwei nebeneinander arrangierten Listen. Das wiederum kann aber auch von Vorteil sein, wenn man direkt Audiofiles von einer Liste in die nächste ziehen kann.
Zur Bearbeitung der Listen stehen dir einige Funktionstasten zur Verfügung: Mit einem Klick auf „plus“ können einzelne Songs, Ordner, Playlisten oder sogar die gesamte iTunes-Library hinzugefügt werden. Mit „minus“ werden einzelne Tracks von der Liste entfernt und mit den nach oben oder nach unten gerichteten Pfeil-Buttons werden einzelne Titel in der Liste verschoben. Cool ist die Tagging-Funktion, die es ermöglicht, Songs für eine bessere Übersicht farbig zu markieren. Ein sinnvolles Feature ist die Skalierungsoption der Schriften. Mit der „Plus“- oder „Minus“-Taste auf deiner Tastatur kannst du die Textgröße deinen Bedürfnissen anpassen. Damit können alle DJs, die wie ich schon an altersbedingter Weitsichtigkeit leiden, endlich wieder lesen, was da auf dem Screen steht! Cool! In Anbetracht der Tatsache, dass es ja nicht nur junge DJs, sondern auch durchaus eine Menge Kollegen im fortgeschrittenen Alter gibt, ist das ein durchaus kluger und mit Teilen der Zielgruppe sehr mitfühlender Schachzug der Entwickler. Danke!

PCDJ DEX 3.2 Hier haben die Entwickler von PCDJ besonders viel Arbeit investiert, die sich bezahlt macht. Die Datenverwaltung ist durchdacht.
PCDJ DEX 3.2 Hier haben die Entwickler von PCDJ besonders viel Arbeit investiert, die sich bezahlt macht. Die Datenverwaltung ist durchdacht.

Videomixer

Der Videomixer ist zwar nicht mit professioneller VJ-Software wie Resolume oder Ähnlichem zu vergleichen, aber trotzdem nicht ganz ohne. Die Bedienung ist einfach und auch für Ungeübte intuitiv zu erfassen, was für mich absolut Sinn macht, denn schließlich soll ja die Musik und das Auflegen im Vordergrund stehen. Im Prinzip gibt es zwei Player mit je einer Ansicht sowie einer Vorschau, damit man weiß, was auf den Screen geht. Willst du Video und Audio parallel mixen, kannst du mit einem Klick auf Audio bzw. Video die Skins wechseln. Der Bug, der bei Version 3.0 noch dazu führte, dass die Software dabei crashte, ist nun bei DEX 3.2 behoben und der Wechsel erfolgt nun ohne Murren und vor allem ohne Crash! Nun aber zum Videomixer: Zum Mixen von Videomaterial stellt die Applikation einen Crossfader mit verschiedenen Blend-Optionen bereit. Das Menü wird mit einem Klick auf „Fade“ geöffnet. Im Angebot sind „Fade“, eine klassische Blende. „Cut“, klassisch wie beim DJ-Mix wird in diesem Modus ein Track gestartet und der andere wird gestoppt. „Slide H“ und „Slide V“ teilt den Bildschirm in zwei Hälften, wobei die Sequenzen entweder horizontal oder vertikal eingeblendet werden. „Wave“ blendet die Filmspuren in wellenförmiger Ansicht übereinander, wobei die neue Spur vom Hintergrund in den Vordergrund tritt und mit „Circle“ erzeugst du eine kreisförmige Blende, wobei der neue Film, der hinzugemixt wird, als Punkt am Horizont erscheint und dann immer größer wird. Neben diesen Blend-Optionen stehen dir die gleichen Loop-Funktionen zur Verfügung, die ich schon bei den Audio-Decks beschrieben hatte, auch so die „Reverse“-Taste, um den Film rückwärts laufen zu lassen, „Break“ zum stoppen und darüber hinaus gibt’s bis zu acht Cuepoints. Effekte werden natürlich auch für den Videomix gereicht: „Water“ lässt dein Filmchen wässrig verschwimmen,  „Zoomblur“ ist ein unscharfer Fokus, „Invert“ erzeugt in Echtzeit ein Filmnegativ, mit „Toon“ gibt es einen Comic-ähnlichen Effekt, „Tiles“ liefert eine kachelförmige Ansicht und ansonsten kannst du dein Video rot, blau oder grün, schwarz-weiss oder in sepia einfärben. Die gleichzeitige Anwendung verschiedener Effekte ist nicht möglich. Cool ist die Option, deinen Videomix direkt in ein Videofile aufzuzeichnen. So kannst du kurze Clips erstellen und über Autoplay wieder abspielen.

