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Bastl Instruments Thyme+ Test: Die ultimative Tape-Machine?

Mit dem Thyme+ präsentiert Bastl Instruments den Nachfolger des „Thyme“ – einer Art digitalen Tape-Maschine, die Effekte wie Delay, Chorus, Flanger und Loop-Effekte in einem Gerät verbindet. Im stark gesättigten Effektpedal-Markt sticht das Thyme+ durch seinen unkonventionellen, Performance-orientierten Workflow und den Effekt-Sequencer hervor. Doch wie viel Kontrolle steckt hinter dem kreativen Chaos – und wie intuitiv ist das Bastl-Gerät in der Praxis?

Thyme+ Test | Bildquelle: Bastl Instruments
Bildquelle: Bastl Instruments

Bastl Instruments Thyme+ – das Wichtigste in Kürze

  • 9 einstellbare Parameter – je mit eigener Modulationsquelle (LFO, Envelope Follower, CV)
  • Bis zu 4 virtuelle Wiedergabeköpfe (Delay Taps)
  • Feedback-Loop mit Hochpass- und Tiefpass-Filter
  • Freeze-Funktion für virtuelle Tape-Loops
  • 32-Step-Sequenzer
  • 64 Presets mit Copy/Paste-Funktion
  • Mono-/Stereo-Ein- und Ausgänge (6,3 mm Klinke)
  • MIDI- & CV-/Clock-Eingänge
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Bastl Instruments Thyme+
Bastl Instruments Thyme+
Kundenbewertung:
(5)

Aufbau und Funktionsweise des Bastl Thyme+

Die analoge Bandmaschine gilt als Quelle verschiedener beliebter Effekte: Pitch-Shifting, Delay, Doubling/Flanger oder auch Loops haben ihren Ursprung in der Manipulation von Tape. Das Thyme+ macht sich dieses Prinzip zu nutze und kommt als eine Art digitale Bandmaschine daher, in welcher diese Effekte nachempfunden werden können. Parameter wie Tape Speed, Delay, Feedback, Filter, vier verschiedene Tape Heads und ein 32 Step Sequencer laden zum wilden Experimentieren mit dem digitalen Tape ein. Durch frei zuweisbare LFO’s lassen sich die Parameter modulieren, was eine ganze Fülle an Effekten ermöglicht. Preset-Buttons wie etwa Chorus oder Flanger sucht man vergebens – die gewünschten Effekt-Klassiker muss man sich mit ein wenig Know-How „erarbeiten“, was das Thyme+ tendenziell eher für erfahrene Klangtüftler interessant macht, die ihr Glück abseits von Preset-Schleudern finden. 

Bastl Instruments Thyme+ Test | Bildquelle: Bastl Instruments
Draufsicht auf den Thyme+ | Bildquelle: Bastl Instruments

Äußerer Eindruck

Optisch wirkt das Thyme+ wie eine Mischung aus Multieffekt-Prozessor und Drum Machine. Letzteres mag wohl mit der Sequencer-Struktur zusammenhängen. Ein Display zur Übersicht ist nicht vorhanden, was bereits auf das Konzept des Thyme+ schließen lässt: Weniger Kontrolle und Presets, mehr Chaos und Experiment! Mit seinen 215 x 115 x 45 mm (BxTxH) lässt sich das Pedal-Format mit mittelgroßen Effekt-Flaggschiffen wie etwa dem Strymon Big Sky vergleichen.

Delay

Die Delay-Zeit kann entweder mit der Tape-Geschwindigkeit verknüpft oder unabhängig davon mit den Reglern Coarse, Fine und Feedback gesteuert werden. Hier entstehen sowohl einfache Delay-Effekte, durch die LFO-Modulation von Fine und Feedback sind aber auch Chorus, Vibrato und Flanger/Phaser möglich.

Filter

Ein kombinierter Filter-Poti (vermutlich 12dB, hierzu keine Info im Manual) sorgt für die richtige Mischung aus Low- und HiPass. Einen Regler für die Resonanz sucht man leider vergebens.

Tape Speed

Die Tape-Geschwindigkeit lässt sich wie bei alten Band-Maschinen variieren, was in Kombination mit den anderen Parametern zu digitalen Artefakten und experimentellen Loop-Kaskaden führen kann. Per Tastenkombination lässt sich die Geschwindigkeit aus dem Stand halbieren oder verdoppeln, was auch Änderungen im Pitch bedeutet. Schließlich gibt es auch noch die Freeze-Funktion, die wie eine Art kurzer Feedback-Looper arbeitet.

