Austrian Audio OC-S10 Test – Die Krönung

Mit dem Austrian Audio OC-S10 macht das Unternehmen aus der Mikrofon-Traditionsstadt Wien geradezu ein Statement. Denn wer geglaubt hat, dass das OC818 trotz grandioser Performance und schlauer Details schon das Ende der Fahnenstange an Entwicklungen war, der hat offenkundig geirrt. Entsprechend aufgeregt war ich, als ich eine Unit für einen Testbericht erhalten habe.

Quick Facts zum Austrian Audio OC-S10

  • Großmembran-Kondensatormikrofon
  • CKR12-Kapsel
  • verschiedene Pattern und Twin-Funktionalität
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Austrian Audio OC-S10 Studio Set
Austrian Audio OC-S10 Studio Set Bisher keine Kundenbewertung verfügbar

Äußeres

Das Austrian Audio OC-S10 ist optisch kein Leisetreter: 63 mm Durchmesser und 205 mm Länge erzeugen ein visuelles Gravitationsfeld im Studio, erst recht in Verbindung mit der elastischen Halterung. In ebenjene wird das Mikrofon eingeschraubt, welches dann durch elastische Laschen an Ort und Stelle gehalten wird. Der Metall-Poppschutz wir magnetisch am oberen Teil der Halterung angebracht.

Das Austrian Audio OC-S10 ist ein imposantes Mirkofon. Der luftige Korb relativiert das aber wieder etwas.
Typischer Blick im Betrieb: Mit Spinne und Poppschutz

Austrian Audio CKR12-Kapsel

Im großen Korb arbeitet – und das mag eine Überraschung darstellen – die CKR12-Kapsel, also die gleiche wie im AA OC818. Allerdings wird sie im Gegensatz zum 818 für das OC-S10 noch einmal deutlich strikter selektiert. Dieses wichtige Bauteil wird übrigens auch in Wien von Hand hergestellt. Wichtig für das klangliche Ergebnis ist nicht nur die Mikrofonkapsel selbst, sondern auch ihre Umgebung. Durch den größeren Korb sind akustische Störeinflüsse durch das Gitter entfernter als im 818, zudem ist die Aufhängugn üppiger dimensioniert, somit die Schwingungsunterdrücken schon im Mikrofonbody selbst verbessert.

Die Kapsel ist eine alte bekannte (und bewährte), die AA CKR12

Patternwahl und Twin-Funktionalität

Es ist möglich, die Kapselverschaltung am Mikrofon vorzunehmen und somit Niere, Hyperniere, Breite Niere und Kugel zu erhalten. Außerdem kann wie beim OC818 die Signale der beiden Kapselteile getrennt voneinander herausführen und beispielsweise die Freeware Polar Designer nutzen, um zu späterem Zeitpunkt auch komplexere Patternkombinationen herzustellen. Ausgegeben wird das zweite Signal anders als bei Austrians OC818 ebenfalls per normalem 3-pin XLR. Unter einer Kappe liegt ein MIni-XLR-Anschluss, der aber nur von Austrian Audio zur Kalibration verwendet wird und vom User nicht benutzt werden kann.

Doppelausgang: Der mit der kleinen Nase ist der Haupt-XLR. Unter der kleineren Kappe liegt ein Mini-XLR, der für den User aber keine nutzbare Funktion hat.

Pad und HPF

Die Ausstattung mit Filtern und Vordämpfung ist üppig – das ist eine Kontinuität im österreichischen Mikrofonbau. Das Austrian Audio OC-S10 bietet 10 und 20 dB Pad, gefiltert werden kann mit Grenzfrequenzen von 40, 80 oder 160 Hz. Dabei ist die Flankensteilheit nicht immer gleich: 40 und 80 Hz sind zweipolig, also mit 12 dB/oct, das HPF mit 160 Hz unter der Cutoff-Frequenz zunächst einpolig (6 dB/oct), unter 80 Hz zweipolig.

Sämtliche Settings werden über diese umlaufenden Ringe eingestellt.

Pegel, Frequenzen und Pattern

Mit 14 mV/Pa ist das Austrian Audio OC-S10 nicht sehr empfindlich, mit 8 dB(A) EIN aber sehr rauscharm. Den maximalen Schalldruckpegel gibt Austrian mit 147 dB SPL an. Der Pegelfrequenzgang zeigt bei den richtenden Patterns eine Delle im Schärfebereich um die 7 kHz sowie leichte Überhöhungen direkt darüber und darunter, sowie leichte Boosts unter 50 Hz und zwischen 1 und 2 kHz. Die Polardiagramme im Manuel zeigen keine Auffälligkeiten.