PCDJ DEX 3.2 Mit dem Videomixer kannst du beim Auflegen kleine Filmclips abspielen und so für Atmosphäre sorgen.
PCDJ DEX 3.2 Mit dem Videomixer kannst du beim Auflegen kleine Filmclips abspielen und so für Atmosphäre sorgen.

So, nachdem ich dir nun hoffentlich einen Überblick verschaffen konnte, geht’s ab zur Praxis.

Praxis

Hardware-Konfiguration

Mein Testgerät ist ein relativ leistungsstarkes Mac Book Pro mit einem 2,5 GHz Intel Core i5 Prozessor, 16 GB 1600 MHz DDR3 RAM und eine Intel HD Graphics 4000 mit 512 MB Video-RAM als Grafikchip. Als Betriebssystem verwende ich Mountain Lion – OS X 10.8.5. Damit entspricht mein Rechner den geforderten Systemanforderungen von DEX. Während des Tests habe ich diverse Effekte ausprobiert, Cuepoints gesetzt, Samples abgefeuert und geloopt und die Software kam dabei kein einziges Mal ins Stottern und lief in meinen Augen insgesamt ziemlich rund.  

Interface, Bedienbarkeit & Design

Das Design ist leider nicht ganz mein Fall, dennoch ist die Benutzeroberfläche übersichtlich strukturiert und daher sofort auch von Newbies intuitiv zu benutzen. Was ich persönlich als umständlich empfinde, ist das Arbeiten mit zwei Listen und auch die vielen Browser-Optionen wirken auf mich zunächst doch eher verwirrend. Wenn man allerdings als Bar-, Karaoke- oder Wedding-DJ arbeitet, braucht man Such- und Ansichtsfilter, um schnell und sicher im Musikarchiv zwischen Tausenden von Tracks zu navigieren. Dann erleichtern einem die Browser-Filter auf jeden Fall die Arbeit. Der Workflow mit dem FX-Panel ist meiner Meinung nach noch nicht optimal gelöst. Das FX-Grid funktioniert bislang leider ausschließlich im Vier-Deck-Modus und das Hin- und Herklicken zwischen Loops und Effekten erscheint mir persönlich doch recht umständlich. Ansonsten ist PCDJ DEX aber recht gut zu bedienen und alle essentiellen Funktionen sind zudem vorhanden.  
Sound Bei DEX 2 hatte ich noch das Gefühl, das klingt alles ein wenig zu harsch. Bei treibenden und pumpenden Partytracks ist das nicht so das Problem, aber vor allem bei den ruhigen Lounge-Stücken fehlte noch die nötige Wärme und Tiefe. Nach dem Kernupgrade klingen sowohl tanzbare als auch ruhige Nummern recht passabel. Okay, die Effekte sind klanglich noch nicht der Knüller, aber Filter, EQs und Killswitsches sowie Phaser, Flanger & Co. reichen alle mal aus, um beim Einsatz auf Hochzeiten, Karaoke-Partys oder privaten Feten beim Mixen für etwas Abwechslung zu sorgen.  

MIDI-Controller

Mittlerweile ist jedem DJ-Software-Hersteller bekannt, dass der Gebrauch von Controllern die Kreativität beim Mixen ungemein fördert. Auch DEX lässt sich fernsteuern und unterstützt inzwischen über 65 gängige Gerätschaften nativ, also ohne dass du dafür ein extra Mapping erstellen musst. Eine Liste jener Kontrolettis findest du auf der PCDJ Website. Ich habe für meinen Test den DJ Control Air+ von Hercules verwendet und der funktionierte direkt und ohne deutlich spürbare Latenzen. Wenn deine Hardware nicht gelistet ist, wird es allerdings etwas komplizierter. Die Software ist zwar mit einer Lern-Funktion ausgestattet und du kannst somit deinen MIDI-Controller selbst mappen, aber das ist gerade für Ungeübte und Anfänger kein so leichtes Unterfangen und daher nicht unbedingt zu empfehlen. Mit dem Controller, den ich verwendet habe, ging die Arbeit mit DEX relativ gut von der Hand. Ich konnte z.B. schnell mit dem Drehregler durch meine Files browsen, um Songs auszuwählen und vor allem das Mixen mit Filtereinsatz macht mit Hardware einfach mehr Spaß als mit der Maus. Nicht so gut funktionierten allerdings die EQs, was jedoch nicht an DEX, sondern eher an meinem Controller lag. Die Knöpfe der Equalizer lassen sich dort nämlich sehr schwer bewegen und wenn man die prompte Reaktion eines Pioneer-Mixers gewöhnt ist, kann einem so ein schwerfälliger Regler echt den letzten Nerv rauben.

