6 Fakten über gutturalen Gesang – unsere Tipps

Im Rock und Metal wird viel mit der ganzen Vielfalt der Zerre in der Stimme gearbeitet. Extreme Effekte wie Growl oder Shouts sind ein wichtige Bestandteile dieser Musikstile. Okay, nicht lang schnacken… lasst uns losschreien. Aber wie geht man jetzt vor, damit die Stimmbänder keinen Schaden nehmen? Dafür gibt es zwar leider kein Geheimrezept, aber mit meinen Tipps, Tricks und vor allem Übungen, die ihr in dieser Rubrik ab jetzt finden werdet, fällt euch das richtige “Schreien” sicher leichter. Mit etwas Übung und Ausprobieren könnt ihr feststellen, was eurer Stimme gut tut und was nicht.

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Generell gilt folgendes:

1. Verwirrende Namensgebung

Shout, Scream und Growl sind die umgangssprachlichen Begriffe, mit denen man den im Rock und Metal verwendeten verzerrten Gesang beschreibt. Es gibt noch weitere Begriffe wie Pig Squeal, Grunt, Fry, Yelling, Fals Cord Scream und so weiter – all das gehört zum Oberbegriff gutturaler Gesang. Dieser beinhaltet die gesamte Technik des Kehlkopfgesanges, der mit den Taschenbändern (auch falsche Stimmbänder genannt) erzeugt wird. Ich beschränke mich hier erstmal auf die erstgenannten Begriffe.
Shout meint auf Deutsch das einfache Rufen, das verzerrt oder clean, also unverzerrt, sein kann. Diese Technik wird im Rock am häufigsten genutzt. Das Shout ist sehr energetisch, vielseitig einsetzbar und dabei über mehrere Lagen hinweg singbar.

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Shouting

Scream ist das hochgestimmte Schreien, das gefühlt eher in der Kopfstimme angesiedelt ist und wenig melodiös klingt.

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Screaming

Growl, auch Grunt genannt, ist ein verzerrter Effekt im unteren Lagenbereich. Diesen “bösen” Gesang findet man meist nur im Metal. Er kann in der Klangform vielfältig sein, ist aber durch die tiefe Gesangslage in der Melodiösität eher eingeschränkt.

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Growling

2. Ohne Technik geht’s nicht lange gut

Im Rockbereich wird der ausgebildete Sänger immer wieder belächelt, weil herumschreien doch jeder kann, so die gängige Meinung. Das ist grundsätzlich aber nicht korrekt. Das gesunde Schreien ist den meisten Menschen nicht in die Wiege gelegt worden, nur wenige Sänger können ungeübt ohne Probleme eine Karriere mit verzerrter Stimme lange durchhalten. Ich erzähle hier auch aus eigener Erfahrung. Vor meiner Ausbildung zum Sänger hatte ich keine Ahnung, was ich wie mit meiner Stimme anstelle. Im Teenageralter konnte ich als Sänger in einer Punkband kaum ein halbes Konzert ohne Abreißen der Stimme durchhalten. Die wichtigen Fundamente der Stimmbildung, wie Zwerchfelltraining oder Entspannung im Hals- und Rachenbereich, haben mir gefehlt. Ich habe gedrückt und gezwängt, in falscher Lage versucht zu singen und ohne Hilfe des Zwerchfells aus dem Hals rausgeschrien.
Die Grundausbildung zum Sänger und das Erlernen der eigenen Anatomie ist für eine lange Gesundheit des Stimmapparates unabdingbar. Eine gute Ausbildung der Atemtechnik ist in erster Linie das Wichtigste, um eine ausreichende Stütze und Kontrolle der Luft zu erreichen. Des Weiteren ist der Rachenbereich und die richtige Aktivierung der Stimmbänder ein sehr wichtiger Punkt. Dieses filigrane Organ ist sehr schnell überstrapaziert und kann bei fortwährender falscher Belastung dauerhaft geschädigt werden.

3. Ohne Technik geht’s auch (Hä, wie jetzt?!)

Wie immer gibt es bei jeder Regel auch Ausnahmen. Das Perfide dabei ist, dass wir als Kleinkind wunderbar gesund und stundenlang Schreien können, ohne dass wir heiser werden und unsere Stimmbänder geschädigt werden. Passt doch mal auf ein Baby oder ein Trotzphasen-Kleinkind auf! Die Erziehung (“Schrei nicht so!”) kommt in unserer westlichen Gesellschaft leider dazwischen und wir verlernen es meist sehr schnell.
In Ausnahmefällen kann eine gesunde Schreitechnik erhalten bleiben und in die Stimmentwicklung eines Kindes mit einfließen. Durch eine große Portion musikalisches Talent wird dies natürlich noch begünstigt. Die musikalische Vorgeschichte der Eltern, das allgemeine Verhältnis zur Musik oder das Interesse am Musizieren sind zusätzliche, für die Entwicklung wichtige Faktoren.
Das folgende Beispiel zeigt, dass ein großes Musikinteresse und das Spielen von Blasinstrumenten fördernde Einflüsse sind, mit denen sich die Gesangsstimme praktisch nebenher entwickeln kann:
Ronnie James Dio war und ist ein großes Vorbild für viele Rocksänger. Der große Sänger des Heavy Metal hat übrigens keine Gesangsausbildung, sondern ist mit einer wundervollen natürlichen Zerre in der Stimme gesegnet.

