Die Cherry Audio KR-55C Drum Machine basiert auf einem alten und raren Korg-Drumcomputer. Nach der Formel „A plus B gleich C“ haben die Entwickler aus der Korg KR-55A (1979) und ihrer Nachfolgerin KR-55B (1982) ein neues Plugin kreiert. Alle wichtigen Daten und Fakten zum Original könnt ihr im Feature Korg KR-55 I Rhythm 55 Vintage Drum Machine nachlesen.

Einige der Preset-Rhythmen sind auf Alben von Depeche Mode (Speak & Spell) oder Jean Michel Jarre (Equinoxe) verewigt. Diese Künstler waren sich nicht zu schade, ihre Songs mithilfe von Presets grooven zu lassen. Tatsächlich hat die Korg Rhythm KR-55 ein klares Manko: Sie ist eine Preset-Maschine und lässt sich daher nicht programmieren. So wie ich Cherry Audio kenne, erweitern sie mit der Emulation das originale Konzept und erlauben fortan Sound- und Groovedesign.
Die Korg KR-55, kurz Rhythm 55 genannt, konkurrierte damals mit der Roland CR-78. Mit dem CR-78 hat Cherry Audio auch diese erste „CompuRhythm“-Maschine bereits kopiert – und das sogar sehr gut, denn im Cherry Audio CR-78 Test gab es von uns fünf Sterne für den virtuellen Drumcomputer. Ob das zweite Drumcomputer-Plugin von Cherry Audio, die KR-55C Drum Machine, auch so viel Spaß macht?
DETAILS & PRAXIS
Cherry Audio KR-55C auf einen Blick
Der Cherry Audio Rhythm 55C sieht gut aus. Er bringt den klassischen Drumcomputer-Look auf den Schirm. Je nach Modell erscheint das GUI in zwei Farben, wobei mir die dunkele Oberfläche des 55B besser gefällt als das langweilige Grau des 55A.
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Drei selbsterklärende Edit Modes stehen zur Auswahl: Inst, Mix und FX. Der Programmer gestattet 16- oder 24-Step-Programming, wobei man im User Pattern Mode alle elf Drumsounds einzeln adressieren kann. Im Song Mode könnt ihr bis zu 99 Patterns und 99 Steps zu einem Song verbinden.
Wenn ihr euch mit einem Pattern-Sequenzer und Lauflicht-Programmierung auskennt, könnt ihr mühelos eigene Groove-Ideen entwickeln. Natürlich lassen sich die Beats auch beliebig shuffeln und per Drag-and-drop als MIDI-Pattern in die DAW ziehen. Das sind natürlich extreme Vorteile gegenüber der alten Maschine.

Instrumente bearbeiten und mischen
Im Edit Mode Instr des Cherry Audio KR55-C könnt ihr die elf Sounds (Kick, Snare, Hi-Hat, Tom und so weiter) klanglich individuell variieren. Dafür gibt es je einen Tone-, Tune- und Decay-Regler sowie einen Zwei-Band-EQ.
In der Mixer-Ansicht kann man nicht nur Lautstärke und Panorama pro Instrument einstellen, sondern steht euch auch eine Effects Routing Matrix bereit. Pro Instrument habt ihr die Wahl aus bis zu vier Effekten: Reverb, Echo, Modulation und Drive. Leider gibt es keine Send-Regler für die einzelnen Instrumente – nur ein oder aus.

Drumcomputer mit Effekten
Wie ihr schon ahnt, bringt die Cherry Audio Rhythm 55C interne Effekte mit – und die klingen nicht nur gut, sondern ihr könnt sie auch programmieren. Insgesamt sind es vier FX-Slots: Overdrive, Flanger/Chorus, Echo und Reverb mit mindestens zwei verschiedenen Effekttypen.
Beim Echo könnt ihr zwischen Digital, Tape und PingPong wählen, beim Reverb zwischen Room, Plate und Galactic. Obendrauf kommt noch ein Limiter für die Summenbearbeitung. In der Praxis müsst ihr aber nicht innerhalb des Plugins effektieren oder mischen – es gibt eine Multi-out-Variante für die DAW.