Effekte

War die Effektkiste von PCDJ DEX 2 mit einem Low- und einem High-Pass-Filter noch sehr spartanisch bestückt, wurde in Version 3 ordentlich nachgerüstet. Wird mit zwei Playern aufgelegt, stellt das Programm neben jedem der Player einen EQ mit Killswitch und je einen Drehregler für Höhen sowie Gain und ein bipolares Filter bereit. Dreht man diesen nach links werden die Höhen und nach rechts die niedrigen Frequenzen herausgefiltert. Nachfolgend ein paar Klangproben:

Audio Samples
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EQ Hi EQ Mitten EQ Bässe Bipolares Filter

Das Effektrack muss beim Auflegen mit zwei Playern via Knopfdruck auf „Effects“ geöffnet werden und liegt dann genau zwischen den beiden Abspielgeräten, genauer den EQs. Ganz oben befindet sich der „On/Off“-Button, darunter liegen drei Drehregler, wobei sich der erste der Justierung der Intensität (dry/wet) widmet und die anderen beiden die Parameter manipulieren, also zur manuellen Modulation dienen. Mit einer Vor- und einer Rückwärtstaste navigiert man sich durch das Effektmenü. Zur Auswahl stehen hier Flanger, Echo, ein Tremoloeffekt namens „Beatwaw“ und ein Hall (Reverb). Wie sie klingen, kannst du dir im Folgenden anhören.

Audio Samples
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FX Flanger FX Echo FX Beatwaw FX Reverb

Wenn du mit vier Playern auflegst, findest du ein übersichtliches FX-Grid in Kombination mit einer Loop-Funktion.

PCDJ DEX 3.2 Im FX Grid stehen dir eine Reihe von Effekten zur Verfügung
PCDJ DEX 3.2 Im FX Grid stehen dir eine Reihe von Effekten zur Verfügung

Diese Ansicht eignet sich besonders zum Remixen und Neuarrangieren von Stücken. Hier kannst du nämlich Loops erstellen und dann auf diesen mehrere Effekte gleichzeitig anwenden und zwar für jeden der vier Player. Zur Verfügung stehen dir Echo, Delay, Reverb, Phaser, Flanger und Autopan.

Audio Samples
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FX Delay FX Phaser

Klar, in dieser Disziplin sind Traktor und Serato qualitativ und quantitativ ganz sicher meilenweit vorn, aber vor dem Hintergrund, dass hier Brot und Butter-Effekte für Allround-DJs, Bars und Karaoke-Einsätze gefordert sind, passt das schon so.  
Direkt dahinter verbergen sich vier Spalten, eine pro Player und je ein Feld pro Effekt. Der gesamte Bereich darüber dient der Steuerung der Loops: Ein „In/Out“-Button zum Markieren des Start- und Endpunktes, daneben liegt eine Vor- und Rücktaste, um den Anfangspunkt des Loops nach rechts oder links zu verschieben. Mit „Exit“ wird der Loop-Modus verlassen, „X2“ vergrößert die Länge des Loops oder du wählst per Knopfdruck eine der Taktlängen von ¼, ½, 1, 2, 4, 8, 16 oder 32 Beats. Wer mit dieser Effektkiste nicht auskommt, kann sich „externe Verstärkung“ holen. DEX 3.2 ist wie auch schon seine Vorgänger kompatibel zur VST-Plattform und auch die Einbindung externer Effekte ist gut machbar.   

Sampler

Für DJs, die während ihrer Performance mit Samples arbeiten, spendierten die Entwickler DEX 3 einen Sampler. Der erscheint auf Knopfdruck dort, wo zuvor noch das Effektmenü aktiv war, also zwischen den beiden oberen Playern. Eine Werksauswahl an Samples wird aber nicht mitgeliefert. Die musst du dir selbst erstellen oder besorgen. Im Netz gibt es zahlreiche Anbieter wie z.B.Mixaloop, die DJ-Loops und -Samples teilweise sogar kostenlos anbieten.  
Über „Load“ öffnet sich der Sample-Browser, mit dessen Hilfe man Soundschnipsel manuell auswählen und in den Sampler laden kann. Man kann das Sample loopen und mit dem „Sync“-Button dem laufenden Track angleichen. Das funktioniert so weit ganz gut. Zuvor bestimmt man im BPM-Menü, über wieviele Takte das Sample laufen soll. Je nachdem, wie weit man es ausdehnt und besonders bei Vocal-Samples, klingt es dann aber irgendwann fürchterlich. Das „High Quality Time Stretching“ scheint HIER nicht zu greifen. Die Lautstärke lässt sich am Volume-Regler und die Wiedergabegeschwindigkeit mit „Pitch“ variieren. Wenn man Samples lieber auf Knopfdruck abfeuert, aktiviert man einfach den „Trigger“-Modus und dann stehen einem acht Sample-Bänke zur Verfügung. 

