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Bricasti Design M7 Test

Der M7 ist das erste Produkt der Amerikaner Brian Zolner und Casey Dowdell. Unter dem Firmennamen Bricasti Design haben sich diese beiden Herren in Medford, Masachusetts ca. um 2000 rum zusammengefunden, um den, ihrer Meinung nach, bisher kompromisslosesten Hallprozessor zu entwickeln. Beide sind dabei natürlich keine Unbekannten im Pro Audio Sektor, zeichnete sich Zolner z.B. für wichtige Entwicklungen bei Lexicon verantwortlich.

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Mittlerweile sind ein paar Jährchen vergangen, und zum M7 gesellt sich nun auch eine “kostengünstigere” und Bedienelemente-lose,  M7M genannte, Version. Sie empfiehlt sich zur Kaskadierung mehrerer Einheiten für Surround-Zwecke. Natürlich wollen diese fernbedient werden, und so überrascht es auch nicht, eine M10 genannte Fernbedienung im Angebot zu finden. Jüngster Zuwachs im Portfolio ist übrigens der High-End Dual-Mono D/A-Konverter M1 – kein Zufall, erhielt der M7 schon aufgrund seiner Analog-Sektion zahlreiche Lorbeeren.
Doch uns geht es heute um den M7, seine Hardware-Updatefähigkeit und jede Menge Details – und die erfahrt ihr in gewohnter Manier hier! 
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DETAILS

