AKG Groovepack Test

„Hasta la vista, Baby!“ hackstückelte Arnold als terminierende Maschine aus der Zukunft einst seinem gefrorenen und jämmerlich zugerichteten Gegner T1000 entgegen, als er ihm die Zündung ausknipste. Der zersprang, von einer Kugel durchbohrt, in Millionen von Teile, die Welt war gerettet. Hurra! Und das, obwohl man glaubte, schon nach TERMINATOR 1 wäre alles in Butter und für die friedliche Zukunft geregelt. Aber weit gefehlt, denn Österreicher sind immer gut für eine Fortsetzung. Und weil nicht nur dicke Mukkis, sondern auch dicker Sound aus Österreich kommen, stellt nun der österreichische Mikrofonhersteller AKG seinen Teil 2 der Perfection-Reihe vor.

„Perfection does it all!“ habe ich fast schon den Slogan von Arni gesprochen im Ohr. Denn nach der erfolgreichen Perception-Serie von AKG, die in der Studioanwendung schnell zu Rang und Namen kam, wartet die Firma nun mit der Live-Variante dieser Mikros auf und nennt sie ganz einfach “Perception Live”: eine gut aufgestellte Serie von Mikrofonen, die im Livebereich von der Bassdrum über die Trompete bis zum Gesang alles abdeckt, was Töne macht. Und für den Trommler, der gerne alles übersichtlich in einem Koffer hat, stellt AKG sogar ein Mikrofonset fürs Schlagzeug bereit – unmissverständlich “Groovepack” getauft.

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Details

Das Paket besteht aus folgenden Mikros: Drei dynamische Perception Live P4, die vor allem für die Snare und Toms geeignet sind. Für die Bassdrum ist das spezialisierte P2 vorgesehen, zwei P17-Kleinmembran-Kondenser bilden die Overheads. Das Set wird komplett mit allen Halterungen in einem Koffer aus Alumium geliefert. Dieser ist innen passgenau auf die sichere Verwahrung der Mikros zugeschnitten und macht einen guten Eindruck.

Die Mikros kommen allesamt im klassischen schwarzen Metallgehäuse, kratzfestem Finish und robuster Federstahl-Gitterkappe. Die P4 sind schön handlich, so dass sie an Snare und Toms montiert nicht unnötig viel Platz brauchen. Mit einem Übertragungsbereich von 20 Hz bis 18 kHz, einer Empfindlichkeit von 2,5 mV/Pa und einem Grenzschalldruck von 157 dB SPL, sind diese dynamischen Mikros ordentlich aufgestellt.  Das P2 für die Bassdrum ist ansehnlich, ja man könnte sagen “mit aerodynamischem Heck” geschnitten und erinnert rein optisch so gar nicht an seinen Cousin, den Klassiker D112. Der Übertragungsbereich geht von 20 Hz bis 16 kHz, die Empfindlichkeit liegt bei 2,5 mV/Pa und der Grenzschalldruck bei 152 dB SPL. Die Overheadmikros haben die klassische Stäbchenform und sind an der Kapsel vorne sowie seitlich mit Schlitzen für den Schalleintritt versehen. Mit einem Übertragungsbereich von 20 Hz bis 20 kHz wähnt sich AKG mit diesem Mikro omnipotent, bei einer Empfindlichkeit von 12 mV/Pa und einem Grenzschalldruck von 135 dB SPL (ohne Pad). Üblich für Kondenser: Auch die AKG P17 benötigen eine Phantomspeisung von 48V. Sie können zusätzlich per Schalter am Gehäuse um 20 dB abgesenkt werden, um somit auch den heftigsten Trommler auf dem Mischpult in Zaum halten zu können. Die P17 Overheads sind ausschließlich in diesem Groovepack erhältlich und nicht einzeln. Aus einem ganz einfachen Grund: Sie sind identisch mit den AKG P170 Mikrofonen. Für dieses Set sind sie lediglich ‚schwarz gemacht‘ worden.

Die Mikros kommen allesamt in Nieren-Charakteristik. Gerade für Live-Anwendungen hat AKG außerdem zwei sehr willkommene Eigenschaften zu bieten: P4 und P2 Mikrofone besitzen eine integrierte Kompensationsspule zur Unterdrückung von störenden Brummgeräuschen und zeichnen sich durch eine hohe Übersteuerungsfestigkeit aus. Wenn‘s also auf der Bühne beim Soundcheck mal wieder pfeift und brummt – vom Schlagzeug kommt‘s nicht!