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4. Gesangsanatomie kurz erklärt

Dein ganzer Körper ist der Stimmapparat. Wie bei allen Instrumenten spielen viele kleine Einzelheiten eine wichtige Rolle. Selbst die positive mentale Einstellung ist ein wichtiger Teil, genau wie sämtliche Gliedmaßen. Die entspannte Haltung in den Beinen, Armen, Schulter, Hals, Kopf und Kiefer bietet eine wichtige Grundlage, um als Resonanzkörper zu dienen. Lautstärke wird durch Resonanz und Zwerchfellkraft erreicht. Die Bildung von Lautstärke – und damit Kraft und Atemkontrolle – wird hauptsächlich mit dem Zwerchfell bewerkstelligt. Bei extremen Tönen kann sich die Spannung bis in die Muskeln des Beckenbodens (der zum Zurückhalten des Pinkelns), der Lenden und des Hinterteils fortsetzen.
Für den verzerrten Gesang ist der zweite wichtige Punkt der gesunde Umgang mit den Stimmbändern. Das richtige Ansetzen der Zerre mit den Taschenstimmbändern , auch falsche oder äußere Stimmbänder genannt, entscheidet wie lange man ohne Probleme Schreien kann. Im nächsten Artikel werde ich genauer darauf eingehen, wie man auf gesunde Art schreien kann. Hier erstmal ein Video, welches eine gute Einleitung in das ganze Thema ist und zeigt, was beim Schreien im Rachen passiert.

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5. Zwerchfelltraining ist das Wichtigste überhaupt

Wie vorhin bereits erwähnt, spielt das Zwerchfell in der Stütze und im weiteren Gebrauch einer verzerrten Stimme die Hauptrolle. Das Training dafür wird in einer Grundausbildung zum Gesang meist schon hinreichend thematisiert. Für den gutturalen Gesang ist es aber unabdingbar, ein kräftiges Zwerchfell anzutrainieren. Viel Power ist wichtig, die Kontrolle darüber noch wichtiger. Die richtige Menge an Luft, die Geschwindigkeit der Luft und das Bewusstsein der Kapazität sind der Schlüssel für diese Kontrolle. Das Erreichen der Kontrolle über die Luftbewegung wird durch spezifische Übungen begünstigt. Geduld und Ausdauer sind für diesen Prozess gefragt. In meinem Fall hat das über ein Jahr gedauert, bevor ich mich ansatzweise mit dem Ergebnis zufrieden gab.

6. Autodidaktik – Hör’ auf dich und deinen Körper!

Jetzt kommen wir zu einem weiteren wichtigen Grundsatz. Auf sich und seine Stimme zu hören, ist für einen gesunden Umgang mit der verzerrten Stimme sehr wichtig. Es geht darum, dass man selbst hört, wie es klingt, und spürt, ob es nicht schädigend ist. Man merkt im Rachenbereich sehr schnell, ob es gut ist, was man da gerade macht. Wenn man ein ungutes Gefühl oder einen Bruch im cleanen Gesang (für die Kontrolle zwischendurch) bemerkt, sollte man sofort aufhören und am nächsten Tag wieder probieren, wenn die Stimme wieder geschmeidiger ist. Das Gespür für dieses “falsche Schreien” ist dabei ein guter Wegweiser für die Weiterentwicklung.
In diversen Videos im Internet wird erklärt, wie Shouten, Screamen und Growlen klingen und funktionieren soll. Diese dienen aber nur als Ideengeber, auf sich selbst zu hören und selbst zu spüren ist die Erweiterung davon. Ein Beispiel für so einen Kanal gibt es hier. Der Tippgeber ist zwar manchmal ein anstrengender Schnacker, aber zeigt es mit sehr deutlicher und gesunder Technik. Wie ihr lest, ist es doch nicht so einfach, einfach loszuschreien. Aber habt keine Angst davor und traut euch ruhig in diesen interessanten Bereich. Ich kann euch versichern, es lohnt sich und macht Spaß. Man lernt seine Stimme auf eine neue Art kennen. In meinem nächsten Artikel werde ich spezifisch auf die Ausbildung und Übungen für ein gesundes Schreien beim gutturalen Gesang eingehen. Viel Spaß beim Ausprobieren bis dahin 🙂
Euer Stefan aka Johnny Matters

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