Der Bricasti M7 ist ein Stereo-Hall-Hardware-Prozessor mit analogen und digitalen Ein- und Ausgängen. Das 19-Zoll-Gehäuse ist aus rostfreiem Stahl, sehr hochwertig verarbeitet und in einem klaren, minimalistischen Design gehalten. Das Gewicht liegt mit 4,1 kg im “19-Zoll-Normbereich”.
Alle Bedienelemente befinden sich auf der 1-HE hohen, schwarz-eloxierten und ziemlich dicken Alufrontplatte. Diese ist leicht stufig gefräst, wodurch die Bedienelemente ein wenig gruppiert werden. Alle Knöpfe und Buttons sind natürlich auch aus Aluminium und liegen sehr angenehm in der Hand bzw. unter den Fingern. Sämtliche Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite.
Beginnen wir bei den Bedienelementen ganz rechts: Hier findet sich der Power-Schalter zum Drehen, welcher schön straff geht und somit nicht unbeabsichtigt betätigt werden sollte. Nach dem Einschalten bootet der M7  mit vielversprechendem Relais-Klackern. 
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Schräg unter dem Power-Schalter befindet sich ein Tap-Tempo-Taster, der in  “Software Version 1” keine Funktion hatte. Wir wären aber nicht bonedo, hätten wir uns das EPROM-Chip-Update Version 2 nicht besorgt und selbst verpflanzt. Das für Kunden kostenlose (!) Upgrade-Kit bohrt den M7 nämlich noch ein wenig mehr auf, doch dazu später mehr. Jetzt dient der Button vor allem Muting, dem Bypass und der Tempo-Anpassung der neu hinzugekommen Delays. Ein Multieffektgerät wird aus dem Bricasti damit dennoch nicht – aber das soll es ja auch nicht.
Wieder etwas weiter oben befinden sich die vier Preset-Favoriten-Schalter, auf die man idealerweise seine Top-4-Räume abspeichern sollte, um sie so schnell im Direktzugriff zu haben bzw. um sie besser miteinander vergleichen zu können. Natürlich bietet der M7 noch reichlich mehr Speicherplatz, dann aber über das Menü aufrufbar. Insgesamt stehen nach dem Update, inklusive den unveränderten Presets des V1 Algorithmus, ganze 221 Presets, aufgeteilt in 11 Bänke, zur Verfügung. Speicherplatz für eigene Presets gibt es in den sogenannten Registers “Reg”, mit fünf Bänken à zehn Speicherplätzen, in Summe also 50.
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In der Mitte finden sich dann diese Menüs bzw. Mode-Taster: Prog, Reg, System, Store, Edit und Enter. Erklärt sich fast von selbst. Direkt daneben liegt der große Alu-Endlos-Encoder, der edel und leichtläufig rotiert und auf eine Rasterung verzichtet. Links daneben haben sich die Cursor-Tasten gruppiert, “hoch“ und „runter”, über die, in Verbindung mit dem mächtigen Drehregler, fast ausschließlich die praktische Bedienung erfolgt.
Schaltet man beispielsweise in den “Prog”-Mode, also in die Factory-Presets, dienen die Cursor dem Wechsel der Überkategorien in der unteren Zeile des Displays (Halls, Plates, Rooms, Ambience, Chambers, Spaces, NonLin ) und das fette Drehrad der eigentlichen Preset-Auswahl innerhalb dieser Kategorie im oberen Teil. Hier macht Kurbeln Freude!
Will man beim M7 einen Parametersatz anpassen, drückt man auf “Edit” und steppt sich dann mit den Cursor-Tasten durch die einzelnen 18 Parameter. Der große Drehregler editiert dann den Wert des Parameters entsprechend dem roten, sehr deutlich lesbaren – und vor allem hellen und dimmbaren –  2×16 Segment-Display.  Sexy 80s-Understatement – ich mag das.
Die Bedienung geht flott von der Hand, da Veränderungen “im Nu” zu hören sind und es keine “toten Parameter” gibt. Das schauen wir uns, oder besser gesagt, hören wir uns im Praxisteil aber nochmal genauer  an. Nur soviel sei schon verraten, das Gesamtergebnis setzt sich aus den frühen Reflexionen, dem frühen Hall (bis 100ms) und dem späten Nachhall zusammen (Hallfahne), die aber alle intern miteinander in Verbindung stehen. An dieser Stelle deshalb nur die Auflistung aller verfügbaren Algorithmus-Parameter nach dem von uns durchgeführten Update:
  • Reverb Time: Regelbar von 0,2 bis 30 sec. Definiert die Nachhalldauer des mittleren Frequenzbereiches. Das obere und untere Frequenzband werden durch Crossover-Frequenzen und Multiplikatoren definiert. Kleines Beispiel: Beträgt die Halldauer 1 sec und der LF-Multiplikator hat den Wert 2, so resultiert daraus eine Hallzeit von 2 sec im Bassbereich. Sehr praxistauglich.
  • Size: Definert die Größe des virtuellen Raums von „Small“ zu „Large“ mit 31 Zwischenschritten. Dabei werden die Rückwürfe mit größer werdendem Parameter immer mehr auseinander „ge-spreaded“. Man erhält dadurch viel Kontrolle, wie groß ein Raum empfunden bzw. gehört wird. Von dem Wort „Raum“ sollte man sich allerdings nicht täuschen lassen: Unter den Presets gibt es auch Waldschluchten, um einmal die Dimension des Attributes „Large“ etwas praxisrelevanter zu gestalten. So erklärt sich auch die Notwendigkeit der vielen Zwischenschritte, welche vor dem Update nicht so detailliert vorhanden waren.
  • Predelay: Sorgt für den definierten Einsatz des Frühhalls, lässt sich von 0 bis 500 msec regeln, die Parametersprünge werden dabei immer größer. Auch sehr praktisch.
  • Diffusion: Steuert die Zerstreuung der Reflexion in 11 Stufen und macht den Raum dichter, wodurch der Gesamtklang homogener wird. Steht in seiner Wirkung mit dem Size-Parameter in Wechselwirkung.
  • Density: Ist für die Dämpfung bzw. Dichtheit der Echos verantwortlich und bestimmt, wie sich diese über die Zeit verändern, sprich anschwellen oder “verhallen”. Wieder in 11 Schritten anpassbar.
  • Modulation: Sorgt für die Pitch-Variation in der Hallfahne, ähnlich einem Chorus, und damit für den “larger-than-life”-Sound. 11 Zwischenpositionen von “Off” bis “Max” sind vorhanden.
  • Rolloff: Einer der wichtigsten Parameter für den Gesamtsound des Reverb: Das Tiefpassfilter bestimmt durch die obere Eckfrequenz, steuerbar von 80 Hz bis Full (>22kHz), ob der Raum muffig und bassig oder bright klingt. Auch hier werden die Parametersprünge zu „Full“ hin immer größer.
  • HF RT Multiply: Der Multiplikator zur Bestimmung der Nachhallzeit des Hochfrequenzbandes in Abhängigkeit von dem Mittenband. Einstellbar von 0,2 bis 1.
  • HF RT Crossover: Die Trennfrequenz von Mitten- zu Hochfrequenzband, regelbar von 200 Hz bis 16kHz.
  • LF RT Multiply: Der Multiplikator zur Bestimmung der Nachhallzeit des Tieffrequenzbandes in Abhängigkeit von dem Mittenband. Einstellbar von 0,2 bis 4.
  • HF RT Crossover: Die Trennfrequenz von Tief- zu Mittenfrequenzband, regelbar von 80 Hz bis 4,8 kHz
  • VLF Cut: Bestimmt den Anteil der “Very Low Frequency” im Anfangsstadium des Hallaufbaus von 0 bis -18 dB.
  • Early/Reverb Mix: Bestimmt das Mixverhältnis von Early Reflections und Reverb. Regelbar von 0/20 über 20/20 bis hin zu 20/0.
  • Early Rolloff: Wieder ein Tiefpassfilter, steuerbar von 80 Hz bis Full (>22kHz), diesmal aber für die frühen Reflexionen.
  • Early Select: Bietet eine Auswahl von 32 Erstreflexionsmustern, die sich in Aufbau und Abbau unterscheiden.
  • Delay Level: Ganz neu in Version 2: Das Delay. Hier wird die Intensität von Off bis -6dB eingestellt, mit der die Verzögerungen in den  “Late Reverb” gelangen.
  • Delay Time: Hier wird die Verzögerungszeit von 100 bis 996 ms eingestellt. Obwohl nur eine Delay-Zeit vorhanden ist, werden im Hintergrund acht Stimmen zeitlich versetzt, was für schöne dicke, gefärbte Hallfahnen sorgt.
  • Delay Modulation:Zusätzlich lässt sich die Modulation der Delays bestimmen, welche von Off über Low in zehn Stufen zu High variiert werden kann, wodurch sich zusätzliche Chorus-artige Effekte ergeben, die für “bigger-than-life” unerlässlich sind. 