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Koffer und Magneten

Wie es sich für ein hochwertiges Mikrofon wie das Austrian Audio OC-S10 gehört, kommt es in einem Koffer, in den auch alles hineinpasst, auch das separate Holzköfferchen für das Mikrofon selbst. Alles Materialien des in Wien gefertigten OC-S10 hinterlassen einen guten Eindruck und sind makellos in der Verarbeitung. Die Spinne ist schnell installiert, der Poppschutz wird an ihr magnetisch befestigt. Es hätten aber gerne kräftigere Magnete sein dürfen, denn ich bin aus Unachtsamkeit einmal gegen ihn gestoßen und konnte meine Reflexe unter Beweis stellen.

AA OC-S10
Diese Schatulle passt mit in den Transportkoffer
Elastische Halterung

Wo ist vorne, wo ist hinten?

Ein wenig herummäkeln kann ich auch bei weiteren Dingen, die aber allesamt Kleinigkeiten sind: Es ist zwar mit einer kleinen Nase markiert, welches der Front-/Hauptausgang ist und welcher jener für die Twin-Funktionalität. Aber das muss man wissen. Wer ein OC-S10 noch nicht kennt, muss raten, ausprobieren, andere Personen, das Internet oder das Manual konsultieren – alles Dinge, die vermeidbar sind.

Das ist die Rückseite – erkennbar am fehlenden Logo und den weiteren Informationen am Fuß

Ich freue mich sehr, dass die Ringe zum Einstellen umlaufend und auf beiden Seiten bedurckt sind. Eine Verwechslungsgefahr gibt es aufgrund der anderen Aufdrucke nicht, es ist immer klar, was die Hauptaufsprechrichtung ist. Allerdings sehe ich haptisch keinen Vorteil gegenüber Schiebeschaltern wie beim OC818. Derartige Schalter kann man sicherer und einfacher ohne Hingucken betätigen, das gelingt bei den gehäusebündigen Ringen des OC-S10 nicht so gut.

Ein besonderes Lob gilt nicht dem OC-S10 selbst

Bevor ich mich dem Mikrofon selbst widme, will ich noch kurz den Poppschutz herausstellen. Der genaue Blick zeigt, dass es sich um eine unregelmäßige Metallstruktur handelt. Sie erinnert an das Material, das Josephson bei den Großmembranmikrofonen C715, C716 und C725 nutzt. Die Grundidee kommt der Überlieferung nach aus dem Flugzeugbau, wo besonders bei Kampfjets dafür gesorgt werden musste, dass die Treibstoffe in den Tanks nicht unkontrolliert hin und herschwappen können. Für die Akustik ist die Unregelmäßigkeit von Vorteil, denn so können keinerlei Resonanzen entstehen.

Der magnetische Poppschutz wird an die Spinne angesetzt.

Ergebnis: Die Filterung fällt so gut wie nicht auf, das ist bei manchen Filtern anders. Falls Austrian Audio sich nicht dafür entscheiden, derartige Filter auch für die universelle Nutzung anzubieten – was ich begrüßen würde –, dem sei der Håkan P110 ans Herz gelegt. Dieser ist aus Kunststoff, ohne akustisch potenziell problematischen Ring und liefert ebenfalls unhörbar besten Schutz.

Material der Poppschutzes aus der Nähe

Austrian Audio OC-S10: Klangcharakter

Mikrofontests beginnen bei mir immer damit, dass ich zunächst einmal hineinspreche, bevor ich verschiedene Instrumente ausprobiere und letztlich den Sänger ins Studio hole. Mir fällt beim Austrian Audio OC-S10 zunächst die Klarheit des Signals auf. Und das ist schon direkt eine Besonderheit, denn „klar“ ist nicht gleichzusetzen mit „kantig“ oder „glasig“: Das Austrian liefert eine atemberaubende Auflösung und grazile, sehr fein gezeichnete Höhen, die luftig-leicht und federnd wirken. Und ohne farbige Umschreibungen: Das OC-S10 zeigt Details auch noch in den absoluten Höhen, aber bleibt dabei schnell, trocken und ohne erkennbare Verzerrungen, aber mit einer gewissen, kleinen Seidigkeit. Wer auf besonders modernen Vocalsound steht, kann das Air-band enorm boosten, beispielsweise mit dem genau darauf spezialisierten Millennia NSEQ-HF.

