BC Rich Chris Kael Signature Warlock Bass Test

Kaum ein Gitarrenhersteller ist so eng mit der Metalszene verbunden wie die Firma BC Rich. Besonders in den 80er-Jahren waren die Bässe und Gitarren ihrer extravaganten Optik wegen bei zahlreichen Heavy-Musikern beliebt. Dabei kamen die Instrumente durchaus auch in den populärsten Bands des Genres zum Einsatz, wie etwa Kiss, Motörhead oder Slayer. Auch heutzutage finden Heavy-Musiker nach wie vor Gefallen an den aggressiv wirkenden Instrumenten der Kult-Firma. Chris Kael, seines Zeichens Tieftöner der US-amerikanischen Metalband Five Finger Death Punch, ließ sich von BC Rich sogar einen Bass nach seinen Vorstellungen an den Leib schneidern. Das Resultat der Zusammenarbeit hört auf den Namen “BC Rich Chris Kael Signature Warlock Bass” – man darf gespannt sein, ob der Necktrough-Viersaiter in Sachen Sound halten kann, was seine aggressive Optik verspricht!

Details

Der Chris Kael Signature Warlock Bass basiert, wie man unschwer an der Bezeichnung erkennen kann, auf dem außerordentlich erfolgreichen Warlock-Modell von BC Rich. Die Einführung der Warlock-Gitarren- und -Bassmodelle im Jahre 1981 war in der Tat der Startschuss zum Kultstatus von BC Rich in der Metal-Szene. Kein Wunder, denn das zackige Design der Warlocks sorgt auf der Bühne zweifellos für einen nachhaltigen Eindruck und polarisiert durchaus – entweder man liebt es oder man hasst es!
In Sachen Optik hat man beim Chris Kael Signature Warlock die Wahl zwischen zwei Finish-Versionen: Er ist wahlweise in Mattschwarz mit cremefarbener Einfassung oder in Mattweiß mit schwarzer Einfassung erhältlich. Die Abalone-Einfassung zieht sich bei beiden Versionen rund um den gesamten Bass und verfügt über schicke Verzierungen – ein schönes Detail, dass das avantgardistische Design des Basses unterstreicht.

Fotostrecke: 4 Bilder Die extravagante Form dieses Bassmodells …

Aufwendig ist aber nicht nur die Optik, sondern auch die Konstruktion, denn es handelt sich beim Chris Kael Signature-Modell um einen Bass mit durchgehendem Hals, der aus insgesamt fünf Teilen Ahorn und Wenge besteht. Für den Korpus wurde Mahagoni gewählt, was sich im Sound in der Regel mit warmen und fetten Tiefmitten bemerkbar macht.
Auf der stabilen Halskonstruktion sitzt ein pechschwarzes Griffbrett aus Ebenholz, das mit 24 Bünden im Extra-Jumbo-Format bestückt wurde. Auf Lagenmarkierungen im Griffbrett verzichtet BC Rich zu Gunsten eines cleanen Looks – an der Flanke befinden sich allerdings die üblichen kleinen Dots zur Orientierung.

Fotostrecke: 2 Bilder Ahorn und Wenge kommen beim durchgehenden Hals zum Einsatz, …

Die gesamte Konstruktion macht bis hierher einen sehr hochwertigen Eindruck. Bei der Lackierung und der Einfassung sind keinerlei Fehler zu entdecken und die Bünde wurden präzise abgerichtet. Das kann man allerdings auch erwarten, denn der in Korea gefertigte BC Rich Chris Kael Signature Warlock rangiert mit einem Preis von etwas über 1600,- Euro schließlich in der oberen Mittelklasse!

Dieses Preisniveau spiegelt sich auch in der Hardware-Ausstattung wieder, denn die Komponenten wirken überaus solide und funktionieren tadellos. Auf der markanten Warlock-Kopfplatte sitzen vier gekapselte Mechaniken von Grover und die Ballends der Saiten werden von einer massiven Quick-Change-Bridge mit den üblichen Einstellmöglichkeiten für Intonation und Saitenlage aufgenommen.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Strings ku00f6nnen bequem von oben …

Die Tonabnehmer- und Elektronikausstattung kommt aus einer Hand und stammt komplett vom amerikanischen Traditionshersteller EMG. Chris Kael setzt bei seinem Signature-Bass auf eine typische P/J-Bestückung mit einem Splitcoil-Tonabnehmer in der Halsposition sowie einem Singlecoil in der Stegposition.
Zur Klanganpassung gibt es einen Zweiband-Equalizer, der am Bass mit einem Regler für Bässe und einem weiteren Regler für die Höhen eingestellt wird. Außerdem finden wir im Cockpit des Chris Kael Warlock jeweils einen Lautstärkeregler pro Pickup. Zum Betrieb der Elektronik und der aktiven Pickups wird eine 9-Volt-Batterie benötigt, die in einem separatem Fach auf der Rückseite des Basses sitzt.