Den Überblick auf der Vorderseite zu komplettieren, möchte ich noch auf das gerasterte Levelpoti auf der linken Seite hinweisen. Jede Positionsänderung wird wieder mit sympathischem Relais-Klackern bestätigt. Dies dient ausschließlich der Aussteuerung (11x 2dB Schritte von +8 dBm bis +24 dBu) des analogen Eingangs, welcher sich, wie alle anderen Anschlüsse auch, auf der Rückseite befindet. Eine Aussteuerungsanzeige befindet sich im Display. 

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Das bedeutet also vier XLR-Buchsen für den analogen Stereo-I/O, dessen Ausgang mehrere Intensitäten bietet: +24dB, +16dB und +8dB sind möglich. Digital geht’s per AES 24 Bit SingleWire zur Sache, sogar bis zu 192kHz sind möglich – dafür sind die anderen beiden XLR-Buchsen zuständig. Auto-Clocking auf die gebräuchlichsten Rates ist selbstverständlich. Die Samplerate für die analogen Eingänge ist fix bei 96 kHz/24 Bit. Ein Mischbetrieb Digital/Analog ist nicht möglich, was einige sicher schade finden werden, da sich der M7 so nicht als A/D bzw. D/A Wandler missbrauchen lässt. Die Anschlüsse bieten natürlich auch tolle, sehr technische Messwerte, die ich euch und mir aber gerne ersparen möchte. Nur so viel: Sie sind ausgezeichnet! Echte Nerds googlen diese sowieso lieber selbst.

