Antelope Orion Studio Synergy Core Test

Mit dem Antelope Orion Studio Synergy Core erfährt das beliebte Antelope Audio-Interface ein weiteres technisches Update.

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In der dritten Revision des beliebten Orion Audio-Interfaces des bulgarischen Audio-Spezialisten hat sich optisch kaum etwas geändert, technisch dafür umso mehr! Was ist anders im Vergleich zum Vorgängermodell, wie sind die Neuerungen einzuschätzen? Das haben wir uns in diesem bondeo-Test des Antelope Orion Studio Synergy Core Audio-Interface angeschaut.

Details

Orion, die Dritte

In der Reihenfolge der Orion Studio-Interfaces ist das Orion Studio Synergy Core die dritte Auflage des Audio-Interfaces mit Thunderbolt- und USB-Schnittstelle. Die erste Version, das Orion Studio hat bonedo-Kollege Felix Klostermann bereits im Jahr 2016 für Euch unter die Lupe genommen. Im Jahr 2017 verpasste Antelope dem Orion Studio ein Facelift und einige technische Verbesserungen. Diese Version nannte sich Orion Studio Rev. 2017 und musste sich ebenfalls im bonedo-Test von Patric Louis beweisen. Jetzt ist die dritte Version Orion Studio-Version erschienen, die auf den langen Namen Orion Studio Syneryg Core hört, in den Systemeinstellungen meines Rechners aber einfach als Orion III gelistet wird.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Lieferumfang des Orion Studio Synergy Core: ein Netzteil und ein USB-Kabel

Was ist neu, was ist geblieben?

Das neue Orion Studio Synergy Core ist weiterhin ein Audio-Interface der gehobenen Preisklasse, konzipiert für den professionellen und semiprofessionellen Studiobesitzer – daran hat sich auch in Version drei nichts geändert. Das Orion Studio Synergy Core kann via Thunderbolt-3- oder USB-2-Schnittstelle an einem PC oder Mac betrieben werden, im USB-Betrieb ist die maximale Anzahl der Kanäle aber auf 24 beschränkt (bei einer maximalen Auflösung von 192 kHz und 24 Bit). Eine USB-3-Schnittstelle würde eine solche Kanalbeschränkung hinfällig machen, aber die gönnt Antelope nur seinen Top-Modellen (zum Beispiel dem Orion 32 HD). Über die Thunderbolt-Schnittstelle kann man dann bis zu 32 Kanäle (bei 192 kHz und 24 Bit) in den Rechner hinein und wieder heraus streamen.

Gleichgeblieben: die Ein- und Ausgänge

Am Grundkonzept der Orion Studio-Serie hat Antelope nichts geändert, weiterhin besitzt das Orion Studio Synergy Core zwölf analoge Eingänge – ein kluger Schachzug, finde ich: Die meisten Audio-Interfaces besitzen nur acht analoge Eingänge, was für ein anspruchsvolles (man könnte auch sagen: professionelles) Schlagzeug-Recording gerade eben nicht ausreicht! Das Orion III ermöglicht mit seinen zwölf Mikrofoneingängen dagegen eine komplette Schlagzeug-Mikrofonierung (Vorschlag: Kick In, Kick Out, Snare Top, Snare Bottom, Hihats, dreimal Toms, Stereo-Overhaeds, Front-Mic und Raum Mic), ohne dass das Setup auf digitalem Wege um weitere Eingänge erweitert werden muss. Die zwölf analogen Eingänge können Mikrofon- und Line-Pegel verarbeiten, die ersten vier, auf der Frontplatte angesiedelten Inputs zusätzlich noch hochohmige Ausgangssignale von Saiteninstrumenten mit magnetischen Pickups. Die acht rückwärtigen XLR-Eingänge sind für die Nutzung von Antelopes Modelling-Mikrofonen Edge und Verge vorbereitet. Alle Eingänge sind als XLR/Klinke-Kombibuchsen ausgestattet, wobei Antelope durch einen Aufdruck auf der Rückseite noch mal deutlich darauf hinweist, dass die Line-Signale an den symmetrischen Klinkenbuchsen angeschlossen werden müssen. Wer also öfter zwischen Mikrofonen und Line-Signalen umstecken muss oder möchte, würde sich wünschen, die XLR- und Line-Eingänge lägen an getrennten Buchsen an. So muss im Fall der Fälle hinterm Rack gewerkelt werden, das Antelope sollte im Rack also in Umsteckreichweite eingeschraubt werden. Apropos „eingeschraubt“: Das Orion III besitzt wieder nur ein Schraubenloch pro Rack-Ohr. Zugegeben: Das sieht gut aus. Es kann aber in der Praxis zu völlig unnötigen Problemen bei der Rackinstallation führen.Die ersten beiden Kanäle besitzen einen analogen Insert-Punkt, über die analoges Outboard-Equipment eingeschleift werden kann. Dieser Einschleifpunkt ist ganz klassisch als unsymmetrische Stereoklinke ausgeführt, man benötigt also ein Y-Kabel mit einer 6,35mm-Stereoklinke auf zwei 6,35mm-Monoklinken.