Fotostrecke: 5 Bilder Fu00fcr die Abnehme der Saitenschwingung sind ein P-Bass-Pu00e4rchen …

Praxis

Das bizarre Design des viersaitigen Chris Kael Signature Warlock macht optisch natürlich ordentlich Eindruck, geht aber erwartungsgemäß etwas auf Kosten einer guten Ergonomie. Die Gurtpins hat man auf der Korpusrückseite angebracht – sie sitzen relativ weit rechts, weil das obere Korpushorns sehr kurz und das Heck recht ausladend ist. Der Bass schiebt sich am Gurt deshalb ziemlich weit nach links, sodass die tiefen Lagen nicht super angenehm zu erreichen sind.

Andererseits bevorzugt der geneigte Metalbasser in der Regel natürlich ohnehin eine sehr tiefe Spielposition und zieht den Hals dabei eventuell noch stark nach oben, sodass sich das Ergonomie-Problem auch wieder einigermaßen relativiert. Wer den Bass in dieser Spielposition mit ausgestrecktem Arm und Plektrum bearbeitet, wird auch kein Problem damit haben, dass der kantige Korpus keinen komfortablen Auflagepunkt für den rechten Oberarm bietet.
Aber wie auch immer – man sollte sich vor dem Kauf auf jeden Fall mit den Eigenheiten des Designs vertraut machen und den Bass im besten Fall mal “anprobieren”, um Inkompatibilitäten mit der bevorzugten Spieltechnik ausschließen zu können.

Wider die Norm – das Handling eines Basses mit einer derartigen Korpusform ist sicherlich anfangs gewöhnungsbedürftig!

Mit fast 4,4 kg geht mein Testexemplar schon nicht mehr als Leichtgewicht durch, die Balance des Instruments am Instrumentengurt ist aber erfreulicherweise trotzdem sehr gut – von Kopflastigkeit kann absolut keine Rede sein. Positiv fiel mir außerdem die Haptik des Halses auf: BC Rich bezeichnet das Profil als “ultra slim”, tatsächlich ist der Hals allerdings eher eine Spur massiger als beispielsweise bei einem normalen Jazz Bass. Dennoch liegt er sehr angenehm in der Hand und lässt sich in allen Lagen komfortabel spielen.

Darüber hinaus fühlt sich die mattlackierte Rückseite selbst mit leicht feuchten Händen nicht klebrig an, und erfreulicherweise stimmt bei meinem Testkandidaten sogar das Werkssetup, sodass ich ohne Einstellarbeiten direkt loslegen und den Chris Kael Signature Warlock Bass an meinem Test-Rig auf Herz und Nieren prüfen kann:

Audio Samples
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Beide Pickups, EQ flat

Wow, ich bin beeindruckt! Der Signature-Bass rockt richtig los und haut bereits ohne Einsatz des Onboard-Equalizers ein ordentliches Pfund raus. Für das volle, runde Fundament ist sicherlich nicht zuletzt der relativ dicke Mahagoni-Korpus verantwortlich.
Aber auch die Tonabnehmer vom US-Hersteller EMG geben den satten Sound äußerst detailreich und ohne signifikante Betonungen wider, was mir persönlich sehr gut gefällt! Der relativ ebenmäßige Sound eignet sich zudem sehr gut zur Weiterverarbeitung mit Effektgeräten, weil alle Frequenzanteile gleichermaßen präsent sind.

Die Fertigungsqualität in Fernost hat schon längst internationalen Standard erreicht!

Als nächstes checken wir mal den Halstonabnehmer im Solomodus, die EQ-Regler bleiben immer noch in Neutralstellung. Der Chris Kael Warlock geht nun deutlich in die Preci-Richtung und klingt dementsprechend noch eine Spur fetter. Der Sound bleibt aber dennoch jederzeit straff und knackig – Dröhnfrequenzen im unteren Bereich bleiben hier komplett außen vor:

Audio Samples
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Neck-PU, leichter Bass-Boost

Im nächsten Clip hört ihr die amtliche Rock’n’Roll-Einstellungen mit “allen Reglern auf 11” – beide Volume-Regler und beide EQ-Regler sind also voll aufgedreht und ich spiele den Bass mit Plektrum. Der EMG-Equalizer arbeitet effektiv und absolut geschmackvoll. Selbst bei heftigstem Einsatz bleibt der Sound komplett in der Spur. Das Fundament wird angedickt, dröhnt aber nicht und die Höhen sind klar, ohne dass harsche Frequenzen in den Vordergrund treten – so muss das sein!

