IPT Inner Pulse Trainer App Test

Über den Inner Pulse Trainer (IPT) freut sich besonders mein Paketbote, weil er endlich mal nichts zu schleppen hat, und auch ich frohlocke, weil ich mir den Gang ins bonedo-Testlabor heute getrost sparen kann, denn der Gegenstand dieses Testberichtes ist eine App. Der Name Inner Pulse Trainer lässt keine Fragen offen, es geht tatsächlich um das Trainieren der „inneren Uhr“, die im Prinzip jeder in sich trägt, denn schließlich ist der erste Rhythmus, den ein Mensch hört, und das rund um die Uhr, der Herzschlag der Mutter. Darum ist das Rhythmusgefühl im menschlichen Körper grundsätzlich fest verankert, aber dennoch ist es bekanntlich unterschiedlich stark ausgebildet. Zur Verbesserung der rhythmischen Wahrnehmung genügt nach Meinung von Entwickler Frank Mellies kein normales Metronom, und so kreierte er den IPT, den ich euch im folgenden ausführlich vorstelle.

( Bild: © Frank Mellies)
( Bild: © Frank Mellies)

Details

Der IPT benötigt auf meinem Android Smartphone knapp über sechs Megabyte Speicherplatz und ist – wie alle „Bezahl-Apps“ – frei von Werbebannern. Eine klare Struktur und gute Übersichtlichkeit zeichnet die in zwei Bereiche unterteilte Oberfläche aus, allerdings sind auf meinem 3Q Smartphone die unteren Buttons zur Hälfte verdeckt, so dass ich das letzte Stückchen scrollen muss, um auf diese Funktionen zugreifen zu können. Eine Rücksprache mit dem Programmierer ergibt, dass dieses Phänomen nur bei Android Smartphones mit sehr kleinem Display (in meinem Fall 4 Zoll) auftritt und damit zu tun hat, dass die Buttons, unabhängig von der Display-Größe, unter Android immer dieselbe Größe haben. In den meisten Fällen sollte also alles vollständig zu sehen sein, und das Apple-Betriebssystem iOS kennt dieses Problem ohnehin nicht. 

Fotostrecke: 2 Bilder Etwas unvollständig zeigt mein Android Smartphone mit 4 Zoll Screen die Oberfläche an …

Die zweigeteilte Benutzeroberfläche ist klar strukturiert

Der obere Bereich wird dominiert vom Hauptfenster, in dem das aktuelle Rhythmus-Pattern angezeigt wird. Darunter liegen der Regler für die Gesamtlautstärke sowie drei weitere Felder. Von rechts nach links sind dies der Start/Stop-Button, ein im Viertel-Rhythmus grün aufleuchtendes Feld, genannt Klick-Indikator, sowie die Tempoanzeige. 
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass der Klick-Indikator zur Zeit nur bei der Android-Version zu finden ist, der iOS-Anwender muss also auf die optische Tempokontrolle verzichten. In der unteren Hälfte des Displays befindet sich die „Help Section“, die allerdings nicht, wie der Name vermuten ließe, bohrende Fragen beantwortet, sondern weitere Funktionen bietet. Zunächst können hier die Betonungen auf den Viertelnoten an- und ausgeschaltet sowie in der Lautstärke variiert werden. Der nächste Bereich betrifft die Betonungen auf der „Eins“, die taktweise, alle zwei oder alle vier Takte ertönen und bei Bedarf stumm geschaltet werden können. Auch für diese Sektion ist ein separater Lautstärkeregler vorhanden. Mit den drei Buttons am unteren Ende des Bildschirms kann bestimmt werden, ob und über welchen Zeitraum die Rhythmus-Patterns eingezählt werden sollen. Für die Länge der Vorzähler kann zwischen einem und zwei Takten gewählt werden. Zu guter Letzt sei noch die Leiste am oberen Ende des Bildschirms erwähnt, welche einen Info-Button und das Feld für die Einstellungen enthält.

Praxis

Wanderer zwischen den Welten: Subdivision Clicks

In der ersten Kategorie „subdivision clicks“ stehen zwei- oder viertaktige Abläufe zur Auswahl, die sich aus jeweils zwei verschiedenen Basis-Patterns zusammensetzen. Diese vier Grundbausteine sind: Viertel-, Achtel- und Sechzehntelnoten sowie Achteltriolen. In dieser Abteilung kann man gut das schnelle Wechseln zwischen unterschiedlichen Notenwerten trainieren.

Beispiel für viertaktige Subdivision Clicks.
Beispiel für viertaktige Subdivision Clicks.

Wo ist die Eins? Displaced Clicks

Im zweiten Bereich wird es interessant, denn hier sind die Clicks „displaced“, beispielsweise immer genau ein Sechzehntel hinter den Vierteln – eine Option, die herkömmliche Metronome oder Metronom-Apps – zumindest im selben Umfang wie der IPT – nicht bieten. Ist man mit dieser Materie noch nicht vertraut, so ist es hilfreich, zu Beginn die Betonungen sowohl auf der Eins als auch auf den Viertelnoten zu aktivieren. Im fortgeschrittenen Stadium kann man die Betonungen dann nach und nach weglassen. Das Trainingsprogramm bietet ein-, zwei- oder viertaktige Abläufe, sowohl in binärer als auch in ternärer Form.

