Boscoe MMSR77 Preamp: Authentischer Stingray-Sound zum Nachrüsten!

Der sympathische US-Amerikaner Jeffrey Watts ist beileibe kein Großserienhersteller, sondern leidenschaftlicher Hobby-Bassist, Fan von Music Man Stingray-Bässen und „im wahren Leben“ IT-Fachmann. Diese Kombination war es, die Watts zu einem bemerkenswerten Bass-Preamp inspirierte, der derzeit international in der Szene für Aufmerksamkeit sorgt: Der Boscoe MMSR77 Preamp ist eine originalgetreue Replik des legendären 1977er Music-Man-Vorverstärkers.

Boscoe MMSR77 Bass Preamp
Boscoe MMSR77 Preamp in der Control Plate Kit-Variante

Unverhofft kommt oft – oder: Was bitte ist Boscoe Music?

Vor einigen Wochen erhielt ich vollkommen überraschend eine eMail von Jeffrey Watts von Boscoe Music, der von meiner Vorliebe für Music Man Stingray-Bässe gehört hatte und mich auf seinen Austausch-Preamp namens „Boscoe MMSR77“ aufmerksam machen wollte. Der Zeitpunkt hätte nicht passender sein können, doch hierfür muss ich etwas weiter ausholen – wer nicht so viel lesen möchte, möge an dieser Stelle getrost zur nächsten Überschrift springen.

Die Geschichte: Die Firma Music Man hatte mir zu Zeiten meines mittlerweile verflossenen Music-Man-Endorsements einen Austausch-Hals mit atemberaubender Vogelaugen-Maserung angefertigt. Der Hals landete aus verschiedenen Gründen jedoch nicht, wie ursprünglich geplant, auf einem meiner Stingrays, sondern lag jahrelang als Zierstück in einem Regal meines Studios.

Der Gitarrenbauer Rudi Hintermaier von der Hannoverschen Firma Rudesound baute mir schließlich vor einigen Jahren eine Stingray-Kopie „um den Hals herum“ – zu den Features gehören ein Korpus aus Mahagoni (i know, eine ungewöhnliche Holzauswahl für einen Stingray), eine super günstige, aber nicht weniger wirkungsvolle chinesische MM-Style-Brücke, ein Häussel-MM-Humbucker, sowie ein Mojotone-Preamp, der ebenfalls als sehr authentisch klingende Replik des Endsiebziger-Preamps von Music Man gilt.

Long story short: Der auf diese Weise entstandene Frankenstein-Stingray war klasse, und sein Sound im Grunde auch – allerdings etwas schroffer und spitzer und mit etwas weniger Wärme, als ich dies von echten Endsiebziger-Stingrays kenne. Insofern kam das Angebot von Jeffrey Watts wie gerufen! Nach einigen netten eMails wurden wir uns einig, und Jeffrey schickte mir eines seiner fertig vormontierten Preamp-Kits.

Jeffrey Watts Boscoe MMSR77 Bass Preamp
Mastermind hinter Boscoe Music: Jeffrey Watts ist seit Jahrzehnten in den Stingray-Sound verliebt!

Zielsetzung: Modern umgesetzter Vintage-Ton

Jeffrey Watts, erklärter Fan klassischer Stingray-Bässe, entwickelte seinen Boscoe Preamp ursprünglich aus einer Laune heraus, um seine privaten „Sterling by Music Man“-Instrumente klanglich aufzuwerten. Im Zentrum seiner Arbeit stand dabei die Idee, den originalen Schaltplan sowie den selten gewordenen LM4250CN-Operationsverstärker zu verwenden. Auf diese Weise sollte ein Preamp das Licht der Welt erblicken, der den originalen Sound des Vorbilds aus den Händen Leo Fenders und Tom Walkers nachbilden kann.

Im Gegensatz zu vielen am Markt erhältlichen Nachbauten wollte Watts jedoch auf moderne Produktionstechniken setzen, um eine hohe Zuverlässigkeit und einfache Installation ohne komplizierte Lötarbeiten zu ermöglichen: „Es gibt viele Klone da draußen, aber häufig sind diese Elektroniken handgelötet und basieren auf fehlerhaften Schaltplänen. Ich wollte etwas Höherwertiges, das einfach zu verbauen ist, ganz ohne Lötkolben“, so Watts. Gesagt, getan: Der Boscoe MMSR77-Preamp wird mit modernen Fertigungsmethoden hergestellt und verwendet praktische Schraubklemmen!

Boscoe MMSR77: Mehr als nur ein DIY-Projekt

Was ursprünglich mit Upgrades für die Instrumente seiner privaten Instrumente begann, entwickelte sich rasch zu einer gefragten Kleinserie. Heutzutage produziert Jeffrey Watts kleine Chargen seines Boscoe MMSR77-Preamps und verkauft die Elektronik über die gängigen Plattformen wie Reverb und eBay zu – wie ich finde – sehr fairen Preisen. Das Feedback seiner Kunden: durchweg positiv!

Ein kleiner “fun fact” am Rande: Jeffreys Platine korrigiert sogar einen Fehler, der in früheren Schaltplänen des originalen Preamps kursierte und heute nach wie vor bei nicht wenigen Mitbewerbern vorhanden ist: Laut Watts wird hier ein falsch dimensionierter Ausgangskondensator mit 1 µF statt 10 µF verbaut, was klanglich durchaus einen Unterschied machen soll!

Boscoe MMSR77 Bass Preamp
Pimp your Stingray: Boscoe MMSR77 Bass Preamp

Boscoe MMSR77 Preamp: Und wie klingt’s?

