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Casper Bastl Dark Matter Test

2016 reiste das Bastl Team nach New York um dort Peter Edwards (Casper Electronics) in seinem Laden/Workshop zu besuchen, wo Peter ausgefallene elektronische Instrumente als Einzelstücke anfertigte. Kurze Zeit später zieht Peter nach Brünn in Tschechien, um dort zusammen mit Bastl an seinen exzentrischen Instrumenten zu arbeiten. Peter Edwards Etablissement in New York ist mittlerweile zu einem Bastl Shop mutiert.

Casper Bastl Dark Matter Test (Foto: Igor Sabara)
Das Casper Bastl Dark Matter bietet viele Möglichkeiten, wenn es um eigenständige Sounds geht. (Foto: Igor Sabara)


Nach dem experimentellen Desktopsynth ‚Softpop‘, der an das Benjolin* erinnert, und dem DIY Synthesizer ‚OMSYNTH‘, präsentiert uns Peter nun das erste Eurorack-Modul aus der Zusammenarbeit zwischen Bastl Instruments und Casper Electronics: Dark Matter. Bei diesem Modul geht es in erster, und auf ganzer Linie um Rückkopplungen. Hier wurde das ‚No Input Mixing‘ Konzept als Inspiration verwendet, wobei es darum geht, Kanäle von herkömmlichen Mischern mit sich selbst zu verbinden und die Pre-Amps so weit aufzudrehen, dass Rückkopplungen entstehen, die dann genutzt werden, um Noise-Musik zu generieren. Dark Matter soll das erste Modul einer Reihe sein, bei der es hauptsächlich um experimentelle Noise- und Feedback-Sounds geht.
Benjolin ist ein von Rob Hordijk (Epoch Modular) entwickelter Multifunktionssynthesizer, dessen Schaltung auf der Blippoo Box besteht, die ebenso von Hordijk entwickelt wurde. Benjolin ist ein chaotischer Tonerzeuger mit zwei VCOs und einem 2-Pol-Filter mit Hoch- und Tiefpassausgängen die per ‘Rungler’ manipuliert werden. Hordijks Bestrebung war einen Synthesizer zu entwerfen, der einfach anders ist. So konzipiert funktioniert das Modul nach den Prinzipien der Chaostheorie, die eine gewisse Unberechenbarkeit im Klanggeschehen manifestiert. 

Details

Aufbau

Dark Matter bietet auf nur 13 TE sehr viele Funktionen und ist trotzdem nur knapp 2,5 cm tief. Auf der Oberfläche wird es aufgrund der vielen Buchsen, Potis, Schalter und Fader schon ein bisschen eng, wobei die Hauptfunktionen auf fünf, für Eurorack-Verhältnisse relativ große Fader gelegt wurden. Dieser Aufbau macht es möglich das Modul auch im voll gepatchten Zustand gut bedienen und spielen zu können.
Im Grunde besteht Dark Matter aus vier Hauptsektionen. Zunächst haben wir den Input mit Drive und einen 2-Band EQ mit Höhen und Tiefen, wobei der EQ auch stark färbt. Danach folgt die Dynamics-Sektion, die einen Envelope Follower bietet. Dieser kann das Signal Pre- oder Post-Effekt abhören und liefert eine Hüllkurve, die nicht nur intern verwendet werden kann, sondern auch als Steuerspannung separat ausgegeben wird. Die Feedback-Sektion stellt das Herz des Moduls dar und bietet viele verschiedene Möglichkeiten Rückkopplungen zu erzeugen und zu beeinflussen. Zum Schluss gibt es noch den Cross-Fader, der ebenfalls über CV-Steuerung verfügt und anhand eines horizontalen Faders bedient wird, so wie bei einem DJ-Mixer. Anders als beim DJ-Mixer, wird hier jedoch der Effektanteil eingestellt.