Robot-LFO’s

Nahezu alle Parameter bis auf Input Gain und Output Volume lassen sich von vielseitigen LFO’s, von Bastl liebevoll Robots genannt, modulieren. Es stehen pro Robot acht verschiedene Waveforms zur Verfügung, deren Charakter sich jeweils durch Waveshaping variieren lässt. Es gibt auch einen erstaunlich gut funktionierenden Envelope-Follower und die Möglichkeit einer externen CV-Einspeisung für den LFO.

Sequencer

Alle Einstellungen lassen sich in insgesamt 64 Presets abspeichern, die wiederum in Sequenzen organisiert werden können. Diese Sequenzen lassen sich in vier Pattern-Bänken speichern und live abrufen. Der integrierte 32 Step Sequencer ermöglicht es, zwischen verschiedenen Presets in zeitlicher Abfolge zu wechseln – und das in zwei verschiedenen Modi: im Live Mode steht der spontane Pattern-Wechsel für Live-Improvisation im Vordergrund. Der Write Mode dagegen erlaubt detailliertes Editieren, allerdings nur, wenn der Sequencer nicht läuft. Dank des Sequencers ist der Thyme+ nicht nur Effektgerät, sondern wird durch die zusätzlichen Features zum intuitiven Performance-Instrument.

Bastl Thyme+: Anschlüsse und Integration

Der Thyme+ bietet Stereo-Ein- und Ausgänge, kann aber auch mono betrieben werden. Der linke Ausgang dient gleichzeitig als Stereo-Kopfhörerausgang, was den Einsatz unterwegs erleichtert. Zusätzlich stehen MIDI-In, Clock-In, CV-In und ein Footswitch-Eingang für die Kommunikationen mit der Umwelt zur Verfügung. Leider fehlt ein USB-Anschluss – damit lässt sich das Gerät nicht direkt mit dem Computer verbinden, was die Integration in DAW-basierte Setups unnötig kompliziert macht.

Die Anschlüsse befinden sich an der Stirnseite. | Bildquelle: Bastl Instruments
Die Anschlüsse befinden sich an der Stirnseite. | Bildquelle: Bastl Instruments

Praxis und Workflow mit dem Thyme+

So erfrischend das unkonventionelle Konzept des Thyme+ ist, so schnell kommt die Intuition auch an ihre Grenzen. Denn viele wichtige Funktionen verstecken sich in Mehrfachbelegungen und Sub-Menüs, ohne die ausführliche Bedienungsanleitung ist man bei diesem Gerät wirklich aufgeschmissen. Das steht dem eigentlich experimentellen, ergebnisoffenen Ansatz des Thyme+ deutlich gegenüber. Einige Parameter wie Spacing oder Fine reagieren erst im Grenzbereich deutlich, manche Regler wirken zunächst ohne Funktion, bis bestimmte Tape-Zeiten oder Modulationszustände erreicht sind. Auch die Freeze-Funktion arbeitet nicht immer zuverlässig – die Loops klingen oft unsauber oder springen unvorhersehbar. Das Thyme+ ist also in der Praxis eher eine Wundertüte als eine Präzisions-Maschine. 

Alles in Sync?

Verwirrung kommt außerdem auf, wenn man die Robot-LFO’s zur internen Clock synchronisiert. Mit der Zeit geraten die LFO’s hörbar „out of sync“, während etwa das synchronisierte Delay stabil im Tempo bleibt. Vielleicht liegt das Problem auch beim Anwender, jedoch hat hierbei selbst die Bedienungsanleitung keine Abhilfe geschaffen. Es wurde erst wieder „tight“, als eine externe Clock zur Hilfe genommen wurde.

Drowning in the World of Tape

Wer mit diesen Faktoren einen Umgang findet, wird jedoch mit ungeahnten Klängen, inspirierenden rhythmischen Pyramiden und Ambient-Welten belohnt. Um diese so richtig zum Abheben zu bringen, wäre ein einfacher Reverb angesichts des Preises schön gewesen. Durch die Extra Tape Heads erweitern sich Ambient-Welten abermals, aber auch im Sync-Mode können rhythmische Multitap-Delays entstehen. Der Sound-Charakter bleibt hierbei stets recht clean und digital, lässt sich aber dank des Filters weichzeichnen.

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Vergleich von Dry- und Wet Signal: Chorus Effekt über Robot-Modulation im Stereo Modus Einfaches Delay mit Filter Aktivierung der zusätzlichen Tape Heads für Multi Tap Delay, Tap Tempo Synchronisation, Freeze-Button

Dass die Tape Machine eben doch digital arbeitet, hört man bei der Manipulation des „Tape Speed“-Reglers. Hier kommen digitale Artefakte mit Bitcrush-Manier zum Vorschein.