Zu den großartigen Höhen gesellen sich sehr sturmfeste Mitten mit klarer Zeichnung und ein sattes, aber trockenes Bassfundament. Toll ist, wie stark man das Signal mit EQ und Kompressor verbiegen kann und es im Anschluss immer noch grandios klingt. In den Tiefen kann man über den Abstand auch gut mit dem Nahbesprechungseffekt arbeiten, dessen Bassanhebung weitgehend angenehm klingt und Mitten und Höhen „in Ruhe lässt“. Mit den guten Filtern lässt sich somit der Bassbereich auch schon vor dem EQ gut festlegen. Lediglich auf einen ordentlichen Preamp sollte man achten!

Audio Samples
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10 cm 10 cm, HPF bei 160 Hz 30 cm, eigener Poppschutz 30 cm, externer Poppschutz

Pattern in der Praxis

Alle Pattern sind frei von negativen Überraschungen wie plötzlich auftretenden Einbrüchen oder problematischem Verhalten dort, wo noch insgesamt viel Pegel übertragen wird. Natürlich wird das Austrian Audio OC-S10 bei Änderung hin zur Kugel etwas luftiger, die Acht sorgt für eine gewisse Kernigkeit im Klangbild. Richtig spanend kann es natürlich werden, wenn die Twin-Funktionalität genutzt wird. Hier sind geniale Dinge möglich, etwa dass das vordere Signal das hintere duckt.

Audio Samples
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Kugel Acht Niere, 0 Grad Niere, 45 Grad Niere, 90 Grad

Alternativen zum Austrian Audio OC-S10

Ein hoch auflösendes Großmembranmikrofon mit Twin-Funktionalität, geringem Eigenrauschen – da ist der Markt dünn! Sicher ist das OC818 aus gleichem Hause zu nennen, das zwar eine halbe Etage weiter unten steht, aber im Vergleich sicherlich das bessere Preis-Leistungsverhältnis liefert. Von Microtech Gefell gibt es das grandiose UM 930 twin, welches aber einen Preis aufruft, den man erst einmal verdauen muss.

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Test des Austrian Audio OC-S10: Fazit

Das Austrian Audio OC-S10 ist ein super Mikrofon. Es ist, was den Klangcharakter angeht, ein würdiger Vertreter österreichischer Mikrofonbaukunst. Außerdem gibt es einige sehr gute Detaillösungen, zu denen unter anderem der Poppschutz gehört. Dass ich dennoch etwas zu Kritteln finde, ist im Gesamtbild so unbedeutend, dass ich es hier nicht wiederholen muss. Der Preis erscheint im Vergleich mit dem OC818 vielleicht hoch, das liegt aber eher daran, dass dieses besonders preiswert ist. Oder andersherum: Es hätte mich überhaupt nicht verwundert, wenn ein derartiges Werkzeug, Made in Austria, einen Tausender mehr kosten würde.

  • Empfängerprinzip: Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: Kugel, Niere, Acht, Breite Niere, Hyperniere und Doppelniere (Twin)
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Betriebsspannung: 48V Phantomspeisung
  • Übertragungsfaktor: 14 mV/Pa
  • THD+N: 8 dB(A-bewertet)
  • maximaler Schalldruckpegel: 147 dB(SPL)
  • Pad: 10 und 20 dB
  • Filter: 40, 80 und 160 Hz
  • Lieferumfang: Mikrofon in Holzschatulle, elastische Halterung, Poppschutz, Metallkoffer
  • hergestellt in: Österreich
  • Webeite: austrian.audio
  • Preis: 2649,– (Straßenpreis 30.9.2025)
https://austrian.audio/product/oc-s10
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Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • herausragende Klangqualität
  • hohe Flexibilität
  • hervorrragender Poppfilter
Contra
  • nur Kleinigkeiten
Artikelbild
Austrian Audio OC-S10 Test – Die Krönung
Für 2.649,00€ bei
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Austrian Audio OC-S10 Moodshot The Essence Cabin - 1 Bild

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Kommentieren
Profilbild von Stefan

Stefan sagt:

#1 - 03.10.2025 um 07:33 Uhr

0

Hallo, guter Test, Danke! An Twin mikros gibt es schon noch ein paar mehr: Lewitt LCT 640 TS Sennheiser MKH 800 TWIN micparts Multitrack Microphone Beste Gruesse, Stefan

    Profilbild von Nick Mavridis

    Nick Mavridis sagt:

    #1.1 - 03.10.2025 um 11:05 Uhr

    0

    Hallo Stefan, danke. Ja, das Lewitt kenne ich und zum Sennheiser findest Du hier bei bonedo auch einen Test von mir. Hast Du das Micparts schon mal benutzt? Beste Grüße Nick

    +1
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