Fotostrecke: 3 Bilder Dark Matter von vorne … (Foto: Igor Sabara)

So ist der besagte Cross-Fader auch ganz unten angeordnet, damit auch nichts im Weg ist. Links und rechts vom Cross-Fader befinden sich zwei kleine Schieberegler. Diese sind sehr flach gehalten, sodass sie nicht stören, wenn man den Cross-Fader bedient. Der Linke schaltet den VCA in einen Clipping-Modus, um das Signal anzuzerren bevor es in den Effekt geschickt wird. Der rechte Schieberegler ist mit ‚Hyper Drive‘ beschriftet und soll laut Bastl dem Signal mehr Punch verleihen. In der Praxis scheint dieser Schalter die Rückkopplungen etwas zu bändigen. Über dem horizontalen Fader sitzen vier vertikale Fader. Hierbei handelt es sich um vier VCAs, da alle Fader über CV-Steuerung verfügen und im Grunde Lautstärken von verschiedenen Funktionen steuern. Der erste Fader sorgt sich um den Input, kann als herkömmlicher VCA genutzt werden, oder die Stärke des Drives einstellen. Fader 2 und 3 sind für den 2-Band EQ vorgesehen. Der linke dreht Bässe auf, der rechte Höhen. Der vierte Fader ist für die Rückkopplung zuständig.

Fotostrecke: 3 Bilder Alle Buchsen sind oben angeordnet, aber durch die Funktionsvielfalt wird’s schon mal enger. (Foto: Igor Sabara)

In der oberen Hälfte des Dark Matters befinden sich fünf Potis, zehn Buchsen und vier weitere Schieberegler. Zwei LEDs informieren über die Signalstärke am Eingang und in der Feedbackschleife. Die fünf Potis dienen als Abschwächer, bzw. als Attenuverter beim Cross-Fade, CV-Eingang und beim Feedback CV-Eingang. Hier bieten alle fünf Fader Eingänge für Steuerspannungen, die fünf Potis verfügen alle über Abschwächer. Schön zu sehen: Der Hüllkurvenverfolger ist intern auf Cross-Fade und Feedback geroutet. Zwei Schieberegler links der Potis justieren zwischen langen oder kurzen Ergebnisse des Envelope-Followers, und, ob der Envelope Follower auf das unbearbeitete oder das verzerrte Signal reagiert. Die beiden Schieberegler rechts kehren jeweils die Phase um, oder bestimmen, ob externe Steuerspannungen den Eingang oder Ausgang der Feedbackschleife steuern. Dafür stellt das Dark Matter Modul auch zwei dedizierte Buchsen zur Verfügung, um externe Module in den Feedbackweg einzuschleifen.

Eine Spielwiese für Experimente mit Rückkopplung. (Foto: Igor Sabara)
Eine Spielwiese für Experimente mit Rückkopplung. (Foto: Igor Sabara)

Außer Ein- und Ausgang sowie CV-Eingänge für die fünf Fader, gibt es noch eine Buchse, die den Envelope Follower als Steuerspannung ausgibt. Konzeptionell ziemlich direkt, verspricht das Modul mit den vielen Ein- und Ausgängen enorme Möglichkeiten für interessante Patches. 

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Praxis

Handhabung und Sounds

Beim Dark Matter geht es um Klänge, die von elektronischen Bauteilen erzeugt werden, wenn diese an und über ihre Grenzen gelangen. Akustisch resultiert das in interessanten und sehr ungewöhnlichen Sounds und Geräuschen, die im Bereich experimenteller Musik das Tüpfelchen auf dem ‚i‘ darstellen können. Das Dark Matter Feedback-Modul ist das erste seiner Art- und das einzige, das ich kenne – das sich das Thema Rückkopplungen zur Hauptaufgabe macht, und somit zu einer echten Spielweise experimenteller Klangforschung wird.
Hier wurde sogar noch einen Schritt weitergedacht: Im Grunde besteht die Arbeit mit dem Dark Matter darin Sweetspots zu finden und mit Patches zu experimentieren. Um die vielen Möglichkeiten auszuloten, schon, weil sich Rückkopplungen nicht so genau steuern lassen, sind die Wertebereiche sehr weit gewählt. Hier ist man ständig am Suchen nach passenden Einstellungen, was auch den Charme der gebotenen Technik ausmacht. An dieser Stelle kommt auch schon der einzige Nachteil des Dark Matter: Es ist zum Teil recht schwierig die passenden Einstellungen mit den Fadern vorzunehmen. Fader sind nicht so präzise wie Potis und somit ist man oft damit beschäftigt die Fader um Bruchteile eines Millimeters verschieben zu wollen, was in der Praxis nicht wirklich funktioniert.