Fotostrecke: 6 Bilder Die vier Eingänge auf der Front sind „Instrument ready“.

Ähnlich umfangreich und vor allem professionell präsentieren sich die Ausgänge: Es gibt wieder zwei Main-Ausgänge zum Anschluss von zwei Paar Studiomonitoren, zwei regelbare Reamping-Ausgänge und zwei Stereo-Kopfhörerausgänge (die natürlich mit unterschiedlichen Mixen beschickt werden können) und insgesamt 16 Line-Ausgänge, die man über zwei Sub D 25-Buchsen abgreifen kann. Auf der digitalen Ebene stehen einem eine SPDIF- und zwei ADAT-Schnittstellen zur Verfügung und zur erfolgreichen Synchronisierung von Digitalequipment natürlich Ein- und Ausgänge der vielgerühmten Antelope Word-Clock.

Fotostrecke: 4 Bilder Rechts auf der Frontplatte befinden sich die beiden Kopfhörerausgänge und die beiden Reamping-Ausgänge des Orion Studio Synergy Core.

Gleichgeblieben: Beheizter Wordclock-Generator

Wohlig warm hat es der Oszillator-Chip des Orion Studio Synergy Core, der dem Wordclock-Generator den Takt vorgibt: Antelope verpasst diesem Bauteil nämlich eine beheizte Ummantelung. Das garantiert eine gleichbleibende Temperatur von 64,5° Celsius, was für ein extrem stabiles und gleichmäßiges Clock-Signal sorgen soll. „Oven“, also „Ofen“ nennt Antelope diese Technologie und gerade dieser äußerst stabile Clock-Generator ist für viele ein wichtiges Kaufargument zugunsten eines Antelope-Interfaces, schließlich liegt in der Entwicklung von hochwertigen Geräten zur digitalen Synchronisation der Ursprung des Unternehmens.

Fotostrecke: 2 Bilder Wer die temperaturgeregelte Word-Clock des Antelope Orion III nutzen möchte, muss in den Einstellungen den „Oven“, also den „Ofen“ einschalten.

Edel und schlicht: die Front

Die Frontplatte des Orion Studio Synergy Core sieht richtig edel aus: Das dunkelgraue, gebürstete Alu dürfte sich Antelope bei den space-grauen Apple-Produkten abgeschaut haben, die neuen roten Display-Taster setzen einen kleinen optischen Akzent. Damit diese Aufgeräumtheit wirken kann, sind nur die einfach belegten Bedienelemente beschriftet. Der zentrale Dreh-Encoder und die roten Taster erfüllen verschiedene Funktionen und sind nicht beschriftet. Das optische Understatement hat in der technischen Ausstattung des Interface ein jähes Ende: Im Vergleich zum Vorgänger, dem Rev. 2017, hat Antelope dem Orion Studio Synergy Core – bei nahezu identischer Frontplatte – einigen interessanten Neuerungen unter die Haube gepackt!