Weiterhin ist eine RS-422 Schnittstelle für die bereits angesprochene Fernbedienung vorgesehen sowie ein weiterer RS-422 für den Loop-Thru weiterer M7(M) Einheiten. MIDI ist physisch vorhanden, jedoch nicht weiter in Versionsnummer 1 implementiert. Wir schauen uns den MIDI-Zugewinn nach dem Update im Praxisteil an. 
Die Lüftungsschlitze für den Temperatur-geregelten Lüfter befinden sich auf der Rückseite links. Dieser läuft meist sehr ruhig, wenn beim Einbau in das Rack genügend Platz nach oben gelassen wird, denn Hitze produziert das kleine Kerlchen schon ordentlich. Die mittleren Schlitze der Rückseite stellen dabei übrigens die Lufteinlässe dar und sollten niemals verdeckt werden. Unter dem Kaltgeräteanschluss für den Strom befindet sich außerdem die Sicherung. Alle Anschlüsse sind fest mit dem Gehäuse verschraubt, hier gibt es nichts zu bemängeln. Wünschenswert wäre nur ein echtes Universalnetzteil gewesen, welches ohne Sicherungswechsel alle weltweit vorhanden Stromarten akzeptiert.
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PRAXIS

Wie in den Details bereits erwähnt, gibt es für den Bricasti M7 bereits ein Update. Und das gibt es nicht also Download, nein, es muss durch den Austausch von zwei EPROMs realisiert werden. 
Jeder, der schon mal seinen Computer erfolgreich aufgerüstet hat, sollte das selbst hinbekommen: Elektrostatisch erden, Aufschrauben, Chips heraushebeln, neue Chips einsetzten, Zuschrauben, Anschalten – Fertig! Bei der Gelegenheit schauen wir uns natürlich auch gleich nochmal das schöne, aufgeräumte Innere an. 
Alles schön säuberlich getrennt aufgebaut: Links die Platine des Netzteils, in der Mitte das Digital-Board mit den sechs deutlich zu erkennenden Dual-Core-600MHz Prozessoren sowie rechts das Analog-Board mit der Wandler-Sektion – alle mittels Lochblech zur Streufeldkompensation voneinander abgetrennt. 
Doch nun genug der grauen Theorie, jetzt gibt es endlich Beispiele, wie gewohnt mit unseren  bekannten Audios. Es sind diesmal etwas mehr geworden, weil ich einfach nicht genug bekommen konnte!
Audio Samples
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E-Bass – Dry Bricasti M7 01 Bass – Echo Chamber Bricasti M7 02 Bass – Music Club Nylon – Dry Bricasti M7 03 Nylon – North Church Bricasti M7 04 Nylon – Large and Dark 20 Prozent Bricasti M7 05 Nylon – Large and Dark 10 Prozent Bricasti M7 06 Nylon – Large Wooden Western – Dry Bricasti M7 07 Western – Large Hall 2 Bricasti M7 08 Western – Studio A Bricasti M7 09 Western – A and M Chamber Bricasti M7 10 Western – Large And Bright Vocals – Dry Bricasti M7 11 Vocals – Dark Plate Bricasti M7 12 Vocals – Medium Ambience Bricasti M7 13 Vocals – Vocal Chamber 10 Prozent Bricasti M7 14 Vocals – Vocal Chamber 5 Prozent Bricasti M7 15 Vocals – Deep Chamber Bricasti M7 16 Vocals – Vocal Plate Bricasti M7 16 Vocals – Vox Ambience Electronic Drums – Dry Bricasti M7 17 EDrums – Echo Chamber Bricasti M7 18 EDrums – Snare Plate Bricasti M7 19 EDrums – Drum Plate Bricasti M7 20 EDrums – Open Spaces Vibra – Dry Bricasti M7 21 Vibra – Tanglewood Bricasti M7 22 Vibra – Small Wooden Nature Drums – Dry Bricasti M7 23 Nature Drums – Kick-Chamber Bricasti M7 24 Nature Drums – Big Bottom Bricasti M7 25 Nature Drums – Live Room Real Drums – Dry Bricasti M7 26 Real Drums – Studio B Far Bricasti M7 27 Real Drums – Brick Chamber Song – Dry Bricasti M7 28 Song1 – Non Lin D
Das klingt alles verdammt gut! Die Early Reflections sind komplex und verbinden sich sehr schön mit der warmen, dicken Hallwolke, welche jedoch immer transparent genug bleibt, um nicht alles zuzuschmieren. Auch im Bassbereich wirken die Signale sehr differenziert. Jedes Signal wird spürbar aufgewertet! 
Konkreter: Der E-Bass wirkt durch den dezenten Einsatz der Music Hall viel plastischer, schmatziger und steht dadurch wesentlich potenter im Raum, als „im Gesicht zu kleben“. Hört man sich eine Weile den verhallten Sound an, fällt einem der Effekt irgendwann fast gar nicht mehr auf. Wechselt man anschließend auf das trockene File, fällt der trockene Sound im Kontrast dazu fast auseinander. 
Bei den Nylon-Gitarren wird durch den Einsatz einer wirklichen schönen North Church die Melancholie richtig schön in Szene gesetzt, das Impulshafte wird umschmeichelt und die Dynamiksprünge somit seidig weichgezeichnet. Das Harsche der Direktaufnahme verschwindet gänzlich.
Auch auf den Western-Gitarren habe ich einmal mit den Räumen experimentiert, wodurch man wunderbar hören kann, wie sich alleine durch die Wahl unterschiedlich großer Bühnen die Gesamtästhetik und Stimmung drastisch ändert. Ich bevorzuge die großen, „leeren“ Kathedralen, weil dadurch das Attribut „Einsamkeit“ des Spielers für mein Ästhetikverständnis mehr an Bedeutung gewinnt.
Auch jedes der Vocal-Files wertet der Bricasti auf. Hierbei entscheidet natürlich auch der restliche Song, für welchen Raum ich mich im Endeffekt entscheiden würde. Große Bühnen lassen den Raum mächtig wirken, die kleinen Chambers hingegen klingen authentischer, ehrlicher und erdiger. Ich habe hierbei auch mit unterschiedlichen Dry/Wet-Verhältnissen gearbeitet, um einmal drastischer zu zeigen, was der Bricasti eigentlich macht. In der Realität würde ich die Vocals natürlich nicht immer so stark verhallen.
Bei den E-Drums hört man wiederum sehr gut, wie der Bricasti vor allem die psychoakustische Bühne streckt bzw. überhaupt erst einmal auftut. Die Panorama-Änderungen im Originalfile werden äußerst dramatisch in die Tiefe und Breite übersetzt. Bei den echten Drums habe ich vor allem mit Chambers und Steinwänden gearbeitet, um sie größer und rockiger zu machen.
Mindestens genauso schön ist aber auch das Feeling, das bei der Programm-Auswahl aufkommt, da die Namen der Presets sehr treffend sind. Hier findet man ziemlich viele bekannte Vorbilder, die alle sehr detailliert und liebevoll nachgebildet wurden. Alles klingt sehr realistisch, meist sogar noch einen Tick besser als die Originale, was auch der schieren DSP-Power zu verdanken ist.
Natürlich geht auch das Anpassen und Designen eigener Räume sehr schnell und intuitiv von der Hand, da die Parameter doch sehr gut aufeinander abgestimmt sind und sogar untereinander ein  reges Wechselspiel betreiben. Wie der echte Code dahinter aussehen mag, traue ich mir gar nicht vorzustellen…
Das ist natürlich auch der gesamten Engine bzw. dem 6-fach DSP-Konzept geschuldet, auf denen im Prinzip nur “ein” Algorithmus läuft. Für den gibt es wiederum die überschaubare Anzahl an Parametern, die sich für die unterschiedlichsten Raumeindrücke des gesamten Prozessors verantwortlich zeigen. Das “Laden” der Presets ist also nur ein sehr schnelles Ändern der Parameter – kein Kratzen, kein Stottern und auch keine Spur von Parameterabrissen.

Ich halte dies übrigens auch didaktisch für die schönste Lösung, weil sich keine Untermenüs auftun oder aber sonderbare technische Auswüchse den Blick aufs Wesentliche vernebeln. Es soll ja Software-Reverbs geben, bei denen man zum Wechseln des Algorithmus ein anderes VST laden muss…