Beispiel für zweitaktige ternäre Displaced Clicks.
Beispiel für zweitaktige ternäre Displaced Clicks.

Und immer schön das Tempo halten: Clicks with gaps

Nicht weniger anspruchsvoll sind die Clicks mit Lücken. In der einfachsten Form werden innerhalb eines Taktes lediglich verschiedene Viertelnoten ausgelassen, aber bei den zwei- oder viertaktigen Formen sind bis zu zwei Leertakte eingefügt, die es zu überbrücken gilt. Hier zeigt sich die Timingfestigkeit sehr deutlich und auch gnadenlos: erwische ich die Eins oder nicht? Diese Funktion kann sicher auch für Spaß im Schlagzeugunterricht sorgen, wenn man eine Art Wettbewerb daraus macht.

Beispiel für viertaktige Clicks with gaps.
Beispiel für viertaktige Clicks with gaps.

Auch die Hausmannskost darf nicht fehlen: Standard Clicks

Der vierte Bereich umfasst die Standard Clicks mit Viertel-, Achtel-, Sechzehntel- oder Achteltriolen-Patterns.
Durch die klare Struktur stellt die Arbeit mit dem Inner Pulse Trainer keine Herausforderung dar. Die wichtigsten Menüpunkte sind im Nu erreicht, und die Lautstärke-Slider ermöglichen einen schnellen Zugriff. Sehr gut gefällt mir auch der einem Poti nachempfundene Tempo Selector, der mittels Drehbewegung eine bequeme Einstellung ermöglicht. Zusätzlich ist es möglich, per Tastendruck in 10er- oder 20er-Schritten vor- oder zurück zu springen. Eine Tap Tempo Funktion, wie man sie von herkömmlichen Metronomen kennt, ist leider nicht vorhanden.

Jeder, der schon einmal über einen längeren Zeitraum mit einem Metronom gearbeitet hat, weiß, dass die Clicksounds auf die Dauer ganz schön nerven können. Das wird beim IPT garantiert nicht passieren, denn hier gibt es zehn durchweg gelungene Sounds zur Auswahl, darunter sogar Klavierakkorde. Hier einige Hörproben:

Audio Samples
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Zweitaktige Subdivision Clicks 16tel-Noten/Achteltriolen, mit/ohne Quarters Zweitaktige Displaced Clicks, mit/ohne Quarters Zweitaktige Clicks with gaps mit Anzählern, mit/ohne Quarters

Wer die Meisterschaft anstrebt, sollte sich zusätzlich das Buch besorgen

Ergänzend zur App hat Frank Mellies auch ein Buch mit dem Titel „Your Inner Pulse Trainer“ herausgegeben, das – in deutsch-englischer Zweisprachen-Ausführung – ein umfangreichesTrainingsprogramm bietet. Die Übungen und Lesetexte, die sich konkret auf die Funktionsbereiche der App beziehen, bauen aufeinander auf und bieten reichlich Stoff auch für Fortgeschrittene. 

Fazit

Der Inner Pulse Trainer lief während der Testphase stabil und unterscheidet sich durch sein ausgereiftes Konzept zum Trainieren der „inneren Uhr“ von herkömmlichen Metronom-Apps. Das bedeutet natürlich nicht, dass man ihn nicht auch als solches benutzen kann, aber wer beispielsweise ungerade Rhythmen üben will, wird hier nicht fündig und sollte auf eine „normale“ Metronom-App zurück greifen. Auch eine Tap Tempo Funktion wird so manch einer vermissen. Die große Stärke und gleichzeitig das Alleinstellungsmerkmal des IPT liegt eindeutig in der Möglichkeit, den Click auf allen denkbaren Zählzeiten zu platzieren oder Leerstellen bzw. Leertakte einzufügen. Da die verschiedenen Notenwerte dabei sehr flexibel gehandhabt werden können, kann man sich die Hürde immer ein kleines Stück höher legen und so dem Ziel des perfekten Timings gefährlich nahe kommen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • eigenständiges, durchdachtes Konzept
  • intuitiv zu bedienen
  • angenehme Sounds
Contra
  • keine Tap Tempo Funktion
Artikelbild
IPT Inner Pulse Trainer App Test
Das Komplettpaket: Inner Pulse Trainer App und Buch ( Bild: © Frank Mellies)
Das Komplettpaket: Inner Pulse Trainer App und Buch ( Bild: © Frank Mellies)
Technische Spezifikationen
  • Name: IPT Inner Pulse Trainer
  • Kategorie: Software / App für iOS und Android
  • Entwickler: Frank Mellies
  • Speicherbedarf: 6,13 MB
  • Preis: EUR 4,89
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( Bild: © Frank Mellies)

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