Vor ein paar Jahren ist der britische Hersteller AJH Synth in die Eurorackwelt eingestiegen, indem er Module auf den Markt brachte, die im Verbund ein Eurorack-Replikat des berühmten Minimoog darstellen. Dabei handelt es sich nicht um Schaltungen, die durch den Minimoog inspiriert wurden, sondern hier wurde alles bis ins kleinste Detail nachgebaut. Die Ergebnisse konnten auf ganzer Linie überzeugen, und so gelten die ersten Module von AJH Synth bis heute zu den angesagten Oszillatoren, Filtern und Hüllkurven, die man im Eurorackformat erhalten kann.
Nachdem AJH Synth den kompletten Minimoog nachgebaut haben, präsentieren sie uns jetzt weitere Module, die nicht im Minimoog enthalten waren. Als erstes nehmen wir das ‚Sample Hold & Slew‘ unter die Lupe, wobei es sich um ein hochwertiges Sample & Hold Modul mit sehr interessanten Features handelt. Wir haben uns dieses Sample & Hold genauer angeschaut und prüfen, ob es den hohen Standard der AJH Module wahrt, und wie es sich von anderen Sample & Hold Modulen unterscheidet.
Details
Aufbau und Konzept
Das Sample Hold Slew Modul ist nur 12TE breit und knapp über 2,5 cm tief. Für diese Größe bietet das Modul sehr viele Funktionen, bleibt aber dennoch sehr gut zu bedienen. Das Modul bietet insgesamt acht Buchsen, fünf Kippschalter und vier Potis. Die Verarbeitung lässt keine Wünsche offen, und trotz der vielen Bedienelemente und Buchsen, ist hier nichts im Weg.
Alle Buchsen sind auf der unteren Seite des Moduls platziert, damit keine Kabel im Weg sind, und die Potis und Kippschalter zeigen einen angenehmen Abstand zueinander. Außer Sample & Hold und Track & Hold, bietet das Sample Hold Slew Modul eine integrierte Clock, Rauschen mit Hoch- und Tiefpassfilter sowie eine umfangreiche Slew-Funktion mit eigenem CV-Ausgang.
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Sample & Hold vs. Track & Hold
Sample & Hold reicht bis in die Anfangszeit der Synthesizer zurück. Da, wo sich manche Anfänger noch fragen, wozu man so ein Modul verwendet, können erfahrenere Modularisten ohne eine Sample & Hold Funktion nicht leben bzw. keine vernünftigen Patches bauen.
Anwendungsbeispiele für Sample & Hold Module im Detail zu erklären, würde den Umfang dieses Testberichts sprengen. Im Grunde funktioniert Sample & Hold so, dass man ein beliebiges Signal in den Eingang schickt. Leitet man dann ein Trigger-Signal in einen weiteren Eingang, so wird die gerade anliegende Spannung am Ausgang gehalten, bis der nächste Trigger ankommt. Beim nächsten Trigger schaut das Modul dann wieder, welche Spannung im Moment am Eingang anliegt und merkt sich diese bis zum nächsten Trigger usw.
Track & Hold funktioniert nach einem sehr ähnlichen Prinzip. Hier verwendet man jedoch eher Gates (lange Trigger) als Trigger-Signale. Anders als bei Sample & Hold, wird bei Track & Hold keine bestimmte Spannung am Ausgang gehalten. Sondern, solange das Gate anliegt, wird alles, was am Eingang ankommt, an den Ausgang weitergeleitet. Sobald das Gate aufhört, wird der letzte anliegende Wert, wie bei Sample & Hold, wieder bis zum nächsten Gate gehalten. Zwischen diesen beiden Funktionen kann man manuell per Kippschalter wählen.
Eine Besonderheit des Sample Hold & Slew Moduls ist der ‚Restrict‘ Regler. Dieser bietet die Möglichkeit manuell einzustellen, wie weit die ausgegebenen Werte auseinanderliegen. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um einen einfachen Abschwächer, wie dieser bei anderen Sample & Hold Modulen verwendet wird, sondern ‚Restrict‘ liefert hier einen sehr interessanten Ansatz, den ich so noch bei keinem Sample & Hold Modul gesehen habe.
Hier wird nicht einfach die Spannbreite der ausgegebenen Spannungen eingeschränkt, sondern das Modul verkürzt sozusagen den Weg von einem gehaltenen Wert zum nächsten. Das bedeutet in der Praxis, dass die Spannbreite am Ausgang genauso hoch bleibt wie das Signal, das am Eingang anliegt. Es benötigt einfach mehr Trigger, um den gleichen Punkt zu erreichen. Das ist eine wirklich clevere Idee, die sich auch in der Praxis als sehr musikalisch und daher nützlich darstellt.