Fotostrecke: 2 Bilder Die gebürstete, dunkelgraue Alu-Front macht was her.

Neuerung eins: kraftvolles Upgrade

Zu den zwei FGPA-Prozessoren, die schon in den Orion Studio-Vorgängern steckten, kommen im Orion Studio Synergy Core ganze sechs DSP-Chips zur Berechnung des Routings und von Plug-in-Effekten hinzu. Eine Rechenpower, die sich sehen lassen kann: Pro Kanal kann man bis zu acht Effekteinstanzen einschleifen, was bei den (maximal) 32 Kanälen insgesamt 256 nutzbare Plug-ins ergibt – und zwar unabhängig von der eingestellten Samplerate, also auch in 192 kHz-Projekten! Selbstverständlich arbeiten die internen Plug-ins mit äußerst geringen Latenzen, sind also echtzeitfähig. Neben dem Antelope Hall „AuraVerb“ umfasst die Plug-in-Serie verschiedene Gitarren- und Bassverstärker-Simulationen und eine große Anzahl an Vorstufen-, EQ- und Kompressor-Plug-ins, die fast alle nach historischem Vorbild designt sind und entsprechende Namen haben: Bezeichnungen wie BAE 1023, VEQ 4K Brown, Neu-W492 und V-EQ 1A erinnern nicht zufällig an Studiostandards wie Neve, SSL, Neumann und Pultec. 50 Plug-ins sind im Lieferumfang des Interfaces enthalten, weitere Plug-ins können im Antelope Plug-in-Store dazugekauft werden. Ein Konzept, dass einem bekannt vorkommen dürfte – und das der Konkurrenz Universal Audio äußerst erfolgreich umgesetzt hat. Antelope möchte auf diesem Markt mitmischen, hinkt aber gerade bei der praktischen Umsetzung noch hinterher: Bisher (Stand Nov. 2020) liegen die Plug-ins nur in einem eigenständigen Format vor, es gibt keine VST-, AU- oder gar AAX-Varianten. Um die Antelope Plug-ins in einer Produktion zu nutzen, muss man sie etwas umständlich über das AFX- und das Routing-Fenster virtuell einschleifen und wieder in die DAW-Software zurückführen – währen einer Aufnahme ist das noch ok, im Mix-Prozess entsteht so ein gewaltiger Routing-Aufwand.
Einfacher wäre es, könnte man die Antelope-Plug-ins direkt in der DAW-Software wie Cubase, Logic, Ableton Live oder Pro Tools (und den anderen DAW-Konsorten…) verwenden, doch dazu benötigt man das AFX2DAW genannte Host-Plug-in. Dieses Plug-in ist aber momentan (Nov. 2020) nur für Mac erhältlich und das Ganze funktioniert auch nur, wenn das Orion Studio III über die Thunderbolt-Schnittstelle betrieben wird. Weiterer Downer: Das Plug-in muss zusätzlich gekauft werden und ist mit 195 Euro beleibe kein Schnäppchen. Da wir User gerne den Weg des geringsten Widerstandes gehen, liegt es eigentlich im Interesse von Antelope, hier nachzubessern und entweder direkt in der DAW nutzbare Plug-in-Formate anzubieten, oder zumindest das Host-Plug-in für alle verfügbar zumachen – und das dann bitte ohne Zusatzkosten! In Anbetracht des Kaufpreises eines Orion III Interfaces ist das in meine Augen keine unangemessene Forderung.

Fotostrecke: 4 Bilder Insgesamt 50 Plug-ins sind beim Orion II dabei, vor allem aus den Bereichen EQ, Kompressoren, Preamps und Amp-Simulationen.