Bei den P4 sind Clip-Halterungen inklusive. Das heißt: Mikro an die Halterung schrauben, an den Rim von Snare oder Tom clippen, fertig. Die Halterungen haben ein Doppelgewinde: im vorderen Teil sind sie 5/8“, dahinter dann 3/8“ groß. Das macht ein Reduziergewinde überflüssig. Für die P17 sind ebenfalls Mikrofon-Muffen im Paket enthalten, die auf jedes gängige Stativ passen. Auf den ersten Blick nicht schlecht. Um genau zu sein: perfekt!

Praxis

Klar – der Sound ist bei einem Mikrofon das Wichtigste! Allerdings sehe ich den Schlagzeuger mit seinem Instrument in einer gesonderten Rolle, wenn es um die zuverlässige Mikrofonierung seines Schlagzeugs geht. Neben gutem Klang ist ein weiteres A und O (vor allem Live), dass Mikros am Schlagzeug optimal angebracht werden können. Hier darf nichts wackeln, klappern, um- oder abfallen können. Denn wenn so etwas passiert, ist ein Drummer selten in der Lage, mal eben was aufzuheben und wieder dranzuschrauben, geschweige denn aufzustehen und ein Mikro wieder hinzustellen. Deshalb bin ich vor allem bei einem Live-Mikrofonset und den mitgelieferten Halterungen auch besonders kritisch.

Allgemein machen die Halterungen (für die P4er) einen recht unstabilen Eindruck. Zudem gibt es keine Möglichkeiten, das Mikro auf diesem Clip in seiner Position zu verändern. Lediglich der Winkel des Mikrofons kann nach oben oder unten verstellt werden. Ansonsten gilt: Anschrauben – fertig! Obwohl das Mikro für seine Größe ein gängiges Gewicht hat, scheint mir die Plastikhalterung verhältnismäßig dünn. Das hätte zur Folge, dass die Mikros später an den Trommeln beim Spielen ordentlich hin und her schaukeln. Zudem bietet die Halterung keine Möglichkeit, ihren Sitz am Spannreifen zu fixieren, sondern wird lediglich dran festgesteckt. Schätze ich mal.. denn die Form dieser Halterung ist irgendwie nicht eindeutig. Die gebogene Lasche, die man theoretisch unter den Spannreifen klemmen könnte, ist deutlich zu klein und steif, um sie in dieser Weise anzubringen. Von daher bleibt nur die Option, das Mikro auf den Spannreifen zu stecken. Je nach dessen Form und Beschaffenheit leidet hier die Stabilität des Mikros deutlich. An gängigen Stahlspannreifen (gebogene Oberkannte) funktioniert es einigermaßen – richtig zufrieden bin ich aber nicht. Jedenfalls hält das Mikro für den Moment und bewegt sich kaum, wenn ich trommle. An Gussspannreifen (oben gerade) wird’s allerdings richtig haarig! An manchen Trommeln hält das Mikro zwar auf dem Spannreifen, schlingert aber beim spielen der Trommel mächtig vor und zurück. Bei manchen Snares hatte ich sogar den Fall, dass das Mikro gar nicht hält und bereits nach zwei Schlägen nach vorne auf die Snare kippt. Hier führt dann leider kein Weg am klassischen Mikrostativ oder Lösungen von anderen Herstellern vorbei.

Zudem fallen mir beim Anschrauben eines P4 Mikrofons einige große Plastik-Fussel an der Clip-Halterung auf, die wohl vom Schneiden übrig geblieben sind, und nun in einer der Windungen hängen. Hmm.. kein Grund zur Panik, aber dennoch ein Zeichen für unsorgfältige Arbeit. Auch bei den Mikrofon-Muffen der Overheads (P17) bin ich nicht ganz überzeugt. Die Mikros sitzen recht locker darin, und lassen sogar Zwischenräume zwischen Mikro und Muffe erkennen. Es macht den Anschein, als ob beides nicht so wirklich aufeinander passt.