Rauschen mit Filter
Die Sample & Hold Funktion in fast allen Desktop-Synthesizern ist praktisch gesehen ein Zufallsgenerator. Dort ist in nahezu allen Fällen ein Rauschen auf den Eingang des Sample & Hold fest verdrahtet. Analoges Rauschen, wie es auch im Sample Hold & Slew Modul zu finden ist, erzeugt dabei zufällige Werte. So ist auch hier das eingebaute Rauschen auf den Eingang des Sample & Hold normalisiert. Steckt also nichts in der ‚SP IN‘ Buchse, so erhält man zufällige Werte an der ‚SP OUT‘ Buchse.
Sobald man allerdings ein Kabel in die ‚SP IN‘ Buchse steckt, wird diese Verbindung unterbrochen. Sehr praktisch ist hier, dass das Rauschen seinen eigenen Ausgang besitzt. So kann man das Rauschen auch unabhängig vom Sample & Hold verwenden. Des Weiteren durchläuft das Rauschen einen Filter, bevor es an den Eingang geschickt wird, bzw. am Ausgang abgegriffen wird.
Klanglich ist der Filter, wie das Rauschen selbst, sehr gut, kann aber leider nur manuell durch das ‚Colour‘ Poti eingestellt werden. In der Mittelstellung des Potis ist das Filter ausgeschaltet und man erhält weißes Rauschen. Dreht man das Poti nach Links, so wird ein Tiefpass-Filter aktiviert. In die andere Richtung gedreht, wird es zum Hochpass-Filter. Das bietet Kontrolle über die ausgegebenen Zufallswerte. Zufall ist in der Modularwelt eben nicht immer gleich Zufall. Hier gibt es verschiedene Arten von Zufall, die wiederum stufenlos mit dem ‚Colour‘ Poti eingestellt werden.
Ein echtes Bonus-Feature bietet hier noch ein Kippschalter, der die Noise (Rauschen) auf Clipped Noise umschaltet. Bei Clipped Noise wird das Rauschen übersteuert, so dass extremere Werte entstehen. Besonders im Verbund mit dem ‚Restrict‘ Regler, erhält man auch hier sehr interessante und musikalische Ergebnisse.
Slew mit Gate Funktion und eingebauter Clock
Die Slew-Funktion hat es bei diesem Modul wirklich in sich. Um die umfangreichen Slew-Funktionen zu nutzen, wurden hier gleich drei der fünf Kippschalter, drei Buchsen und ein Poti für die Bedienung der Slew-Funktion vorgesehen. Im ersten Schritt wird das eigentliche Slew, die Zeit, die es benötigt, von einem Wert zum anderen zu gelangen, manuell per ‚Slew‘ Poti eingestellt. Steht das Poti auf Linksanschlag, so erhält man abrupte Wertesprünge. Dreht man das Poti im Uhrzeigersinn, so wird die ausgehende Spannung geglättet.
Eine Besonderheit stellt der Slew Kippschalter dar. In Mittelstellung werden steigende sowie abfallende Werte geglättet. Steht der Schalter oben, so werden nur ansteigende Flanken geglättet, anders herum nur die abfallenden Flanken. Auch hier ist mir kein anderes Sample & Hold Modul bekannt, welches diese Möglichkeit bietet.
Wer jetzt noch nicht beeindruckt ist, wird spätestens beim Angebot linearer und exponentieller Slew-Kurven aufhorchen. Das wird mit einem weiteren Schalter eingestellt. Das absolute Highlight ist aber der dedizierte Slew-Ausgang. Hier wird eine Steuerspannung gemäß den Slew-Einstellungen ausgegeben. Das ist wirklich sehr praktisch und kann in Zusammenhang mit der verbauten Clock als zusätzlicher LFO missbraucht werden.
Zum Schluss kann das Slew mit Gate-Signalen aus- oder eingeschaltet werden. Mit einem weiteren Kippschalter lässt sich wählen, ob das Slew bei anliegenden Gates ein- oder ausgeschaltet bleibt. Steckt kein Kabel im ‚SL GATE‘ Eingang, so dient dieser Kippschalter als Ein-/Aus-Schalter für die Slew-Funktion.
Eine Clock bei einem Sample & Hold Modul ist eigentlich nichts Besonderes, aber auch hier haben sich AJH ein kleines Feature einfallen lassen, das die Möglichkeiten bei verschiedenen Patches enorm erweitert. Die Clock hat hier nicht nur einen Eingang, sondern auch einen eigenen Ausgang.
Der Clou dabei ist, dass eine in den Eingang geschickte externe Clock, die interne Clock weiterhin am Ausgang liegen lässt. So hat man dann einen unabhängigen Puls-Generator. Steckt man nun den Clock-Ausgang in den Slew-Eingang, so erhält man einen außergewöhnlichen LFO am Slew-Ausgang. Wie gerade beschrieben, kann man hier einen Dreiecks-, oder aufsteigenden bzw. abfallenden Sägezahn-LFO mit entweder linearen oder exponentiellen Kurven erhalten. Sehr clever!