PCDJ DEX 3.2 Wer gerne Samples abfeuert nutzt den integrierten Sampler
PCDJ DEX 3.2 Wer gerne Samples abfeuert nutzt den integrierten Sampler

Karaoke

Seit 2013 bietet die Software-Schmiede mit Headquarter in Florida den DEX-Usern Karaoke CDG Support und die Möglichkeit, Listen der Karaokesänger und des gewählten Songs zu erstellen und per Video zu publizieren. Daran hat sich auch in Version 3.2 nichts geändert und es geht ganz einfach: Im Suchmodus auf Karaoke-Files umstellen, dann den gewünschten Titel doppelklicken und sogleich öffnet sich ein Browser, wo man den Namen des jeweiligen Sängers oder der Sängerin eintragen kann. Sobald die Nummer dann geladen ist, erscheint der Name mit dem Songtitel automatisch auf dem Videooutput-Screen und ist für das Publikum sichtbar. Folgende Videoformate werden unterstützt: MP3+G, Zipped MP3+G oder MP4-Files. Wer mag, kann natürlich auch eigene Videos im zweiten Player zum Karaoke-Movie hinzumischen.  

PCDJ DEX 3.2 Eines der Highlights ist der Karaoke CDG Support, damit kannst du auf Feten und Feiern für Stimmung sorgen und dein Publikum mit einbeziehen.
PCDJ DEX 3.2 Eines der Highlights ist der Karaoke CDG Support, damit kannst du auf Feten und Feiern für Stimmung sorgen und dein Publikum mit einbeziehen.

Konkurrenzsituation Eine Software-Lösung, die sich gleichermaßen zum DJing, Video-Mix und Karaoke eignet, ist ein Produkt, was bislang auf dem Markt seinesgleichen sucht. Klar, es gibt jede Menge einzelne DJ-, VJ- und Karaoke-Programme. Einige Hersteller bieten auch bereits DJ-Software mit integriertem Videomixer an, wie z.B. die französische Softwareschmiede Mixvibes mit Cross3, aber als Gesamtpaket ist PCDJ DEX von Digital 1 DJ bislang konkurrenzlos.

Fazit

PCDJ DEX von Digital 1 DJ richtet sich mit seiner Funktionsvielfalt an eine sehr spezielle Zielgruppe und für diese ist DEX 3.2 ohne Frage eine ziemlich runde Sache. DEX ist zweifellos ein mächtiges Software-Tool, das sich durch die Integration von Video und Karaoke hervorragend für Hochzeits-DJs und Bars empfiehlt. Wenn ich mir vorstelle, ich wäre Eigentümer einer Bar und in meinem Laden könnte ich mir einen Teil der DJ- und VJ-Gagen sparen, wäre das mit derzeit 144 € eine wirklich gelungene Investition.
Das Programm ist leicht zu bedienen, hat jede Menge Features im Gepäck und läuft seit Version 3.2 ziemlich betriebssicher. Im Vergleich zu den Marktführern auf dem Gebiet professioneller DJ-Software ist der Preis allerdings zu hoch und steht nicht im Verhältnis zur gebotenen Leistung. Das können andere dann doch besser. Hingegen als Universal-Tool mit DJing, Videomixing und Karaoke-Features ist DEX 3.2 derzeit konkurrenzlos, was aber hauptsächlich an dem Alleinstellungsmerkmal des Feature-Pakets liegt.
DJs, die sich eher im Clubkontext sehen und semiprofessionelle Ambitionen pflegen, sind meiner Meinung nach mit Produkten wie Traktor Pro 2, derzeit 99 Euro, oder mit der Freeware MIXXX besser beraten.

Pro
  • Intuitiv bedienbar
  • Integrierter Videomixer
  • Ausgereiftes Karaoke-Feature
  • Alles aus einer Hand!
  • Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Skalierungsfunktion der Schriften
Contra
  • Effekte klingen eher mäßig
  • Features wie FX-Panel oder Sampler schlecht ablesbar
  • Als reine DJ-Software eher Durchschnitt
  • Gewöhnungsbedürftiges Design
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