Ok, ich weiß, dass ich Bass spielen kann, von Elektroarbeiten aber nicht die Spur einer Ahnung habe – praktische Steckverbindungen hin oder her! Daher ließ ich mir das Boscoe MMSR77 Control Plate Kit von dem begnadeten Hannoveraner Techniker Matthias Poets von Poets Custom Audio (Danke, lieber Matthias!) einbauen, und staunte sprichwörtlich Bauklötze, als ich dem Bass die ersten Töne entlockte!

Die Schroffheit der ursprünglich in meinem Bass verbauten Elektronik war super authentischen Stingray-Vibes gewichen. Da war er, der typische Sound der Stingray-Bässe der späten 70er-Jahre! Tighte Bässe und knackige Höhen mit dem typischen aufgeräumten, aber dennoch prägnanten Mittenbereich drangen über die Speaker an mein Ohr und ließen meine Mundwinkel nach oben schnellen.

Der Bass klang fett, ultra direkt und punchy, aber dennoch warm: Ich habe tatsächlich noch nie eine Replik einer Stingray-Elektronik gehört, die derart originalgetreu und kompromisslos in Richtung der heißgeliebten Music-Man-Modelle der späten 70’s geht. Wow!

Hier einige Soundfiles, die ich ganz spontan ohne Umwege und Nachbearbeitung direkt in mein Interface gespielt habe:

Audio Samples
0:00
Finger, Treble: 80%, Bass: 70% Slapping, Treble: 90%, Bass: 90% Drop D, Plektrum, Treble: 70%, Bass: 80% Reggae, Finger, Treble: 10%, Bass: 100%

Varianten des Boscoe MMSR77 Preamps: 3 x Onboard – und jetzt sogar als Pedal!

Wer sich für den Boscoe Preamp in der Onboard-Variante interessiert, hat die Qual der Wahl zwischen drei Versionen:

  • Preamp only: Diese Platinen-Version kommt „nackt“ ohne Potis, Kabel, Outputbuchse etc. und ist für ca. 107,- Euro inkl. MwSt. + ca. 45,- Euro Versand zu haben.
  • Preamp Kit: Das Kit umfasst den zweibandigen Preamp sowie Potis, Batterie-Clip, Klinkenbuchse und Verkabelung und ist für ca. 160,- Euro inkl. MwSt. + ca. 45,- Euro Versand erhältlich.
  • Preamp Control Plate Kit: Fertig auf der typischen Boomerang-Plate vormontierter Preamp, komplett mit Potis, Batterie-Clip, Klinkenbuchse und Verkabelung. Die Bohrlöcher der Boomerang-Plate sind mit „Sterling by Music Man“ Ray4- und Ray24-Modellen kompatibel. Das Kit ist für ca. 180,- Euro + 54,- Euro Versand zu haben.

Der Clou: Seit wenigen Wochen ist auch eine Pedalversion des Boscoe Preamps erhältlich – ideal z. B. für Besitzer passiver Stingray-Modelle, wie dem Shortscale-Stingray oder dem Tim Commerford Signature. Mithilfe dieses Pedals kann man nun ganz ohne Ein- bzw. Umbau den Original-Sound des Preamps extern hinzufügen, und zwar für ca. 171,- Euro inkl. MwSt. + 54,- Versand.

Boscoe MMSR77 Bass Preamp
Fotostrecke: 4 Bilder Basisversion: Bei dieser Version des Boscoe MMSR77-Preamps erhält man nur den Preamp.

Fazit

Mit viel Liebe zum Detail und einer großen Portion technischer Finesse katapultiert Jeffrey Watts von Boscoe Music den klassischen Stingray-Sound mithilfe seines Boscoe MMSR77-Preamps ins 21. Jahrhundert – handlich, authentisch, zuverlässig, und endlich für die breite Masse zugänglich. Wer seinem Bass ein authentisch klingendes Upgrade verpassen will, dem kann ich den Boscoe MMSR77 Preamp nur dringend empfehlen. Well done, dear Jeffrey!

Aktuell sind alle Boscoe-Produkte auf Reverb und eBay erhältlich – einfach mal Stöbern:

Noch ein kleiner Geheimtipp: Derzeit arbeitet Jeffrey an einer Replik des klassischen 1978er Music Man Sabre Preamps – man darf also gespannt sein!

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Boscoe MMSR77 Bass Preamp

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Profilbild von Furanku

Furanku sagt:

#1 - 18.06.2025 um 06:44 Uhr

0

Schade, gerade bei so etwas wäre doch ein Vorher-Nachher-Vergleich bei den Audiofiles äußerst sinnvoll gewesen. Auch kann man die Wirkung von Equalizern ja nun objektiv messen und in Kurven darstellen.

    Profilbild von Lars Lehmann

    Lars Lehmann sagt:

    #1.1 - 18.06.2025 um 09:42 Uhr

    0

    Hi, da hast du absolut Recht, ein A/B-Vergleich hätte hier wirklich noch super reingepasst. Allerdings war weder von Jeffrey Watts noch von mir anfangs angedacht, dass der Umbau zum Thema eines bonedo-Artikels werden sollte, denn er hatte mich nicht als Journalist, sondern als MM-Fan kontaktiert und war einfach an meinem Feedback interessiert. Die Idee, etwas über den MMSR77 zu schreiben, entstand tatsächlich erst nach der Umrüst-Aktion, weil ich immer noch sehr begeistert von dem Preamp bin und ich diesen (noch) Geheimtipp gerne mit unseren Leserinnen und Lesern teilen wollte. Viele Grüße, Lars

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