Larry Carlton zählt mit Sicherheit zu den herausragenden Gitarristen der LA-Studioszene. Auch wenn “Mr. 335”, wie er aufgrund seiner vornehmlich verwendeten Gibson 335 genannt wird, schon längst ein etablierter Solokünstler ist, veredelte er doch als Sideman unzählige Songs bekannter Künstler, darunter die Crusaders, Barbara Streisand, Joni Mitchell oder Steely Dan. 1968 veröffentlichte Larry sein erstes Soloalbum “With a little help from my friends”, das er überwiegend in seinem Homestudio, genannt “Room 335” aufnahm, doch erst 1978 sollte er mit seinem selbstbetitelten Album eine größere Aufmerksamkeit als Soloartist bekommen. Heute wollen wir uns den Song “Room 335” von Album “Larry Carlton” genauer anschauen, der sich neben so hochkarätigen Musikern wie Jeff Porcaro und Abe Laboriel auch durch ein sehr interessantes Solo auszeichnet, aus dem ich ein paar Licks präsentieren möchte.
Larry Carltons Equipment auf “Room 335”
Was sein Equipment anbelangt, ist Larry natürlich primär für den Einsatz seiner Gibson ES 335 bekannt, die er in seinen frühen Jahren gerne über einen Fender Tweed Deluxe oder Princeton schickte. Später setzte Larry auf Mesa Boogie oder Dumble, wobei bei Room 335 wohl das Mesa-Modell zum Einsatz kam. Auch in puncto Gitarren findet man bei Larry neben den Gibsons alles Erdenkliche von der Stratocaster über die Tele bis hin zu Valley Arts Gitarren, die später auch Steve Lukather spielen sollte. Besonders erfreuen dürfte es Carlton-Jünger, dass mittlerweile eine preiswerte Sire Larry Carlton Serie mit diversen, von Carlton damals favorisierten Modellen erhältlich ist.
5 spannende Licks aus dem Gitarrensolo
Hier hört ihr die Intro-Phrase seines Solos, gespickt mit tollen Halbtonbendings:
Lick 1:
Im nächsten Beispiel folgen ein paar Skalen-Runs plus ein horizontal gespielter Terz-Lick. Larry spielt die Phrase im A-Teil über die Modulation nach F-lydisch und kehrt am Ende des Licks wieder elegant nach D-lydisch zurück.
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Lick 2:
Eine tolle chromatische Phrase, die sehr gut über Esus9 in den ersten beiden Takten und Gsus9 in den letzten beiden Takten passt.
Lick 3:
Die nächsten beiden Licks kommen in der B-Sektion, über den Bm7-Akkord, dem eine II-V-I nach G Dur (Am7 – D7 – Gmaj7) folgt. Hier zeigt Larry, wie fest sein Spiel nicht nur im Blues, sondern auch im Bebop verwurzelt ist.
Lick 4:
Lick 5:
Backing Track und Leadsheet zu “Room 335” von Larry Carlton
Das Leadsheet zu “Room 335” und ein Playback, in dem die Solochanges zu hören sind, gibt es hier. Der Part am Ende des ersten A-Teils ist im 4/4tel Takt!
Tipps zum passenden Gitarrensound
Um Larrys Sound zu erreichen, benötigt ihr vorzugsweise eine semiakustische Gitarre, allerdings gehen auch Les Paul-artige Modelle, die im Idealfall mit Humbuckern bestückt sind. Allerdings sieht man Carlton live gerne diese Nummer mit einer Stratocaster oder anderen Modellen performen, und wie zu erwarten, klingt auch das phantastisch. Die milde Verzerrung, die er einsetzt, kann entweder vom Amp kommen, oder aber von einem warmen Overdrive-Pedal, das ihr nicht auf allzu hohe Gainwerte setzen solltet. Eine kleine Spur Reverb verleiht dem Ganzen einen angenehmen Raumsound. Hier findet ihr einen Vorschlag meinerseits mit dem Fender Tweed Deluxe Modell von Universal Audio:
Und nun viel Spaß mit “Room 335”!
Peter Sall sagt:
#1 - 08.10.2020 um 15:05 Uhr
Haiko Heinz, Ich schätze all deine "Die besten Gitarren-Soli" - fantastische Arbeit. "Room 335 - Workshop" ist keine Ausnahme. Wirst du bitte eine bestimmte Solo-Transkription für mich durchführen? Natürlich gegen angemessene Bezahlung :-) Wenn ja, kann du mich per E-Mail kontaktieren: 9petersall9@gmail.com
Eumel sagt:
#2 - 09.10.2020 um 14:25 Uhr
Danke Dir, Haiko, klasse! Toller Sound, toll notiertes Solo und schönes Playalong.Zwei Fragen dennoch: Könntest Du in Zukunft Akkordsymbole über die Licks schreiben?Und ich bin Jazzer und vermutlich zu schlecht im chartreading: das Intro auf dem Sheet ist doch nicht das, was man hört, oder? (hören tu ich 2 Takte Intro mit Kick auf 3+; Notiert sind vier Takte; und Eb7 passt auf den Kick auch nicht recht)
Haiko Heinz sagt:
#2.1 - 09.10.2020 um 15:24 Uhr
Hi Eumel, Danke für deinen Kommentar! Du hast vollkommen recht! Der Chart ist quasi eine Mischung aus den Changes vom Thema und vom Solo, bei dem sich ein paar Kleinigkeiten ändern (Introlänge, Kicks und auch der 3/4tel Takt). Im Playback sind 32 takte Intro und der Kick auf die 3+ ist tatsächlich Eb7, allerdings mit 9 und #11 in den Oberstimmen. Probier mal das Voicing (von unten nach oben, beginnend auf der A-Saite) eb,g,db,f und a, das blendet sicher besser mit dem Playback
Antwort auf #2 von Eumel
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenEumel sagt:
#2.1.1 - 09.10.2020 um 20:21 Uhr
Mensch klasse- Danke Dir, Haiko.Schnell, hilfreich und spielbar! :-)
Antwort auf #2.1 von Haiko Heinz
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