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Naonext Crystall Ball Test

Während man sich im Bereich Audiosoftware immer wieder mal an einem neuen Konzept erfreuen darf, herrscht im Feld der MIDI-Controller ein vergleichsweise ruhiger Innovationszyklus vor. Fraglos gibt es eine Vielzahl von Geräten mit Tastern, Fadern, Potis, Tastaturen und Mischformen davon, wirklich neue Ansätze, wie etwa das „Haken Continuum“, der „Keith McMillen QuNeo“ oder die „AlphaSphere“, sind dagegen nicht so häufig anzutreffen.

naonext_crystal_ball_teaser


Für etwas Bewegung im Marktsegment der unkonventionellen Befehlsgeber will nun die französische Firma Naonext mit ihrem „Crystall Ball“ sorgen, einer blau leuchtenden Halbkugel, die mit fünf Infrarotsensoren und einer Tastenmatrix bestückt ist. Wie sich der spacige 499-Euro-Controller im Bonedo-Test schlägt, verrät euch dieser Artikel.

Details

Grundsätzlich vereint der Crystall Ball der französischen Firma Naonext (nicht Nanonext) zwei Controller-Prinzipien in einem Gerät. Zum einen sind da nämlich fünf Infrarotsensoren, die die Annäherung eines Objekts (vorzugweise die Hände des Bedienenden) im Abstand von ungefähr 10-20 Zentimetern registrieren können. Zum anderen verfügt das Tool über eine Matrix aus insgesamt 32 zweifarbig (blau/weiß) hintergrundbeleuchteten Tastern, mit denen sich frei adressierbare MIDI-Kommandos erteilen lassen. Diese Daten sendet die Wunderkugel wahlweise über ihre DIN- oder USB-Buchse an den Rechenknecht. Zudem bietet sie eine Anschlussmöglichkeit für ein optionales Pedal. Dem Karton entnehme ich den Controller selbst, ein Netzteil, ein USB-Kabel und eine englischsprachige Schnellanleitung, die so eng bedruckt ist, dass man augenschonenderweise besser zum Download-Handbuch greifen sollte.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Crystall Ball in seiner Umverpackung.

Erster Eindruck

Zunächst einmal wirkt der Controller, steht er in natura vor einem, wesentlich größer als man es vielleicht auf Grundlage eines Fotos vermuten würde. Mit einer Tiefe von 32, einer Breite von 19 und einer Höhe von 13 Zentimetern macht der Crystall Ball nämlich einen durchaus stattlichen Eindruck. Das Gefühl einer gewissen Seriosität hat seinen Ursprung teilweise auch darin, dass der Oberfläche des Gehäuserahmens, der sowohl die Halbkugel wie auch die Tastatur einfasst, ein matt schimmerndes Aluminiumblech spendiert wurde. Auch der Griff zur Tastenmatrix gibt mir keinen Anlass zu ernsthafter Kritik, jedoch verlangen die Buttons, da es sich um ein großes Gussstück handelt, prinzipiell danach, mit einer gewissen Verbindlichkeit angetippt zu werden. Dabei geben sie kein eindeutiges, taktiles Schaltpunkt-Feedback, was allerdings typisch für diesen Industriestandard ist. Entsprechend hat dies keinen Punktabzug zur Folge, da es sich bei anderen Geräten ganz genau so verhält.
Der Blick auf die Unterseite offenbart, dass hier ausreichend Raum gelassen wurde, um alle Anschlusskabel (Strom, MIDI, USB, Footswitch) komfortabel einzustecken. Mehr noch: Naonext haben ebenfalls daran gedacht, Einbuchtungen im Kunststoff auszusparen, durch die sich die Kabel ordentlich voneinander getrennt nach hinten herausführen lassen – sehr gut.
Rückseitig erblicke ich auch ein Standard-Mikrofongewinde, was das ergonomische Positionieren des Crystall Balls auf einem Ständer jenseits des Arbeitstisches ermöglicht. Schön. Sobald der Crystall Ball mit Strom versorgt ist, leuchtet die robuste, milchtrübe Kunststoff-Halbkugel in modernem Blau. Bewege ich meine Hände oder irgendeinen Gegenstand über einen der fünf Infrarotsensoren, geben je zwei blaue LEDs ein visuelles Feedback darüber, dass sich etwas in ihrem Beobachtungsgebiet befindet.

