Was in der Schlagzeugwelt Rang und Namen hat, war Ende September zu Gast in Liverpool. Hier ging die UK Drum Show über die zahlreichen Bühnen im ACC Conference and Event Venue direkt am Ufer des Mersey. Wir waren für euch mitten im Getöse.
Schon als sich die Türen am Samstagmorgen öffneten, strömten die Besucher herein und fluteten Gänge und Räume über stolze drei Etagen: In der untersten stellten rund 100 Firmen und Händler ihre Waren aus, in der mittleren gab es neben den Ausstellungs- auch Verpflegungsstände, in der oberen Etage waren die Seminarräume und Sonderausstellungen sowie der Eingang zur Hauptbühne zu finden – wenn man sich denn einmal orientiert hatte, denn man konnte bei einem solch dichten Angebot schon mal ein wenig durcheinander kommen.
Viel zu sehen bei hohem Lautstärkepegel
Böse Zungen mögen behaupten, dass die Fahrt mit der Rolltreppe in den Keller zu manchen Zeiten einer Fahrt in den (lautstärketechnischen) Höllenschlund glich, denn kaum jemand ließ sich davon abhalten, die Exponate teils mit aller Macht unter seine Stöcke zu nehmen. Es war zwar geplant, dass pro Stunde mindestens zehn Minuten Stille zu herrschen hatte, aber nicht alle wollten sich daran halten. In Ausnahmesituationen half nur noch ein beherzter Griff des Veranstalters zu einer Druckluftfanfare, um dem wilden Treiben zumindest ein wenig Einhalt zu gebieten. Allein, die Wirkung war nur von kurzer Dauer.
Wer wirklich etwas ausprobieren und genauer hinhören wollte – die Veranstaltung war schließlich eine Verkaufsmesse mit teils reizvollen Angeboten –, der musste schon ein wenig erfinderisch sein und Lücken zu nutzen wissen. Aber was soll’s, irgendwie gehört das ja dazu.
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Auf der Hauptbühne der UK Drum Show wurde einiges geboten
Für die Freunde des geordneten Geräuschpegels bot das Line-up auf der Hauptbühne von morgens bis abends einiges: Ra Tache, John Stanier, Nic Collins, Chris Coleman, Anika Nilles und Santino Scavelli sowie Keith Carlock waren hier am Samstag, Ray Hearne, Ali Richardson, Linda Anderberg, Jay Postones, Aquiles Priester und Kenny Aronoff am Sonntag zu erleben. Sich einmal eine gewisse Zeit in die Sessel des schicken Auditoriums zu setzen, war natürlich auch eine willkommene Abwechslung. An beiden Tagen gab’s auf der „Meet the Minis“-Bühne in einem anderen Raum den Nachwuchs ab zwölf Jahren zu erleben – mit teils erstaunlichen Fertigkeiten.
Unter den Besuchern waren einige lebende Legenden anzutreffen
Auf einer weiteren Bühne präsentierte Mike Dolbear, Betreiber der gleichnamigen Webseite und umtriebiger Geist hinter der englischen Drummerszene, eine Auswahl an Up-and-coming-Drummern bei Unterricht, Fragestunde und Performances. An den beiden Tagen gaben Richard Spaven, Christin Neddens, Mike Johnston und Isac Jamba zudem Masterclasses vor sehr gut besetztem Auditorium. Abseits vom Bühnenprogramm konnten die Besucher mit so manchen ihrer Heroen ebenfalls direkt ins Gespräch kommen oder teils auch mit ihnen jammen, zum Beispiel bei der Autogrammstunde mit Benny Greb und Chris Coleman, bei Gregg Bissonette, Ash Soan und vielen mehr. Doch auch davon abgesehen wurde der eine oder andere Drummer an Ständen oder auf Gängen erspäht, darunter selbst eine Legende Bernard Purdie.
Kurzum, die Organisatoren der UK Drum Show haben mit diesem ereignisreichen Wochenende mehr als deutlich bewiesen, dass eine solche Veranstaltung nach wie vor bestens funktionieren kann, wenn das Konzept stimmt – und das tat es in Liverpool. Insofern darf man gespannt sein, wenn die Schwestermesse The Europe Drum Show im kommenden Jahr erstmals in Friedrichshafen stattfindet.