Audio Samples
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Beide PU, voller Bass-Boost, voller Treble-Boost
Ausgewogen-knurriger Grundsound – der BC Rich Warlock erfreut klanglich keineswegs nur Metaller!

Die nächste Einstellung eignet sich hervorragend für Rockbasser, die gerne Fingerstyle spielen: Im Einsatz sind dieses Mal abermals beide Tonabnehmer, den Splitcoil habe ich allerdings in der Lautstärke um etwa 20% reduziert und dazu die Bässe und die Höhen mit dem EQ moderat angehoben. Das Ergebnis ist ein wunderbar knurriger Fingerstyle-Sound mit viel Durchsetzungskraft:

Audio Samples
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Neck-PU: 80%, Bridge-PU: 100%, Bass-Boost, Treble-Boost

Wer jetzt denkt, dass man mit dem Chris Kael Signature nur Rockmusik bedienen kann, der irrt gewaltig: Wenn man nur den Stegtonabnehmer aufdreht und die Bässe zusätzlich leicht boostet, klingt der Zackenbarsch im Handumdrehen wie ein fetter Jazz Bass. Mit diesem Jaco-verdächtigen Sound macht man selbst in jeder Fusion-Band eine gute Figur. Wegen der Optik des Basses wird man sich von seinen Bandkollegen allerdings ein paar dumme Sprüche anhören müssen, befürchte ich!

Audio Samples
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Bridge-PU, Bass-Boost
Gelungenes Gesamtpaket: Der Warlock hat flexible Sounds am Start und wurde mit viel Liebe zum Detail hergestellt!

Fazit

Chris Kael ist Bassist einer bekannten Metalband – sein Signature-Bass von BC Rich wird aufgrund des bizarren Designs sicherlich fast ausschließlich Bassisten aus dem Heavy-Bereich ansprechen. Klanglich präsentiert sich der Chris Kael Warlock allerdings gar nicht so extrem, wie es die Optik vermuten ließe. Er produziert absolut grundsolide aufgeräumte Rocksounds mit viel Charakter und bietet dank der P/J-Tonabnehmer-Konfiguration und einer toll abgestimmten Elektronik von EMG ein erstaunliches Maß an Flexibilität. Sowohl wuchtige Preci-Sounds als auch filigranere Jazz-Bass-Klänge sind hier absolut problemlos umsetzbar. Aber auch in Sachen Verarbeitungs- und Materialqualität kann der Chris Keal Warlock-Signature überzeugen und bietet keinerlei Anlass für Kritik – alle Komponenten wirken hochwertig, die Lackierung ist fehlerfrei und sogar das Setup war ab Werk bereits perfekt. Der Preis von etwas über 1600,- Euro ist für den aufwendig konstruierten und toll klingenden Neck-Through-Bass aus koranischer Fertigung deshalb durchaus gerechtfertigt, allerdings gehört in dieser Preislage meiner Meinung nach auch eine hochwertige Gigbag oder gar ein stabiles Case zur Grundausstattung.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • solide-ausgewogener und transparenter Sound
  • klanglich sehr flexible P/J-Konfiguration
  • geschmackvoller, effektiver Equalizer
  • tadellose Material- und Verarbeitungsqualität
Contra
  • gewöhnungsbedürftige Ergonomie
  • keine Gigbag oder Koffer als Zubehör
Artikelbild
BC Rich Chris Kael Signature Warlock Bass Test
Für 1.499,00€ bei
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: BC Rich
  • Modell: Chris Kael Signature Warlock Bass
  • Herstellungsland: Korea
  • Mensur: 34 Zoll (Longscale)
  • Korpus: Mahagoni, mattschwarz, Abalone-Einfassung
  • Hals: durchgehend Ahorn/Wenge fünfteilig, Ebenholz-Griffbrett, 24 Bünde, Abalone-Einfassung
  • Hardware: Grover Mechaniken, Quick-Change-Bridge, Graphtech Sattel, schwarz
  • Tonabnehmer: aktiv, EMG-Splitcoil P, EMG Singlecoil J
  • Elektronik: aktiv, EMG BT Zweiband-EQ, 9 Volt
  • Regler: Volume/Volume/Bass/Treble
  • Saiten: D’Addario NYXL45105
  • Gewicht: 4,36 kg
  • Preis: 1649,- Euro (Ladenpreis im Februar 2021)
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