Neuerung zwei: mehr Preamp-Gain, mehr D/A-Dynamik

Die zwölf internen Mikrofonvorstufen wurden überarbeitet, das maximale Gain der Vorstufen beträgt nun beträchtliche +75 dB! Selbst sensible Bändchenmikrofone, als Raummikros mit Abstand zur Signalquelle aufgestellt, können nun ausreichend vorverstärkt werden. Beim Gain-Regler kann man dabei beherzt zugreifen: Die Preamps arbeiten extrem sauber, selbst bei voll aufgedrehten +75 dB Gain sind kaum Nebengeräusche zu vernehmen.
Die DA-Wandler warten ebenfalls mit verbesserten Werten auf, der Dynamikumfang wurde um weitere 4 dB vergrößert: Der Digital/Analog-Konverter der Line-Ausgänge besitzt nun 128 dB Dynamik, der Wandler der Monitor-Ausgänge sogar eindrucksvolle 130 dB! Zur Erinnerung: Der Dynamikumfang unseres Hörorgans beträgt ca. 130 dB. Spoiler: Diese Werte sehen nicht nur auf dem Papier gut aus, der Praxis-Test wird zeigen, dass das Antelope Orion Studio Synergy Core in der Tat hervorragend klingt!

Neuerung drei: eine Preamp-Umleitung

Eine weitere sehr interessante Neuerung ist die Möglichkeit die internen Vorstufen des Orion Studio Synergy Core komplett zu umgehen und Signale mit ausreichend Pegel direkt an den AD-Wandler zu übergeben. Diese „Direct“-Funktion kann man im Auswahl-Menü der Inputs einstellen und sie verspricht eine besonders saubere und unverfälschte Signalqualität, da die Signale keine unnötigen elektronischen Bauteile mehr durchlaufen müssen. Interessant ist das für Studios mit analogen Mischpulten und/oder Besitzer von sehr hochwertigen Mikrofonvorstufen, die man natürlich so unverfälscht wie möglich aufnehmen möchte.

Neuerung vier: analoge Synthies steuern!

Für die Besitzer einer ausgiebigen analogen Synthesizer-Sammlung dürfte die Tatsache interessant sein, dass das Antelope Orion Studio Synergy Core nun in der Lage ist, Control Voltages aufzunehmen und zu senden. Man kann also aus der DAW heraus die VCOs, VCAs, LFOS, et cetera seiner modularen Synthesizer steuern. Das Orion III kann diese Steuerspannungen an allen analogen Aus- und Eingängen empfangen und senden, auch über die Reamping- oder Kopfhörerausgänge, das sind insgesamt zwölf Eingänge und 40 DC-taugliche Ausgänge! Antelope empfiehlt für diese Anwendung die DAW-Software Ableton Live und das Plug-in „CV-Tools“, mit dieser Kombination kann man CV/Gate-Spannungen wie normale Audioaufnahmen handhaben. ACHTUNG: Kein Abhörmonitor mag Gleichspannung an seinem Eingang, schickt niemals ein DC-Signal an einen Ausgang, an dem Studiomonitore angeschlossen sind!

Praxis

Hell (sehr hell)

Eben hatte ich noch das dunkelgraue Design des Antelope Orion Studio Synergy Core gelobt, im Praxiseinsatz zeigt sich eine kleine Schwäche der edlen Optik: Der Kontrast zur hellgrauen Beschriftung ist so gering, dass ich in meinem Studio – bei einer eher indirekten Beleuchtung – die Frontplatte nicht ablesen kann. Zudem strahlt der LED-Ring um den Power-Schalter herum so hell, dass er das Ablesen zusätzlich erschwert. Das Display kann man zwar in der Helligkeit reduzieren, das hilft aber nichts, wenn es selbst in der hellsten Einstellung vom Power-Schalter überstrahlt wird. Ich habe während der Testphase den Schalter irgendwann abgeklebt – „quick“, aber halt auch unschön „dirty“ an so einem hochklassigen Gerät.