Der Algorithmus bleibt demnach einfach zu bedienen, da alle Parameter sehr praktikabel gewählt wurden. So hat man die Möglichkeiten, in Analogie den virtuellen Raum kleiner oder größer zu machen, die Distanz zwischen Schallquelle und Empfänger zu variieren, die Oberflächenbeschaffenheit und Struktur der Reflexionsflächen zu bestimmen, die Nachhallzeit in drei Frequenzbereiche aufgeteilt zu definieren, den Bassanteil zu bestimmen, und, und, und …
Nicht jeder wird für jeden neuen Track, den er mischt, auch gleich einen komplett neuen Raum designen, im Prinzip genügt es ja auch, sich durch die Presets zu steppen und sie gegebenenfalls anzupassen. Viele werden wahrscheinlich nur an der Gesamthalldauer herumdrehen. 
Mit meiner kleinen Chipverpflanzung ist auch das Delay neu hinzugekommen, welches mit seinen Modulationsmöglichkeiten intern gleich achtstimmig(!) zu Werke geht. Dies ist keinesfalls als “Effekt-Delay” zu verstehen, sondern nur zur Unterstützung und “subtilen” Anfettung des “Wolken-Sounds” gedacht. Aber auch der eigentliche Reverb-Tail ist Dank Update nochmals dichter und effektvoller geworden, sprich noch ein wenig mehr “Lexicon480/960-like”. 
Weiterer Hinzugewinn: Jetzt funktionieren auch die MIDI-Ports und ermöglichen Program Changes und Data Dumps – eine Fernbedienungsmöglichkeit via MIDI sucht man indes immer noch vergebens.
Was gibt es sonst noch zu erwähnen? Der Bricasti verfügt auch selbst über eine Dry/Wet-Funktion, wodurch er auch als Insert-Effekt zu verwenden ist. Allerdings sehe ich das eher als nette Zusatzoption für Notfälle und den Bricasti weiterhin im Send-Return-Verbund, da Dry- und Wet-Gain nur separat und über das Systemmenü regulierbar sind und es keinen Blend-Regler gibt. 
Im Systemmenü kann außerdem gewählt werden, ob man Mono-Quellen (L bzw. R) oder Stereo-Quellen verwenden möchte. Es ist zwar eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass bei einem True-Stereo-Reverb der linke und rechte Kanal unabhängig voneinander berechnet werden, dennoch möchte ich darauf hinweisen, dass dies natürlich auch im Mono-Betrieb der Fall ist. Sprich L rein und  L und R raus.
Weiterhin finde ich die Redundanz der analogen und digitalen Schnittstellen sehr gut, da man den Bricasti so komfortabel an der Patchbay vorbeischleifen kann. Praktisches Beispiel: Die digitalen Schnittstellen hängen direkt am Audiointerface. So kann ich in meiner DAW den Bricasti über ein “External Hardware Effect”-PlugIn unkompliziert in einer Return-Spur insertieren und bei Bedarf auch direkt aufnehmen bzw. bouncen. Die analogen Anschlüsse bleiben dabei fürs Tracking frei, welche ich z.B. direkt an die Sends meines analogen Pultes anschließen kann oder aber zur direkten Verknüpfung mehrerer Channelstrips (Preamp, EQ, Compressor, Bricasti, Wandler) benutzen kann. Umschalten zwischen beiden Szenarien kann man dann ganz unkompliziert im Bricasti System-Menü zwischen Analog und Digital. Ich möchte keinen der Anschlüsse missen.
Zumal 44,1 kHz Audiomaterial in vielen Fällen durch analoges Ausspielen über gute Wandler und anschließendes Oversampling mit dem Bricasti  – auch ohne Algorithmus – eine spürbare “analoge” Aufwertung erhält. Über den klaren Vorteil eines algorithmischen Prozessors mit seinen vielen nicht linearen Änderungen über eine lange Zeitkonstante gegenüber kurzen Impulsantworten brauchen wir hier hoffentlich nicht zu diskutieren. 
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FAZIT