An meinem Set (überall Stahlspannreifen) benutze ich nun alle Clip-Halterungen aus dem Groovepack. Meine Mikrofonierung sieht wie folgt aus: Snare mit P4, Bassdrum mit P2, Tom und Floortom jew. mit einem P4 und die beiden Overheads P17 (im Abstand von ca. 40 cm zueinander) für die Becken. Also alles in allem sechs Signale. Würde ich eine Tom mehr spielen, hätte ich ein Problem. Auch ein wichtiges Instrument namens “HiHat” kann nicht mikrofoniert werden (ausserd bei Verzicht auf die Overheads). Beim Spielen achte ich vornehmlich auf das ‚Bewegungsverhalten‘ der Mikros. Erstaunlicherweise sitzen die Mikros relativ ruhig an den Trommeln wenn man sie spielt – vor allem an Snare und Floortom. Das Hängetom (sofern es nicht auf einem zweiten Snareständer steht) bewegt sich von Natur aus, hier geht das Mikro natürlich mit. Allerdings ist die Clip-Halterung nicht steif genug, so dass sie die Bewegung des Toms noch zusätzlich in eigene kleine Schlingerbewegungen umsetzt.

Da ein Schlagzeuger eher selten spürt, welche Mikros er am Set klemmen hat, bin ich auf den ersten Hörtest meiner Aufnahme gespannt. Und die klingt im ersten Eindruck passabel. Zumindest kann ich auf Anhieb sagen, dass die Mikros ihren Job machen. Einzig die Bassdum ‚tockt‘ relativ trocken vor sich hin, und lässt Tiefgang vermissen. Doch gehen wir ins Detail und betrachten jede Spur einzeln. Der Patient Bassdrum: Wie nach dem Gesamteindruck zu erwarten war, klingt sie einzeln sehr attackreich und wenig voluminös, etwas mehr Tiefbass wäre angenehm. Sie klickt mehr, als dass sie schiebt. Deutlich ist die Anhebung bei 6-10 kHz um +6 dB, daher wird sich das Bassdrumsignal auch ohne EQ live ausreichend gut durchsetzen können.

Audio Samples
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Bassdrum P2 Bassdrum D112

Die Snare dagegen läßt mein Pendel direkt umschwingen. Hier sitzt der Sound auf Anhieb, klingt sehr transparent, crisp und vor allem ausgewogen. Ein Blick auf den Frequenzgang verrät: ein schöner 8dB-Buckel zwischen 4 und 6 kHz sorgt hier für ausreichend durchsetzungsfähigen Sound. Das unterstreicht den höhenlastigen Charakter der Mikrofonserie, tut allerdings der Snare nicht weh. Im Gegenteil: Das Mikro hebt den Klang der Snare im Mix schön nach vorne, ganz ohne den Einsatz des Equalizers. Pluspunkt! Das Ergebnis der Tom ist ähnlich. Klarer Attack, nicht überzogen, und der ‚Bauch‘ des Toms kommt gut rüber. Sie klingt angenehm nach Trommel und ist zugleich noch sehr transparent. Schade, dass das Mikro durch die dünne Clip-Halterung so mit dem Tom mitschaukelt – ansonsten gäb‘s volle Punktzahl.   

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Snare P4 Snare SM57 Tom P4 Tom SM57 Floortom P4 Floortom SM57 Overheads P17 Komplettes Set

Zieht man an dieser Stelle nun ein kleines Fazit der gewonnenen Eindrücke, kann man sich schon grob ausmalen, wie die Floortom mit dem P4 klingen könnte. Stichwort 1: Attack. Davon hat das Floortom (leider) reichlich. Andererseits fehlt es dem Sound an Fülle und ‚Wums‘. Was bei Snare und Tom nicht weiter stört, legt das P4 am Floortom offen dar: die deutliche Absenkung unterhalb von 200Hz schluckt viel vom Bassanteil der Floortom. Im krassen Gegensatz dazu steht die Anhebung der Höhen bei 4-6 kHz. Dadurch liefert das Mikrofon eher einen hörbaren Akzent, als eine gute Abbildung des Trommelklangs. Leider nicht überzeugend!