Antelope Orion Synergy Core während des Tests
Antelope Orion Synergy Core während des Tests

Keine Netztrennung durch Power-Schalter

Apropos Power-Schalter: Das Orion Synergy Core besitzt zwar auf der Frontplatte einen Powerschalter, dieser schaltet das Interface aber nur in den Stand-By-Modus. Ein komplettes Abschalten des Interface erreicht man nur das Ziehen des Netzsteckers. Ob das zu einem Problem wird, hängt davon ab, wie das eigene Studio verkabelt ist: Bei mir hängen alle Audiogeräte an einer schaltbaren Steckdosenleiste, das ganze Studio wird bei Betätigung dieses Schalters ausgeschaltet.

Zwangsregistrierung

Zur Einrichtung des Interfaces wird die Antelope Launcher-Software benötigt. Startet man diese, wird das Orion Studio Interface erkannt und man kann nach Updates suchen und weitere Software-Bestandteile installieren. Über einen Klick auf das angezeigte Interface wird dann die Control-Software gestartet. Um an die Einstellungen des Orion II zu kommen, sind also immer zwei Anwendungen zu starten.
Eine Registrierung des Interface auf der Antelope-Webseite ist für den Betrieb zwingend erforderlich, ohne geht nichts. Das ist eine Vorgehensweise, die im Netz schon öfter Anlass zur (wie ich finde: berechtigten) Kritik gab. 

Fotostrecke: 3 Bilder Der Powerschalter ist kein Netzschalter, sondern ein Stand-By-Schalter.

Der Klang: wow!

Ist die Einrichtungsprozedur erledigt, kommt man endlich in den Genuss des tollen Sounds des Orion Studio Synergy Core. Die Audiowerte in den Spezifikationen sind verheißungsvoll und ich hatte vorab schon viel über die exzellente Klangqualität der Antelope-Interfaces gehört. Was soll ich sagen: All das bestätigte sich im Klangtest! Mein Pro-Tools-System und mein analoger Monitor-Controller erlauben ein nahtloses Umschalten zwischen meinem (etwas betagten) UA Apollo 8-Interface der Firewire-Generation und dem Orion Studio Synergy Core, bei identischer Signalquelle versteht sich. Nach dem Einmessen der Interfaces auf gleich Lautstärke komme ich schnell zu einem Ergebnis: Das Antelope Orion Studio Synergy Core gehört zu den besten Interfaces, die ich bisher gehört habe! Im direkten AB-Vergleich schlägt es mein eigenes Studiointerface – nicht um Längen, aber hörbar: Es löst insgesamt mehr Details auf, das Stereobild ist etwas breiter und die räumliche Abbildung etwas tiefer.

Im direkten AB-vergleich klingt das Orion II (oben auf dem Rack) etwas besser als mein Apollo 8 Firewire-Interface (unten im Rack).
Im direkten AB-vergleich klingt das Orion II (oben auf dem Rack) etwas besser als mein Apollo 8 Firewire-Interface (unten im Rack).

Die Control Software: komplex, komplexer, am komplexesten

Antelope schreibt über ihre Control Software: „Intuitives Software Control Panel mit flexiblem Signal Routing“ (Quelle: Website Antelope). Den Punkt „flexibel“ unterschreibe ich sofort, beim Wort „intuitiv“ tue ich mir schwer. Während die generellen Einstellungen in der Software noch weitestgehend als selbsterklärend durchgehen, gehört die Routing-Funktion sicherlich nicht dazu! Das zeigt alleine die Anzahl an Tutorial-Videos, die Antelope inzwischen zu diesem Thema veröffentlich hat. In seinem Orion Rev 2017-Test hat mein Kollege Patric Louis die passende Formulierung zum Routingkonzept von Antelope gefunden: „ es [braucht] ein wenig Handbuch-Lektüre und Flexibilität beim Verknüpfen neuer Synapsen im Tontechniker-Hirn.“. Hat man das Alles-kann-überallhin-Routingkonzept aber verinnerlicht, sind selbst umfangreichste Routing-Setups schnell zusammengebastelt. Ich persönlich bin schnell dazu übergegangen, das Routing in der sogenannten Matrix-Ansicht zu erledigen, es erinnert mich an das Aufsetzen eines Dante-Setups und das virtuelle Verkabeln fiel mir hier leichter. Die Einstellungen können dann in beliebigen Software- und fünf Hardware-Presets abgespeichert werden und ich empfehle regen Gebrauch dieser Funktion.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Routing-Fenster verlangt die Bildung einiger neuer Synapsen im Tontechniker-Hirn!