Der M7 versprüht eine Menge heiße Luft, allerdings nur aus den Ventilationsöffnungen! Die Power der sechs 600MHz-Dual-Core-DSPs des algorithmischen Hallprozessors ist momentan auch von modernsten Computer-basierten Lösungen einfach nicht zu überbieten. Alles, aber auch wirklich alles wurde dem einen und höchsten Ziel unterworfen: Wunderschöne Weichzeichnungen dank effektvoller Hallwolke, eingebettet in herrliche Frühreflexionen, ohne Verschmierungen und Artefakte, wodurch das Prädikat “bigger-than-life” mit vollen Recht vergeben werden kann, gerade auch durch das V2-Update. Vergleichen mit TC und Lexicon möchte ich mich dennoch entziehen, da der Bricasti M7 einfach einen zu eigenen Charakter hat, auch wenn er seine Lexicon-Gene nicht verstecken  kann. Natürlich kann der Bricasti auch subtiler arbeiten und “echte” Räume kreieren, so fern man will, aber mal ehrlich, wer will das in einer modernen Musikproduktion den bitte wirklich? Der Preis ist zwar stolz, aber aufgrund der gebotenen Features mehr als angemessen, zumal zukünftige Hardware-Updates beim Händler des Vertrauens auch weiterhin kostenlos bleiben.
Pro:
  • Algorithmischer State-of-the-Art Hallprozessor
  • Top Perfomance und hoher Bedienkomfort
  • Einwandfreie Verarbeitung
  • Absolut praxistaugliche Preset-Auswahl und Sortierung
  • Hervorragende Analog-Sektion
  • Kompromisslose Digital-Sektion
  • kostenlose Hardware-Upgrades
Contra:
  • Lüfter und Abwärme
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Features:
  • True-Stereo-Reverb-Hardware-Prozessor
  • 1 HE 19- Zoll Rostfreises Stahlgehäuse
  • Eloxierte Aluminiumfront, Aluminum-Knöpfe und Schalter
  • 1 Algorithmus- 18 Parameter
  • Digital I/O: XLR AES/EBU 24 bit Single Wire, Sample Rates: 44.1 kHz, 48 kHz, 88 kHz, 96 kHz, 192 kHz, Frequency Response Dig I/0: DC to 24 kHz @ 48 kHz, DC to 96 kHz @ 192 kHz
  • Analog I/O: XLR balanced (pin 2 hot), Input- Impedance: 100 k ohm, Max input level: +24 dbm, Min input level: +4 dbm, A/D Conversion: 24 bit 96 kHz, Dynamic Range: >117dB A-Weighted, THD+N: 100dB @ 1 kHz; Output- Impedance: 40 ohm, Max output level: +24 dbm (balanced), Full scale output range: -10 dbu to +22 dbu (selectable in 3 steps), D/A Conversion: 24 bit 96 kHz, Frequency Response: 10 hz- 20 kHz -.002 dB, Dynamic Range: >117dB A-Weighted, THD+N:
  • Gewicht: 4,1 kg
Preis:
  • EUR 4064,- UVP / ca. EUR 3700,- Street
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Algorithmischer State-of-the-Art Hallprozessor
  • Top Perfomance und hoher Bedienkomfort
  • Einwandfreie Verarbeitung
  • Absolut praxistaugliche Preset-Auswahl und Sortierung
  • Hervorragende Analog-Sektion
  • Kompromisslose Digital-Sektion
  • kostenlose Hardware-Upgrades
Contra
  • Lüfter und Abwärme
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Bricasti Design M7 Test
Für 4.979,00€ bei
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Kommentieren
Profilbild von MarkS

MarkS sagt:

#1 - 10.09.2011 um 23:02 Uhr

0

Schöner und aufwendiger Test ,über ein super Gerät !
Bravo Felix !!!

Profilbild von Numinos

Numinos sagt:

#2 - 20.09.2011 um 13:45 Uhr

0

Ich schließe mich dem Vorredner an: Kompliment, Herr Kollege - das nenne ich sorgfältig! Am Ende des Tests hat man fast schon das Gefühl, das Teil hätte einen Nachmittag lang im eigenen Studio gestanden :)

Profilbild von TonyR

TonyR sagt:

#3 - 20.11.2013 um 15:55 Uhr

0

Wie updatet man sein Bricasti auf V2?

Profilbild von Felix Klostermann

Felix Klostermann sagt:

#4 - 20.11.2013 um 18:11 Uhr

0

Hallo TonyR, du musst dir die neuen Chips von deinem Händler oder von Bricasti selbst besorgen, die alten Chips nach Anleitung raushebeln und die neuen entsprechend einsetzten. Kein Hexenwerk - Siehe Fotos im Praxis-Teil!

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