In Sachen Signalübersprechung sind die dynamischen Mikros allesamt ‚unauffällig‘, und auch durch die Nierencharakteristik absolut im Rahmen. Die beiden Spuren der P17 Overheads ziehe ich jeweils komplett nach rechts und links, um ein schönes Stereopanorama des Schlagzeugs zu erhalten. Entgegen ihren ‚dynamischen‘ Mitstreitern an den Trommeln, klingen die P17 Mikrofone sehr angenehm klar. Der Frequenzgang bestätigt diesen Eindruck und zieht lediglich bei 10 kHz auf +6 dB an, verläuft aber bis dahin nahezu linear.  AKG tut gut damit, denn von den dynamischen Mikros an den Trommeln kommt genug ‚Höhe‘ und Definition, so dass die Overheads hier nichts aufpolieren müssen. Die Räumlichkeit wird akustisch gut abgebildet, der Sound ist absolut ok, und kann hier auch mit Konkurrenten der etwas höheren Preisklasse mithalten.

Natürlich muss bei einem Drummikrofon sicher sein, dass es fest an Ort und Stelle bleibt. Unter diesem Aspekt kann man sich zwar darüber freuen, dass im AKG Groovepack Mikrofonclips enthalten sind, sollte aber unbedingt vorab testen, ob sie an den jeweiligen Spannreifen der Spielweise des Drummers standhalten. Zur Sicherheit empfehle ich aber, immer Stative dabei zu haben!

Die Frage nach dem perfekten Schlagzeugsound ist – wie so häufig – natürlich eine Frage des Geschmacks. Das AKG Groovepack ist sicherlich durch seinen Preis ein attraktiver Kandidat, jedoch klanglich kein Allrounder. Auf den Kern reduziert, dürfte es wohl durch attackreichen und eher höhenlastigen Sound die Herzen der Pop-Rock bis Metal-Fraktion höher schlagen, andererseits den kultivierten Jazzer eher kalt lassen. Floortom (P4) und Bassdrum (P2) müssen beim Groovepack vom Tontechniker und dessen Künste am Equalizer noch ‚gepimpt‘ werden. Ganz im Gegenteil zu den P4 Mikros für Snare und Tom, denn diese liefern auf diese Trommeln geschnallt einen runden und guten Sound. Die P17 Overheads machen das Paket komplett, klingen für diese Preisklasse erstaunlich gut und geben keinen Grund zum meckern. In einem Punkt hat AKG mit dem Groovepack allerdings zu viel versprochen! Denn AKG macht den Sound, aber grooven musst du!

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Mikros sind robust und tourtauglich verarbeitet
  • P4-Mikros gut geeignet für Snare und Hängetom
  • Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • Clip-Halterungen minderwertig, funktionieren teils bei Gussspanreifen gar nicht
  • Mikros in den Clip-Halterungen nicht verstellbar
  • Overheads sitzen zu locker in den Mikrofon-Muffen
  • nur drei Tom-/Snare-Mikrofone, kein Hi-Hat-Mikro
Artikelbild
AKG Groovepack Test
Für 244,00€ bei
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Technische Daten
  • Das Set besteht aus:
  • 3 x P4:
  • Charakteristik: Niere
  • Typ: dynamisches Mikrofon
  • Frequenzbereich: 40 – 18.000 Hz
  • Schalldruck: 152 dB SPL max.
  • Empfindlichkeit: 2,5 mV/Pa
  • Abmessung: 110 x 79 x 44 mm
  • Gewicht: 200 g
  • 1x Perception Live P2
  • Charakteristik: Niere
  • Typ: dynamisches Mikrofon, Großmembran
  • Frequenzbereich: 20 – 16.000 Hz
  • Schalldruck: 157 dB SPL max.
  • Empfindlichkeit: 2,5 mV/Pa
  • Abmessung: 125 x 60 x 53mm (125 mit Schaft)
  • Gewicht: 480 g
  • 2x Perception Live P17
  • Charakteristik: Niere
  • Typ: Kleinmembran-Kondensatormikrofon
  • Frequenzbereich: 20 – 20.000 Hz
  • Schalldruck: 135/155 dB SPL max
  • Empfindlichkeit: 12 mV/Pa
  • Speisespannung: 48 V Phantomspeisung
  • Abmessung: 160 x 21 mm
  • Gewicht: 130 g
  • Preis: € 339,- (UVP)
  • inkl. aller Halterungen und Alukoffer
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