Testaufnahmen

Bei den Testaufnahmen habe ich wegen der Routing-Funktion so manches Mal geflucht („Warum höre ich nix?“), aber der Fehler saß immer vor dem Monitor. Nach und nach habe ich kapiert, was alles möglich ist, zum Beispiel bei der Jazz-Bass-Aufnahme für die Audio-Beispiele: Das Bass-Signal ging zuerst in meine passive DI-Box, von dort zu meiner bevorzugten Mikrofonvorstufe für Bass-Aufnahmen und über den Thru-Out der DI-Box gleichzeitig in den High-Z-Eingang am Orion III. In Pro Tools habe ich dann gleichzeitig drei Varianten desselben E-Bass-Signals aufgenommen: Einmal das Signal meiner üblichen Bass-Recording-Strecke über die „Direct“-Funktion also am Orion-Preamp vorbei direkt auf den Wandler des Orion; dann noch das unbearbeitete High-Z-Signal der Orion III-Vorstufe und eine Version, wo ich das Bass-Signale durch die internen Effekte des Orion III, genauer einem virtuellen Bass-Amp gejagt habe.

Bei den Aufnahmen mit der E-Gitarre fällt mir auf, dass die Effektliste mit EQs und Kompressoren gut gefüllt ist, im Bereich der Modulationseffekte aber gar nichts bietet. Also gibt’s nur ein bisschen Stratocaster-Gezupfe, einmal das unbearbeitete High-Z-Signal und einmal durch einen AFX-Amp (Typ Vox AC 30) und mit etwas Raumhall aus dem AuraVerb verschönert. Alles wieder gleichzeitig aufgenommen, realisiert über die Routing-Matrix.

Der AuraVerb-Hall lässt sich sehr gut bei der Aufnahme einsetzen, hier zu hören bei einer kurzen Querflötenaufnahme. Diese Aufnahme veredle ich durch die Vorstufen-Emulation des Gyratec- und durch Zugabe von ein paar Höhen durch den Stu 900 EQ (Emulation der Studer 900 Serie).

Zum Abschluss wird noch obligatorisch einmal ein Shaker um das Mikrofon bewegt, es wurden wieder gleichzeitig das trockene Signal und das verhallte Signal des AuraVerb aufgenommen.

Hat Antelope auf die Kritik reagiert?

Obwohl sich das Antelope Orion Studio Synergy Core Interface großer Beliebtheit erfreut, gab es in unseren (und anderen) Testberichten auch Anlass zur Kritik. Tatsächlich hat Antelope einige dieser Kritikpunkte beim Orion Studio Synergy Core aus der Welt geschafft, andere bleiben aber bestehen.
Die beiden Monitor-Ausgänge A und B für zwei Abhörmonitor-Paare lassen sich nun getrennt regeln, inklusive Mute-, Dim-, und Mono-Button. Als Quelle für das Talkback kann neben dem internen Mikrofon jetzt einer der zwölf Mikrofoneingänge auswählen werden und der Talkback-Button schaltet inzwischen auch lautlos.

Fotostrecke: 3 Bilder In den Einstellungen können die beiden Monitor-Ausgänge getrennt getrimmt werden.