Dark Matter ist in seiner Funktionsweise einzigartig. (Foto: Igor Sabara)
Dark Matter ist in seiner Funktionsweise einzigartig. (Foto: Igor Sabara)

Die hier erzeugten Klänge sind nicht nur sehr stark vom Eingangsmaterial abhängig, sondern die einzelnen Funktionen beeinflussen sich sehr stark gegeneinander. So ist der EQ nicht ‚nur‘ ein EQ. Denn wenn man hier mit den beiden Bändern experimentiert, so man sehr schnell feststellen, wie stark das die Rückkopplung beeinflusst. Jeder Fader verändert auch die Charakteristik aller anderen Fader. Die Wirkung ist schwer zu beschreiben und auch die Soundbeispiele zeigen nur einen Teil der möglichen Klänge. Alleine schon durch die spartanische Beschreibung der Funktionen möchte Casper Electronics wohl, dass man hier seinen eigenen Workflow findet.

Audiobeispiele zu Casper Bastl Dark Matter:

Audio Samples
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Dark Matter auf dem Drum Bus Monosynth durch Dark Matter geschickt Kompletter Beat durch Dark Matter verändert Lowpass Filter in der Dark Matter Feedbackschleife Highpass Filter in der Dark Matter Feedbackschleife Einfaches Delay in der Dark Matter Feedbackschleife

Besonders der Envelope Follower macht hier enorm Sinn und liefert gerade bei Beat-lastigem Audiomaterial, sehr interessante Rhythmusstrukturen. Oft scheint das Dark Matter auch zu beginnen eigene Klänge zu produzieren und mit dem Beat zu ‚singen‘. Man kann das Dark Matter natürlich, ganz nach No Input Manier, auch als Klangerzeuger verwenden. An dieser Stelle möchte ich noch auf die Möglichkeit hinweisen, Audio in die CV-Eingänge zu schicken. Alle CV-Eingänge reagieren vorbildlich auf Audiogeschwindigkeiten, und im Hinblick auf das Thema Feedback kann das zu sehr interessanten Ergebnissen führen.

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Fazit

Das Casper Bastl Dark Matter ist Modul ist kein Schnäppchen, aber sein Geld wert, denn es bietet einen riesigen Fundus an Möglichkeiten für interessante Patches, wenn das Thema Feedback im Fokus der Klanggestaltung steht. Dark Matter erschließt sich nicht auf den ersten Blick und fordert das Quäntchen an Zeit, um damit warm zu werden, belohnt aber dann den, der auf ‚Noise‘-artige Klänge und Verzerrungen steht. Das macht das Dark Matter Modul ziemlich ‚unique‘, denn es ist derzeit das einzige Modul mit diesem Aufbau. Hier kann man schon mal gespannt sein, was als nächstes aus der Kollaboration zwischen Casper Electronics und Bastl Instruments kommen wird.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Enorme Möglichkeiten für Experimente mit Rückkopplung
  • Alle Funktionen verfügen über CV-Steuerung mit Abschwächern
  • Möglichkeit in den Feedback-Weg einzugreifen
Contra
  • Fader-Wertebereich zum Teil ungünstig gewählt
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Casper Bastl Dark Matter Test
Das Casper Bastl Dark Matter bietet viele Möglichkeiten, wenn es um eigenständige Sounds geht. (Foto: Igor Sabara)
Das Casper Bastl Dark Matter bietet viele Möglichkeiten, wenn es um eigenständige Sounds geht. (Foto: Igor Sabara)

Weitere Informationen zu diesem Produkt gibt es auf der Webseite des Herstellers.

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