So klingt der Cherry Audio KR-55C
Im praktischen Browser stehen insgesamt über 400 Presets bereit. Da sind mitunter die originalen 240 Factory Patterns der KR-55A und KR-55B mit Intros und Fills. Hier erwarten euch Rhythmen wie 5/4 Beat, Beguine, March, Rock Waltz oder Tango.
Manche Tanz- und Unterhaltungsmusiker der Generation X werden sich noch daran erinnern. Ob solche Patterns heute noch im Produktionsalltag laufen müssen, kann jeder für sich selbst entscheiden – ich persönlich würde sie nur für ein originelles Retroprojekt nehmen.

Auf die originalen Factory Presets habe ich bei der Auswahl komplett verzichtet. Die 200 neuen Kreationen von Cherry Audio sind, so wie fast immer, spannender. Vor allem aber schöpfen sie das Potenzial des Plugins mehr aus. Die Grooves passen zu Disco, Electro, House oder Hip-Hop.
Es sind zwar schöne Drum Mixes und auch Groove-Varianten inklusive Shuffles mit dabei, richtig bunt und abwechslungsreich wird es aber nicht. So ist zumindest mein Eindruck. Insgesamt zwölf Demos bilden einen ganz guten Querschnitt ab.
Cherry Audio KR-55 C und Hardware-Alternativen
Eine so konsequente Emulation der Korg KR-55 gibt es bislang nur bei Cherry Audio. Wenn ihr so richtig Spaß daran habt, Beats mit Korg Machines zu erstellen, kommen auch Hardware-Produkte für euch in Frage. Diese sind gar nicht so teuer, wie man glauben könnte. Und ihr bekommt sie sogar als Neuware.
Der Korg KR11 beherbergt über 126 Grooves und lässt sich auch noch programmieren. Aus der Volca-Serie empfehlen wir euch Korg Volca Drum und Korg Volca Beats für den mobilen Spaß. Anspruchsvolles Groovedesign gelingt mit dem Korg Drumlogue, der mit seinem eigenständigen, aber flexiblen Sound aus der Reihe tanzt.








Fazit
Anders als die Cherry Audio CR-78, die mich insgesamt etwas mehr begeistert, bekommt ihr bei dieser Emulation wenig verbrauchte Sounds und Grooves. Wenn ihr den Sound der alten Geräte mögt, retro-orientiert produziert und nicht schon wieder eine Roland TR grooven lassen wollt, ist die Cherry Audio KR-55C sicherlich ein guter Deal.
Insgesamt hat Cherry Audio das Original bestens emuliert und das Konzept an den richtigen Stellen erweitert. Den KR-55C kann man sich also kaufen, muss es aber nicht. Es gibt derzeit bessere Vintage Drum Machine Plugins am Markt. Vielleicht probiert ihr erstmal die Demo-Version.
- Bislang einzige Emulation des Korg Rhythm 55
- Programmierung
- Interne Effekte und Mixer
- Einfache Bedienung
- Guter Vintage-Sound
- Solide Library mit vielen Presets
- Extrem preiswert
- Klanglich nicht flexibel

Features
- Emulation der Korg Rhythm 55 KR-55A und KR55B
- Library mit 240 Factory Pattern und 200 neue Pattern
- X0X-Style 16/24 Step Programmierung, Swing Funktion
- Song Mode mit bis zu 99 Pattern und 99 Steps pro Song
- Soundbearbeitung per EQ, Tone, Tune und Decay pro Instrument
- Mixer und Effekte (Overdrive, Flanger/Chorus, Delay und Reverb)
- Drag&Drop Export der Patterns
- Multi-out Plugin-Version
- Skalierbares GUI mit Zoom-Feature
- Ab Windows 7, Mac OS X 10.13 (M1 Support), Online-Aktivierung, VST, VST3, AU, AAX, Standalone
- PREIS: € 49,-
Wellenstrom sagt:
#1 - 11.03.2025 um 20:47 Uhr
Ich sehe es als willkommene Ergänzung zur CR-78 und den aktuellen Klopfgeistern von GForce. Wird gekauft. Was mich an den Cherryaudio Drummachines auch immer begeistert, ist der Drag-Export. Sehr elegant umgesetzt.
Matthias Sauer sagt:
#1.1 - 12.03.2025 um 08:12 Uhr
Definitiv eine gute Abwechslung - viel Spaß!
Antwort auf #1 von Wellenstrom
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