Fotostrecke: 7 Bilder Der Crystall Ball im Ruhezustand.

Installation

Der Crystall Ball selbst benötigt keine Treiber, um am PC oder Mac seinen Dienst zu verrichten. Einfach einstecken und schon wird er als universelles Plug’n’Play-Gerät erkannt. Geradezu unverzichtbar ist dagegen die Installation der Editor-Software, die ich mir als Download von der Hersteller-Website gezogen habe. Der Editor ist nämlich die zentrale Instanz, wenn es darum geht, MIDI-Parameter-Mappings vom Crystall Ball zum Rechner und zurück zu schieben. Das ist nicht nur dann erforderlich, wenn man eigene Konfigurationsdateien anlegen möchte, sondern auch um fertige Mappings, beispielsweise für Traktor und Ableton Live, von der Naonext-Homepage in das Flash-ROM des Crystall Ball zu verfrachten. Werfen wir an dieser Stelle deshalb mal einen gesonderten Blick auf den…

Crystall Ball Editor

Kurz zur Organisation: Der Crystall Ball kann insgesamt 24 Mappings (Banks) in seinem Flash-ROM speichern, die im laufenden Betrieb mittels Shift+Nummerntaste abgerufen werden können. Jede einzelne Bank verfügt über fünf frei konfigurierbare Parameterbelegungen für Taster und Infrarotsensoren (Sets), die mit den Set-Tasten 1-5 aufgerufen werden. Die Editor-Software dient der Konfiguration des Controllers beziehungsweise dem Transfer von MIDI-Mappings und umfasst schlanke fünf Seiten:
Setup – hier lassen sich unter anderem die aktuellen Einstellungen der gewählten Bank auf den Rechner herunterladen („dumpen“), und zwar getrennt für Sensoren, Tasten, Fußschalter und Beleuchtung. Ferner können diverse Kopiervorgänge (Bank/Set) vorgenommen, Konfigurationen geladen und der gesamte Controller zurückgesetzt werden.
Keys – nun muss ich leider ein kleines bisschen über die Logik des Controllers referieren: Grundsätzlich agieren die Tasten des Crystall Balls entweder als ganz „normale“ On-Off-Taster und leuchten dann weiß oder sie schalten den jeweiligen MIDI-Parameter mit blauem Feedback auf den darüber liegenden Sensor. Ein Beispiel: Drücke ich Taste 14 (die zweite Taste in der dritten Reihe), leuchtet sie blau und die Sensordaten steuern den MIDI-Parameter, den ich zuvor für diese Taste festgelegt habe. Soweit klar? Gut. Zweite kognitive Hürde: Die Sensor-Funktion lässt sich immer nur für eine komplette Zeile und nicht für einzelne Tasten aktivieren. Beispielsweise für die zweite Zeile mit den Tasten 7-11. Hat man dieses Prinzip verstanden, gelingen mit dem Editor schnell auch aufwändigere Setups, die sich dann in einer der 24 Bänke abspeichern lassen. Wir halten im Hinterkopf, dass jede Bank über fünf Sets verfügt, die alle in der Lage sind, eine komplette Belegung der Tastenmatrix zu speichern. Für jede Taste darf ich dabei festlegen, ob sie MIDI-Noten, Control Changes oder Program Changes sendet und ob sie schalten oder triggern sowie „an“ oder „aus“ sein soll. Zum Überprüfen der Einstellungen veranlasst ein Klick auf „Dump to Crystall“ den Editor dazu, das Setting auf den Controller zu übertragen.
Sensor – hier wird die Reichweiten-Sensitivität der fünf IR-Sensoren festgelegt. Im Test hatte eine Veränderung dieses Werts allerdings keine „fühlbare“ Auswirkung auf den Controller, was aber meiner Meinung nach nicht weiter schlimm ist.
Jack – auf dieser Seite legt der Anwender fest, welche Funktionen die beiden optionalen Fußschalter haben sollen. Das Angebot reicht vom Auslösen eines MIDI-Kommandos bis hin zum Wechseln der Bank und Einfrieren von Sensorzuständen.
Light – hier justiere ich die Helligkeit der Komponenten, also die Beleuchtungsintensität der Kugel, der Sensoren und auch der Tasten im aktiven sowie inaktiven Zustand.

Fotostrecke: 7 Bilder Der Startbildschirm des Editors.
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