Immer noch besitzen die Mikrofoneingänge aber keine PAD-Schaltung, was aber – zugegeben – nur in seltenen Fällen Probleme bereiten dürfte (zum Beispiel bei Nutzung einer aktiven DI-Box mit starkem Ausgangspegel). 
Kritisiert wurde wiederholt die eingeschränkte Displaydarstellung, die auch weiterhin nicht konfigurierbar ist und die Pegel nur in Funktionsblöcken – wie Preamp In, Monitor A, etc. – anzeigen kann. Wählt man zum Beispiel einen der Monitor-Ausgänge an, liegen 30 Pegelanzeigen brach, auf denen man sich gerne weitere Eingangs- und Ausgangspegel anzeigen lassen würde. Immerhin kann man nun auch am Gerät auswählen, welche Pegel das Display anzeigen soll.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Pegelmeter zeigt die Level nur in Funktionsblöcken an und ist leider nicht frei konfigurierbar.

Fazit

Keine Frage: Das Antelope Orion Studio Synergy Core ist ein mächtiges Audio-Interface mit integriertem Monitorcontroller und reichlich Prozessorpower zur Effektberechnung. Dabei zieht sich in meinen Augen ein roter Faden durch den gesamten Test: Auf der einen Seite ist die Klangqualität über jeden Zweifel erhaben, das Orion Studio Synergy Core klingt einfach nur hervorragend. Auf der anderen Seite ist das Bedienkonzept schon speziell und man muss sich auf eine gewisse Lernkurve im Umgang mit dem Orion III gefasst machen. Die meisten Kritikpunkte – zum Beispiel eine einfachere Einbindung der Plug-ins oder eine konfigurierbare Display-Anzeige – ließen sich durch Anpassung der Software lösen. Das würde in meinen Augen und Ohren dem Orion Studio Synergy Core sehr guttun, nicht nur im technischen Sinne, es würde sicherlich die Reputation dieses tollen Audio-Interfaces in der Audio-Community und damit seine Verbreitung im hart umkämpften Marktsegment der hochklassigen Audio-Interfaces erhöhen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hervorragende Klangqualität
  • zwölf sehr gute Mikrofonvorstufen mit max. 75 dB Gain
  • extrem flexibles Routing-Konzept
  • 50 kostenlose und echtzeitfähige Plug-ins
Contra
  • Plug-ins nur über Umwege in der DAW nutzbar
  • Online-Zwangsregistrierung
Artikelbild
Antelope Orion Studio Synergy Core Test
Für 2.499,00€ bei
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Features und Spezifikationen
  • Thunderbolt-3- und USB-2-Interface mit zwölf Mikrofonvorstufen
  • 32 Kanäle mit 192 kHz I/O über Thunderbolt
  • 24 Kanäle mit 192 kHz I/O über USB 2.0
  • Sample Rates: 32, 44.1, 88.2, 96, 176.4, 192 kHz
  • nochmals verbesserte A/D-Wandler mit 128 dB (Line Ausgänge), bzw 130 dB (Monitor-Ausgänge) Dynamik-Umfang und -112 dB THD
  • Mikrofonpreamps mit +75 db Max. Gain, THD: -106 dB
  • zwei Reamping-Ausgänge
  • internes Talkback-Mikrofon
  • Eingang eins und zwei mit Insert-Punkt
  • zwei unabhängig zuweisbare Kopfhörer-Ausgänge
  • zwei Monitor-Ausgangs-Paare über TRS
  • zwei DSUB-25-Verbindungen für 16 Line-Ausgänge
  • Steuerung über Control-Software mit flexiblem Routing-Möglichkeiten
  • beheizte, hochpräzise Clock, 4th Generation Acoustically Focused: Abweichung
  • Breite 483 mm, Format 19“
  • Höhe: 44 mm, eine HE
  • Tiefe: 220 mm
  • Gewicht: 3,1 kg
  • Lieferumfang: USB-Kabel, Netzteil
  • Preis: € 2433,– (Straßenpreis am 19. November 2020)
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