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Drehen am Tape Speed-Regler

Nahezu einzigartig dürfte der Effekt-Sequencer sein, mit dem glitchige IDM-Loops und seltsame Grooves im Handumdrehen erzeugt sind. Dank der Patterns lassen diese sich auch vielseitig variieren. Das Thyme+ besitzt jedoch leider keine Werk-Presets, weswegen alle Effekte erst einmal selber programmiert werden müssen. Das dürfte Klang-Nerds leicht fallen, ist aber mitunter ein langwieriger und lähmender Prozess, bei dem das volle Potential des Gerätes je nach User auf der Strecke bleibt. Ein wenig intuitive Abhilfe schafft die Random-Funktion, wobei allen Parametern zufällige Werte zugewiesen werden.

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Sequenz aus verschiedenen Effekt-Presets Random-Funktion für alle Parameter

FAZIT: Bastl Instruments Thyme+ Test

Das Bastl Instruments Thyme+ ist kein gewöhnliches Delay, sondern ein innovativer Multi-Effekt für Kenner. Er kombiniert digitale Artefakte mit analogem Workflow und lädt zum Experimentieren ein. Wer bereit ist, sich auf das eigenwillige Konzept einzulassen, wird mit inspirierenden Ergebnissen belohnt. Wer nach einem zuverlässigen, präzisen Arbeitstier sucht, sollte sich vermutlich woanders umschauen. Für Live-Performer, Sounddesigner und experimentierfreudige Musiker ist der Thyme+ dennoch ein spannendes Werkzeug, was sie so noch nicht erlebt haben dürften.

Bastl Instruments Thyme+ Test | Bildquelle: Bastl Instruments
Eher für experimentierfreudige Klangtüftler als für zuverlässiges Live-Performing geeignet – der Bastl Instruments Thyme+. (Bildquelle: Bastl Instruments)
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • einzigartiges digitales Tape-Konzept
  • umfangreiche Modulationsmöglichkeiten (LFO/Robots)
  • große Klangvielfalt von Delay, über Modulations-Effekte bis Looper
  • inspirierender, unkonventioneller Workflow
Contra
  • kein USB-Anschluss
  • keine Werkspresets
  • viele Sub-Menüs und Doppel-Belegungen
  • Sync-Funktion teilweise unzuverlässig
Artikelbild
Bastl Instruments Thyme+ Test: Die ultimative Tape-Machine?
Für 589,00€ bei
  • Hersteller: Bastl Instruments
  • Bezeichnung: Thyme+
  • Herkunftsland: Tschechien
  • Klang & Modulation:
  • 9 einstellbare Parameter, jeweils mit eigener Modulationsquelle (LFO, Envelope Follower, CV)
  • Bis zu 4 virtuelle Wiedergabeköpfe (Delay Taps)
  • Feedback-Loop mit Hochpass- und Tiefpass-Filter
  • Freeze-Funktion für virtuelle Tape-Loops
  • Step-Sequenzer mit 32 Schritten
  • Synchronisation & Steuerung:
  • Tape Speed, Delay-Zeit, Modulationsquellen und Sequenzer synchronisierbar über Tap-Tempo, MIDI Clock oder analogen Clock-Eingang
  • Eingangsstufe & Pegel:
  • Analoge Eingangsstufe bis +20 dB Gain
  • Regler für Wet/Dry-Mix und Ausgangspegel
  • Speicher & Presets:
  • 64 Speicherplätze für Presets inkl. Copy/Paste-Funktion
  • Anschlüsse:
  • Mono-/Stereo-Eingänge: 2x 6,3 mm Klinke
  • Mono-/Stereo-Ausgänge: 2x 6,3 mm Klinke
  • MIDI-Eingang: 3,5 mm Klinke (Typ A)
  • CV- und Clock-Eingänge: 3,5 mm Klinke
  • Technische Daten & Zubehör:
  • Abmessungen (B x T x H): 215 x 115 x 45 mm
  • Gewicht: 700 g
  • Inklusive externem Netzteil, MIDI-Adapter und Quickstart-Anleitung
  • Preis: (Verkaufspreis Oktober 2025) EUR 589,-

Herstellerseite: https://bastl-instruments.com

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Bastl Instruments Thyme+ Test | Bildquelle: Bastl Instruments

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von Tom Gatza

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